Lange Schlangen in Berlin
Die Panda-Zwillinge im Berliner Zoo sind am Mittwoch zum ersten Mal öffentlich gezeigt worden - für rund eine Stunde. Rund 600 Menschen konnten laut Zoo einen Blick auf die Tiere werfen.
Einer der im Berliner Zoo geborenen Panda-Zwillinge ist am Mittwoch erstmals der Öffentlichkeit präsentiert worden. Rund 600 Zoobesucherinnen und -besucher konnten einen Blick auf das größere der beiden Jungtiere werfen, wie eine Zoosprecherin der Deutschen Presse-Agentur sagte. Für mehr Menschen sei innerhalb des einstündigen Zeitfensters kein Platz in der Innenanlage der Pandas gewesen.
Wegen des großen Andrangs habe jeder Besucher jeweils nur einige Minuten Zeit gehabt, das schlafende Baby zu betrachten, sagte die Sprecherin weiter. Auch seien die Gäste gebeten worden, nicht mit Blitz zu fotografieren oder an die Scheibe zu klopfen. Dies sei aber mit großem Verständnis aufgenommen worden.
Der Panda-Nachwuchs war im August geboren worden. Ab jetzt soll jeden Tag eines der Panda-Mädchen für Besucher zu sehen sein. Wie der Zoo mitteilte, wird eines der Jungtiere täglich für etwa eine Stunde zwischen 13:30 Uhr und 14:30 Uhr "in der wohltemperierten Innenanlage" im "Panda Garden" zu sehen sein.
Das ist einige Monate früher als bei den Panda-Brüdern Pit und Paule, die 2019 geboren wurden. Der Zoo wolle den Gästen ermöglichen, die Pandas schon jetzt zu bestaunen, wo sie noch besonders klein seien, sagte Panda-Kurator Florian Sicks. Bis die Zwillinge zusammen mit ihrer Mutter Meng Meng den "Panda Garden" erobern, wird es dem Zoo zufolge noch eine Weile dauern. Vater Jiao Qing ist nicht an der Aufzucht des Nachwuchses beteiligt.
Die Pandas kamen am 22. August zur Welt. Die Weibchen haben mittlerweile das typische Panda-Muster und sind in etwa so groß wie ein größeres Kaninchen. Zu unterscheiden seien die Schwestern an ihrem unterschiedlichen Gewicht und einer leicht unterschiedlichen Größe, so Panda-Kurator Sicks. "Wir nennen sie die Kleine und die Große", sagte Sicks. Außerdem sehe der Schwanz der kleinen Schwester etwas anders aus. "Er hat einen leichten Knick."
Die wenigen Wochen alten Schwestern sollen wieder deutsche Spitznamen bekommen, sagte am Montag Zoo-Chef Andreas Knieriem. Neben den offiziellen chinesischen Namen sollen die Pandas "nette, knackige Namen mit Berliner Bezug" erhalten. Wichtig sei, dass die Namen im Deutschen gut aufzusprechen seien. Die Taufe findet seinen Angaben aber erst statt, wenn die Tiere 100 Tage alt sind.
Die Pandas Meng Meng und Jiao Qing gehören der Volksrepublik China und wurden dem Berliner Zoo 2017 geliehen. In den Leihbedingungen war vereinbart worden, dass mögliche Babys ebenfalls China gehören und dorthin gebracht werden können. Pit und Paule waren im Dezember 2023 nach China geflogen worden.
Laut dem Leibniz-Institut für Zoo und Wildtierforschung in Berlin hat der Erfolg des Zuchtprogramms für Große Pandas in den letzten Jahren exponentiell zugenommen und führt das auf die Einführung der künstlichen Befruchtung und Hormonmessungen zurück. Der Zoo und das IZW arbeiten bei der Panda-Zucht eng zusammen. Sowohl die jüngsten Panda-Zwillinge als auch Pit und Paule waren mithilfe künstlicher Befruchtung gezeugt worden. Pandaweibchen sind nur einmal im Jahr fruchtbar - für 72 Stunden. Zudem befürchtet der Zoo bei einer natürlichen Paarung ein gewisses Verletzungsrisiko.
Dem Berliner Zoo zufolge gilt der Große Panda als der seltenste Bär der Erde. "Ohne Schutzmaßnahmen wäre er mit hoher Wahrscheinlichkeit bereits ausgestorben." Die Bestände hätten sich zwar etwas erholt, aber mit knapp 2.000 Tieren im natürlichen Lebensraum werde der Große Panda von der Weltnaturschutzunion (IUCN) noch immer als gefährdet eingestuft.
Nach Recherchen der "New York Times" [Bezahlinhalt] wurde allerdings noch nie ein in einem US-amerikanischen oder europäischen Zoo geborener Panda in die Wildnis entlassen. Die Zahl der wild lebenden Tiere bleibe ein Rätsel, weil die Angaben der chinesischen Regierung allgemein als fehlerhaft und politisiert gelten würden, schreibt die NYT am Dienstag.
Die Tierschutzorganisation Pro Wildlife wirft dem Berliner Zoo und China vor, das Panda-Zuchtprogramm diene "vor allem dem Profit des Zoos sowie Chinas Panda-Diplomatei – aber nicht dem Artenschutz". Auch Pro Wildlife geht davon aus, dass der Berliner Panda-Nachwuchs nie in die freie Wildbahn entlassen wird. Zudem liege die wirliche Problematik darin, den Lebensraum der Tiere in China zu erhalten.
Sendung: rbb24, 16.10.2024, 16:00 Uhr
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