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Berlin-Mitte
Dass der Tiergartentunnel immer wieder mal geschlossen ist, daran sind die Berlinerinnen und Berliner schon gewöhnt - diesmal aber ist es was Größeres: Weil die Lüftungsanlage in die Jahre gekommen ist, müssen Tausende Fahrer Umwege nehmen.
Wegen maroder Lüftungsteile ist der Berliner Tiergartentunnel in südlicher Fahrtrichtung gerade gesperrt. Während Autos voraussichtlich kommende Woche wieder durchfahren dürfen, müssen Lkw und Busse mindestens bis zum ersten Quartal 2025 warten. Das sagte Katrin Vietzke von der Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt am Donnerstag dem rbb.
Und das liegt am Brandschutz, genauer gesagt an der sogenannten Brandlast: Autos setzen bei einem möglichen Feuer im Tunnel etwas weniger Wärmeenergie frei, größere Fahrzeuge wie Busse und Laster deutlich mehr. Deshalb müssen Letztere nun auch erstmal draußen bleiben.
Knapp 50.000 Fahrzeuge durchqueren den Tunnel normalerweise pro Tag, dazu die beiden Buslinien M85 und M41. Auf 2,4 Kilometern Länge schlängelt er sich vom Hauptbahnhof in Mitte unter dem Potsdamer Platz und dem Tiergarten hindurch bis zum Reichpietschufer am Kreuzberger Landwehrkanal. 400 Millionen Euro hat der Bau gekostet, 2006 eröffnet - mit damals hochmoderner Sicherheitstechnik.
Dass die Auto-, Bus- und Lkw-Fahrer bei der Einfahrt durch Absperrungen gestoppt werden, ist nichts Ungewöhnliches - dreimal im Jahr wird er für jeweils 14 Nächte für Wartung und Reinigung geschlossen, dazu kommen immer wieder auch Sperrungen wegen technischer Probleme - wie zuletzt während des morgendlichen Berufsverkehrs.
Bei einer Routinekontrolle vergangene Woche stellten die Prüfer dann in der Tunnelröhre mit der Fahrtrichtung Süden ein größeres Problem fest. "Die Lüfter, die im Tunnel dafür sorgen sollen, dass im Brandfall die Fluchtwege und die Angriffswege der Feuerwehr rauchfrei sind, haben zum Teil erhöhte Schwingungswerte. Es gab auch Haarrisse in den Lüfterrädern, sodass die nicht gefahrlos betrieben werden können und abgenommen werden mussten", sagte Katrin Vietzke von der Verkehrsverwaltung.
Heißt: Sollte es brennen, wären die noch funktionierenden Lüfter nicht stark genug, um den entstehenden Rauch wegzublasen. Um die potentielle Gefahr nicht durch zusätzliche Brandlast zu erhöhen, müssen alle Fahrzeuge über 3,5 Tonnen den Tunnel umfahren. Die Buslinie M85 fährt bereits seit Anfang Oktober wegen einer anderen Baustelle nicht durch, die M41 beginnt und endet laut der BVG bis auf Weiteres am Potsdamer Platz, statt am Hauptbahnhof.
Was die Sache berlin-typisch komplizierter macht: Die elektronische Außenanlage des Tiergartentunnels kann das Durchfahrtsverbot für Lkw nicht anzeigen. Es braucht also Blechschilder - und die gibt es noch nicht. Aufgestellt werden hätten sie schon letzte Woche sollen, das Ganze lief aber laut Senat nicht optimal - nun hoffen sie auf nächste Woche. Wer es mit seinem Brummi dann trotzdem versucht, wird von den Überwachungskameras im Tunnel aufgezeichnet.
An welchem Wochentag genau der Tunnel wieder für Autos freigegeben wird, ist noch offen. Bis dahin gibt es keine konkrete Umleitung, die Verkehrsinformationszentrale empfiehlt lediglich, den Tunnel weiträumig zu umfahren, um von Norden nach Süden zu kommen - das kann unter Umständen sehr weiträumig bedeuten, siehe Karte. Ist der Tunnel frei, braucht man normalerweise etwa fünf Minuten, um ihn zu durchfahren.
Was die fernere Zukunft angeht: Die Lüfter im Tunnel sind fast 20 Jahre alt, laut der Ingenieurin Vietzke "quasi ein biblisches Alter" für eine technische Anlage. "Mittelfristig muss die gesamte Lüfteranlage und Steuerung dazu vermutlich grunderneuert werden. Wir versuchen die Bestandsanlage in Betrieb zu halten, mit Reparatur, mit verkürzten Wartungsintervallen. Der komplette Austausch der Anlage ist eine Millioneninvestition, die wir jetzt auch erstmal planen müssen", sagte Katrin Vietzke. Und dieses Geld ist gerade nicht da. Was "mittelfristig" in diesem Zusammenhang bedeutet, ist nicht bekannt.
Im Moment ist also am wahrscheinlichsten, dass immer wieder Einzelteile ausgetauscht werden und man sich von Wartung zu Wartung hangelt – bis der Senat genug Geld für den Komplettaustausch freigibt. Das heißt: Bis es soweit ist, könnte der Tunnel immer wieder mal spontan gesperrt werden müssen.
Sendung: rbb24 Abendschau, 14.11.2024, 19:30 Uhr
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