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Interview | Leiter Berlin Science Week
200 Veranstaltungen an 80 Orten: Das sind die Koordinaten der Berlin Science Week, die bis zum 10. November läuft. Im Interview spricht der Leiter des Festivals über mangelndes Vertrauen in die Wissenschaft - und was dagegen zu tun ist.
rbb: Herr Rauch, in diesem Jahr haben Sie die Science Week unter das Motto "Common Ground" gestellt, also "gemeinsames Fundament". Warum?
Christian Rauch: Um die Wissenschaft und die Wissenschaftskommunikation steht es momentan nicht so gut. Dafür gibt es einige Indizien. Laut Wissenschaftsbarometer, einer Umfrage, die jedes Jahr durchgeführt wird, vertrauen nur knapp die Hälfte der Deutschen in die Wissenschaft. Außerdem berichten über 40 Prozent der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Deutschland, schon einmal Anfeindungen aufgrund ihrer Arbeit erlebt zu haben. Das sind Zahlen, die durchaus beunruhigen. Wissenschaft kann und sollte nicht nur als Zielscheibe dienen, sondern in unserem Verständnis auch ganz klar eine Brückenbauerin sein.
Gibt es eine Veranstaltung, die dieses Motto besonders verkörpert?
Das Decision Theater der Arizona State University ist ein spannendes Format in Zusammenarbeit mit dem Max-Planck-Institut für Geoanthropologie. Es ist der Versuch, zu zeigen, wie Wissenschaft auf politische Entscheidungsprozesse einwirken kann.
Im Rahmen der Berlin Science Week wird ein immersiver Raum mit sieben Großbildschirmen gestaltet, in dem sich in einer Art Rollenspiel eine kleine Gruppe von Entscheidungsträger:innen versammeln kann, um Entscheidungen zu Themen wie Bildungsgerechtigkeit oder Wasserverknappung zu treffen. Und zwar zu Themen, zu denen im Vorfeld auf Basis der aktuell bestehenden wissenschaftlichen Erkenntnislage sogenannte Szenarienmodelle erarbeitet wurden. Diese Szenarien kann man dann live vor Ort durchspielen und erleben, wie sich einzelne Entscheidungen auf Basis der momentan bestehenden Erkenntnisse auswirken würden.
Es gibt ein Festivalzentrum am Naturkundemuseum, aber es gibt auch das Forum am Holzmarkt, und da geht es um die Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Kunst, zum am Sonntag bei einer Lesung mit dem Musiker und Schriftsteller Rocko Schamoni. Wo genau liegt die Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Kunst?
Erstmal ist es spannend, im Zusammenspiel zwischen Wissenschaftler:innen und Künstler:innen die Möglichkeit aufleben zu lassen für die Suche nach Antworten - und Freiräume zu schaffen fürs gemeinsame Experiment. Das findet in der Wissenschaft, wenn sie im täglichen Betrieb sehr stark von Beschränkungen aus drittmittelgeförderten Projekten getriebene ist, oft nicht mehr so statt - selbst wenn die Wissenschaftler:innen vielleicht genau so in ihre Arbeit gestartet sind. Da können solche Projekte, Freiheiten schaffen. Inzwischen gibt es viele tolle Formate wie Künstlerresidenzen an Forschungsinstituten oder partizipative Formate, die die Öffentlichkeit mit einbeziehen und diese Schnittstelle bespielen.
Vielen Dank für das Gespräch!
Das Gespräch führte Michael Castritius, rbb24 Inforadio. Das Interview ist eine gekürzte und redigierte Fassung. Das Gespräch in voller Länge können Sie mit Klick auf das Audio-Symbol im Headerfoto nachhören.
Sendung: rbb24Inforadio | 01.11.2024 | 10.09 Uhr
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