Unterwegs mit einem Pilzberater
Als Psychotherapeut sucht ein Eberswalder Ruhe und Entspannung beim Pilze-Suchen im Wald. Jetzt hat er sich zu einem von Brandenburgs Pilz-Berater ausbilden lassen. Diese informieren auch Laien, die fragend in ihr Körbchen blicken.
An Waldrändern in Brandenburg kann man aktuell die Fahrzeuge derjenigen, die auf der Suche nach Pilzen durch das Unterholz pirschen, sehen. Auch Steffen Pawelczack ist in der Region um Eberswalde (Barnim) mit Messer und Korb unterwegs. Als er einen Maronen-Röhrling entdeckt, knacken die Zweige unter seinen Schuhen. "Das ist ein prächtiger Bursche", sagt der sogenannte Pilz-Berater als er unter einer Kiefer stehen bleibt.
Pawelczack empfiehlt Anfängern, nach jenen braunen Pilz mit dem markanten Schwämmchen an der Unterseite zu suchen. "Die Röhrlinge sind eine Gruppe von Pilzen, bei denen wir in Deutschland eigentlich keine wirklich gefährlichen darunter haben. Die sind alle nicht tödlich giftig. Deswegen: Wer mit Röhrlingen anfängt, fängt eigentlich sehr sinnvoll an", sagt er.
Steffen Pawelczack sei Pilzberater aus Leidenschaft. Erst vor drei Wochen hat der Eberswalder seine Pilz-Prüfung bestanden. Diese hat er beim Verein Brandenburgischer Landesverband der Pilzsachverständigen (BLP) abgelegt. In Theorie und Praxis hat Pawelczack sich dort unter anderem mit den heimischen Arten, Naturschutz, Risiken und Giften oder dem Verzehr beschäftigt.
Als Absolvent kann er nun sein Wissen in Form von Beratungen weitergeben. "Ich habe festgestellt, dass Pilze für mich das perfekte Hobby sind", erklärt er. "Die haben drei unterschiedliche Aspekte: Die haben etwas mit Wissenschaft zu tun - das finde ich spannend -, die haben etwas mit Draußen-sein in der Natur zu tun und die haben etwas mit gutem Essen zu tun. Alles drei zusammen finde ich doch ziemlich klasse."
In seiner Hauptberufung ist Pawelczack Psychotherapeut. Zu abseitig sei seine Sammelleidenschaft deshalb nicht. Denn das bedeutet für den Eberswalder auch Entspannung.
Es sei gut zu wissen, wo man suchen muss. "Nur in Ecken, wo die Böden schlecht oder arm sind, ist es für die Bäume attraktiv, Lebensgemeinschaften mit Pilzen einzugehen. Dann finden wir auch diese Speisepilze, die als Symbiose-Pilze wachsen." Je ärmer also der Boden, zum Beispiel im Kiefernwald, desto reichhaltiger sei die Pilzauswahl. Sogar Baumpilze dürfen in die Pfanne, sagt der Pilzberater. "Der Schwefelporling ist so ein guter Speisepilz. Aber auch da gibt es individuelle Unverträglichkeiten. Das ist allerdings ein vielseitiger und spannender Fleisch-Ersatz."
Das "Schnitzel für Veganer" sei zu finden in einzelnen gelben Fächern am Baumstamm. Dagegen sollten Suchende Pilze mit Buckel auf dem Schirm besser stehenlassen. Als Beispiel nennt Pawelczack den "Spitzgebuckelten Raukopf". Dieser hat einen orangen oder fuchsbraun gefärbten Hut sowie Lamellen. So schön der Pilz auch aussieht, gilt er doch als tödlich giftig und sollte deshalb stehen gelassen werden. "Der Spitzgebuckelte Raukopf greift das Nieren-Gewebe an", erklärt der Berater. "Er macht darüber hinaus aber keine großartigen Symptome. Das heißt, die Nieren sterben quasi ab, ohne dass ich als Betroffener etwas merke."
Bevor unerfahrene Pilz-Jäger also ein giftiges Exemplar erwischen, können sie die Dienste der Experten des Landesverbands wie Steffen Pawelczack in Anspruch nehmen. Die Beratungen sind kostenlos und in den meisten Fällen telefonisch möglich. Eine Übersicht stellt der Verein auf seiner Internetseite zur Verfügung [blp-ev.de]. Viele von ihnen bieten auch geführte Wanderungen an. Und auch Pawelczack plant ab kommendem Jahr Exkursionen um Eberswalde.
Sendung: Antenne Brandenburg, 23.10.2024
Mit Material von Julia Tautz und Tony Schönberg
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