Rummel, Glühwein, Lichterglanz
Mit der Eröffnung der Weihnachtsmärkte starten Berlin und Brandenburg offiziell in die Adventszeit - mal besinnlich, mal mit Gaudi. Auch der Baum vorm Brandenburger Tor soll am 1. Advent strahlen, doch Unter den Linden bleibt es 2024 dunkel.
Zahlreiche Weihnachtsmärkte in Berlin und Brandenburg haben seit Montag geöffnet. Traditionell werden die Märkte erst nach Totensonntag (Ewigkeitssonntag) eröffnet.
Dazu gehören der Weihnachtsmarkt an der Gedächtniskirche und der Weihnachtsmarkt am Schloss Charlottenburg im Westen Berlins sowie die Märkte in Mitte auf dem Alexanderplatz und auf dem Gendarmenmarkt.
In Potsdam startet der Weihnachtsmarkt "Blauer Lichterglanz" und in Cottbus der "Weihnachtsmarkt der Tausend Sterne".
Die Märkte Weihnachtskirmes an der Landsberger Allee und der historische Weihnachtsmarkt auf dem RAW-Gelände in Friedrichshain hatten schon zuvor als sogenannte Wintermärkte eröffnet. Schätzungsweise 60 Märkte im gesamten Berliner Stadtgebiet hatten schon vor Totensonntag geöffnet.
Unter den fast 100 Weihnachtsmärkten in Berlin [berlin.de] sind auch viele kleinere Kiez-Märkte, die nur an wenigen Tagen oder nur an den Advents-Wochenenden öffnen oder Veranstaltungen mit internationalen Schwerpunkten: Finnisch, Italienisch, Englisch, Dänisch, Afrikanisch, Japanisch, Norwegisch.
Zunehmend gibt es auch Weihnachtsmärkte für spezielle Interessen wie einen mittelalterlichen Markt, einen "Kinky Weihnachtsmarkt" mit erotischem Anklang oder "Holy Shit Shopping" mit Produkten von Künstlerinnen und Künstlern.
Erstmals dabei ist in diesem Jahr der "Berliner Wintertraum" in Treptow, im Grunewald findet wiederum ein Hundeweihnachtsmarkt am zweiten Adventswochenden statt. Wer sich durch Weihnachtsspezialitäten futtern möchte, kann das auf dem All Inclusive Weihnachtsmarkt am Spreespeicher tun.
Viele Märkte sind weiterhin kostenlos, aber einige verlangen einen geringen Eintrittspreis. Ebenso sind die Preise für einen Becher Glühwein gestiegen - bis zu 7,50 Euro (ohne Becherpfand) zahlt man beispielsweise auf dem Weihnachtsmarkt an der Gedächtniskirche.
Traditionell Schluss ist für die Weihnachtsmärkte am Heiligen Abend. Doch einige Marktbetreiber werfen die bisherigen Routinen über Bord und öffnen bis nach Weihnachten.
Auf der einen Seite hat das familiär-soziale Gründe: Unterm Weihnachtsbaum wächst das Schlechte-Laune-Potential. Schon am 25. Dezember suchen viele Menschen statt Besinnung eher Zerstreuung. Zusätzlich kann Geld, das über die Feiertage verschenkt wurde, ausgegeben werden.
Für Veranstalter und Flächenverpächter kann es sich lohnen, dass die Märkte länger laufen. Mehr Zeit für Einnahmen und die Vermieter der Flächen - also die Stadt Berlin, die Bezirke oder die Brandenburger Städte und Gemeinden - erhalten höhere Einnahmen. Außerdem können so die zu Heiligabend noch fehlenden Umsatzprozente beim Geschäft an den Zusatztagen vielleicht noch aufgeholt werden.
Für die Veranstalter der großen Märkte in Berlin und Brandenburg spielt auch das Thema Sicherheit eine Rolle. Konzepte wurden von den Bezirken zusammen mit Polizei und Feuerwehr entwickelt. Auch private Wachdienste sollen eingesetzt werden. Die Polizei ist auch gegen Taschendiebe im Einsatz. Bei dem islamistischen Terroranschlag auf den Weihnachtsmarkt an der Gedächtniskirche im Jahr 2016 starben 13 Menschen.
Andreas Tschisch ist der zuständige Polizeidirektor für den Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz [inforadio.de]. Im rbb24 Inforadio sagte er vergangenen Montag, dass er damit rechne, dass in diesem Jahr alles ruhig verlaufen werde; das Prüfen der Gefahrenlage laufe schon seit Monaten. "Wir haben in diesem Jahr genauso viele Mitarbeiter auf dem Markt, wie wir es im letzten Jahr auch hatten", so Tschisch. Die Gefahr sei ähnlich hoch wie der Besuch eines Einkaufszentrums oder Supermarktes.
Polizeibeamte sollen aber auch ohne Anlass Taschen- und Körperkontrollen durchführen dürfen - beispielsweise bei Gruppen von Jugendlichen oder Betrunkenen. "Was uns am meisten Sorgen macht, sind Messer und Waffen", so Tschisch. Gerade mit steigendem Alkoholpegel könne dies eskalieren. Er gehe aber von einer ruhigen Lage auf den Märkten aus.
Am Montag haben zudem - wie schon seit vielen Jahren - die Kirchen gemeinsam mit dem Handelsverband die öffentliche Weihnachtsbeleuchtung eingeschaltet. Das fand in diesem Jahr auf dem Bebelplatz vor der wiedereröffneten Sankt Hedwigs-Kathedrale statt.
Am Berliner Kurfürstendamm sowie auf derTauentzienstraße wurden die weihnachtlichen Lichter vergangenen Freitag eingeschaltet. Allerdings gab es 2024 kein Geld vom Senat, das Projekt musste komplett durch Spenden finanziert werden - und dabei kam nur die Hälfte der sonst üblichen rund 600.000 Euro zusammen, die nötig sind, um 4,5 Kilometer der Strecke zu erleuchten. Daher fällt die Beleuchtung auf dem Abschnitt mit 2,9 Kilometer dieses Jahr etwas kleiner aus, es fehlen zudem große Leuchtfiguren wie Nussknacker und Schneemann.
Auf dem Boulevard unter den Linden gibt es dagegen 2024 keine Weihnachtsbeleuchtung. Es seien nicht genug Spenden zusammengekommen, sagte die Bezirksbürgermeisterin von Mitte, Stefanie Remlinger (B'90/Grüne).
Vor dem Brandenburger Tor wurde am vergangenen Montagabend auch der Weihnachtsbaum aufgestellt. Es handelt sich dabei um eine gut 20 Meter hohe Fichte aus Ostthüringen - der etwa 30 Jahre alte Nadelbaum aus dem Staatswald wurde vergangene Woche in Mohlsdorf-Teichwolframsdorf gefällt, wie die Landesforstanstalt Thüringen mitteilte. Damit kommt zum zehnten Mal in Folge Deutschlands wohl bekanntester und meistfotografierter Weihnachtsbaum aus Thüringen.
Sechs Dekorateure brauchen dann fast eine ganze Woche, um den Baum mit 15.000 Energiesparlampen und Hunderten Weihnachtskugeln zu schmücken. Sonntag den 1. Dezember, dem ersten Advent, soll der Baum laut "B.Z" dann gegen 16.30 Uhr von ehrenamtlich engagierten Berlinerinnen und Berlinern angeknipst werden.
Sendung: rbb24 Abendschau, 30.11.2024, 19:30 Uhr
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