Streik bei Galeria
Die Gewerkschaft Verdi hat die Beschäftigten der Galeria-Kaufhäuser in Berlin und Potsdam zum Streik aufgerufen. Hintergrund: Der Konzern versuche, über das Angebot eines "Betrieblichen Bündnisses" den Tarifvertrag auszuhebeln.
Die Gewerkschaft Verdi hat die Beschäftigten der sechs Berliner Galeria-Kaufhäuser und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des einen Potsdamer Standortes zum Warnstreik aufgerufen. Die rund 1.000 Beschäftigten sollten am Mittwoch ihre Arbeit niederlegen. Um 11 Uhr gab es eine Streikkundgebung vor der Galeria-Filiale in Steglitz.
Verdi möchte mit dem Streik Druck auf das Unternehmen ausüben. Die Gewerkschaft kämpft für eine tarifliche Lohnerhöhung bei den Galeria-Beschäftigten und gegen das Vorgehen des Unternehmens. Dieses mache, so Verdi, den Beschäftigten "unmoralische, vergiftete" Angebote. So steht es in einer Pressemitteilung der Gewerkschaft. Außerdem streitet Verdi für den Erhalt der Galeria-Filiale am Alexanderplatz.
Laut Gewerkschaft versucht das Galeria-Management, die Beschäftigten dazu zu bewegen, auf einen Schutz durch den Tarifvertrag zu verzichten und im Gegenzug über ein sogenanntes "Betriebliches Bündnis" eine Lohnerhöhung zu erhalten. Das bedeutet: Es gibt nur mehr Geld, wenn man auf einen Tarifvertrag verzichtet. Doch ohne Tarifvertrag seien die Beschäftigten zukünftig abhängig vom "Goodwill" des Arbeitgebers, argumentiert Verdi.
Dem Streikaufruf von Verdi folgten die Standorte in Berlin. Auch die Potsdamer Filiale war zum Streik aufgerufen. Gestreikt wurde dort allerdings nicht. Ralph Thomas ist Verdi-Gewerkschaftssekretär Einzelhandel für Berlin und Brandenburg. Er erklärt sich die fehlende Streik-Beteiligung in Potsdam so: "Dort mussten sich bereits jetzt viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit dem sogenannten 'Betrieblichen Bündnis' abfinden." Viele in Potsdam hätten schon unterschrieben und hätten deshalb nicht am Streik teilgenommen, so Thomas.
Klaus Krekow ist langjähriger Mitarbeiter in der Galeria-Fliliale in Steglitz. Er fühlt sich von Seiten des Unternehmens zu einer Unterschrift genötigt. "Ich brauche mehr Geld - aber bin zwiegespalten. Wenn ich unterschreibe, muss ich eventuell in der nächsten Zeit mit großen Einschränkungen rechnen." Diese Einschränkungen seien Urlaubseinbußen, Sonntagsarbeit als Pflicht und fehlende Zusicherungen von Seiten des Arbeitgebers, so Krekow.
Seit mehreren Wochen würde er sich mit diesen Gedanken herumplagen, erzählt er. "Ich fühle mich schlecht. Ich habe keine Konzentration mehr, mich ordentlich auf die Kunden einzulassen. Ich bin nur noch unter Druck, kann kaum noch ordentlich schlafen und mache mir Sorgen, wie ich meine Miete in Zukunft bezahlen soll."
Die Galeria-Filiale am Alexanderplatz ist die größte der Region. In dem Warenhaus in Berlin-Mitte arbeiten rund 350 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Deren Jobs sind bedroht, denn es steht die Schließung der Filiale im Raum. Wegen Sanierungsarbeiten soll Galeria Ende 2025 ausziehen. So wünscht es sich der Eigentümer. Danach könnte es sein, dass Galeria gar nicht mehr dort einzieht.
Berlins Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) möchte dieses Szenario verhindern. "Es ist das letzte große Warenhaus im Osten Berlins. Ich bin selber Kundin dort und gehe da gerne einkaufen. Ich fände es ein Jammer, wenn dort dieses Haus verschwindet", sagte Giffey auf einer Pressekonferenz. Sie habe die Eigentümer des Hauses, die Commerz Real AG, zu einem persönlichen Gespräch am Freitag eingeladen. "Große Umbaumaßnahmen in Warenhäusern finden nach internationalen Standards immer im laufenden Betrieb statt. Das werden wir mit den Eigentümern besprechen, um gemeinsam einen Weg zu finden, das zu ermöglichen." Ob der Eigentümer sich auf diesen Vorschlag einlässt, bleibt abzuwarten. Ab Donnerstag kann dann aber wieder ganz regulär in den Galeria-Filialen eingekauft werden.
Sendung: rbb24, 05.11.2024, 13:00 Uhr
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