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Verkehrschaos
Der morgendliche Verkehr aus Köpenick wird aktuell zur Geduldsprobe. Der Bürgermeister versteht den Ärger vieler Autofahrer über die zeitgleich stattfindenden Baustellen. Aufschiebbar waren sie laut Verkehrsverwaltung aber nicht. Von Anna Bordel
Auf der Müggelheimer Straße in Köpenick verengt sich die zweispurige Straße wegen einer Baustelle zu einer Fahrbahn - der Rückstau führt dazu, dass auch bei Grün kein Weiterfahren möglich ist. Den Fahrstreifen unter den Gleisen am Bahnhof in Köpenick teilen sich Trams und Busse mit dem regulären Verkehr von Autos und Lkws. Auf der Wendenschloßstraße ist das Fahren für beiden Richtungen nur auf einem Fahrstreifen möglich, die Durchfahrt ist durch Ampeln geregelt.
Die beschriebenen Verkehrsszenarien sind nur einige der aktuellen Beschränkungen durch Bauarbeiten, die momentan das Durchkommen mit dem Auto in, nach und aus Köpenick erschweren - vor allem zwischen sechs und neun Uhr, wenn die meisten Menschen zur Arbeit fahren. Aus dem Teil Köpenicks, der östlich von Dahme und Spree liegt, muss man mit dem Auto hauptsächlich über zwei Brücken fahren, um Richtung Berliner Zentrum oder andere Berliner Bezirke zu gelangen. Bestimmte Verkehrsadern sind daher für Autofahrer nicht zu vermeiden.
Die Verkehrsinformationszentrale zählt momentan sieben größere Baustellen - einige davon betreffen zentrale Hauptverkehrsstraßen wie eben die Müggelheimer Straße. Wer mit dem Auto durch Köpenick fährt, sieht am Straßenrand diverse Schilder, die auf Vollsperrungen, Bauarbeiten oder Umfahrungen hinweisen. Und viele Menschen, die täglich mit dem Auto in Köpenick unterwegs sind, sind mehr als genervt.
"Wir Köpenicker sind ja vieles gewöhnt - aber was hier derzeit abgeht im Verkehr ist nicht mehr zumutbar", schreibt ein User rbb|24. Ein Autofahrer, der auf der Müggelheimer Straße an einer Ampel auf die Weiterfahrt wartet, berichtet, dass er an manchen Tagen morgens bis zu einer halben Stunde im Stau stehe. "Ich fahre hier jeden Morgen lang und es ist einfach nur zum Kotzen", sagt eine weitere Autofahrerin an derselben Stelle. Zur Kinderarztpraxis nach Grünau brauche sie momentan mehr als doppelt so lange wie sonst.
Einige Köpenicker versuchen das Verkehrschaos durch besonders frühes Aufstehen zu umgehen. Andere stellen sich jeden Tag in den Stau und hoffen, dass er nicht so zäh ausfallen möge. Für manche sind auf Nachfrage öffentlichte Verkehrsmittel eine Alternative, für andere weniger - denn auch der ist teilweise von Einschränkungen betroffen. Auf mehreren Tramlinien in Köpenick wird momentan laut den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) Ersatzverkehr angeboten, zahlreiche Bushaltestellen mussten wegen der Baustellen umgesetzt werden. Der Umbau des Bahnhofs Köpenick zum Regionalbahnhof beeinträchtigt zudem den S-Bahnverkehr regelmäßig.
Bezirksbürgermeister Oliver Igel (SPD) kann die Beschwerden der Bürger verstehen. "Die Kritik an den Mehrfachbaustellen in Köpenick und die Auswirkungen sind mehr als berechtigt. Ich hätte mir vom Berliner Verkehrsmanagement eine Vermeidung dieser Probleme durch Verschiebung von Baustellen gewünscht", sagt er. Dass derart viele Baustellen gleichzeitig stattfinden, hätte er Anfang des Jahres so nicht absehen können.
Insbesondere von den mehrjährigen Baustellen der BVG und der Wasserbetriebe in der Köpenicker Altstadt im Herbst sei er überrascht gewesen. Der Bezirk habe noch versucht, den Start zu verschieben, sagt Igel. "Als Bezirksamt haben wir BVG und Wasserbetriebe wiederholt darauf hingewiesen, dass es sich bei dem Beginn der Bauarbeiten in der Altstadt Köpenick um den denkbar schlechtesten Zeitpunkt handelt" - aber offenbar ohne Auswirkungen. Die BVG und die Wasserbetriebe haben zahlreiche Arbeiten an Gleisen und Wasserrohren vor Kurzem gestartet, sie sollen sich insgesamt bis 2027 hinziehen.
Stephan Natz von den Wasserbetrieben rechtfertigt den Baustart im Herbst. Nicht alle Bauarbeiten könnten in die Sommerpause gelegt werden, zudem habe man die Arbeiten bereits im Frühjahr dieses Jahres beim Bezirk angekündigt.
Über den richtigen Zeitpunkt für Großbaustellen sollte man streiten, dennoch lohnt ein Blick auf die Ziele der Bauarbeiten. Im Fall von Köpenick sind es nicht ausschließlich Interessen privater Hauseigentümer, die dabei verfolgt werden. So wird der Bahnhof zu einem Regionalbahnhof ausgebaut. Ab 2027 sollen Züge Köpenick besser mit dem Stadtzentrum verbinden. Wasser- und Abwasserleitungen müssen erneuert werden, genau wie zahlreiche Tramgleise, so die BVG.
Die Berliner Verkehrsverwaltung hält die Bauarbeiten und ihren Zeitpunkt daher für notwendig. "Ein Hinauszögern würde eher die Anzahl der Havarien mit ungeplanten Vollsperrungen provozieren", so ein Sprecher der Verwaltung.
Der Bezirk Treptow-Köpenick richtet laut Bürgermeister Igel nun eine Baustellenkoordinationsstelle ein - Details, bis wann und was die Stelle genau leisten soll, gibt er nicht bekannt.
Wenn man Köpenick Richtung Stadtzentrum verlässt, kommt man am Stadion des 1. FC Union Berlin vorbei. Auf Höhe des Eingangs verengt sich die Straße zu einer Fahrbahn. Was vormittags unter der Woche zumindest nicht zu einem Verkehrsstillstand führt, kann bei einem Union-Heimspiel für Chaos sorgen. So kündigt die Verkehrsinformationszentrale rund um die Spiele stets an: Es ist mit Stau und Sperrungen zu rechnen.
Beitrag von Anna Bordel
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