250-Kilo-Blindgänger
Entwarnung in Cottbus für rund 1.300 Menschen: Spezialisten haben am Freitag eine Weltkriegsbombe am Hauptbahnhof entschärft. Der Sperrkreis ist aufgehoben.
Experten des Kampfmittelbeseitigungsdienstes haben am Freitagvormittag am Cottbuser Hauptbahnhof eine Fliegerbombe aus dem zweiten Weltkrieg entschärft. Der Zünder der Bombe sei ausgebaut und vor Ort gesprengt worden, teilte die Stadt um 11:45 Uhr auf ihrer Internetseite mit.
Der Sperrkreis konnte aufgehoben werden, die 1.260 betroffenen Anwohner durften wieder zurück in ihre Wohnungen und Häuser. Auch der Zugverkehr und der öffentliche Personennahverkehr seien wieder aufgenommen worden, hieß es von der Stadt.
Der 250-Kilo-Blindgänger war am Mittwoch bei der Munitionssuche für Bauarbeiten auf dem Bahngelände gefunden worden.
Rund 100 Kräfte vom Ordnungsamt, Polizei, Feuerwehr und Rettungsidenst sicherten den Einsatz ab. Bevor die Entschärfung beginnen konnten, hatten Polizei und Ordnungsamt ab 8 Uhr kontrolliert, dass alle Personen die betroffenen Gebäude im 500-Meter Sperrkreis tatsächlich verlassen hatten.
Kurz vor 10:30 Uhr konnten sie grünes Licht geben. "Die Anwohnerinnen und Anwohner im Sperrgebiet haben gut mitgemacht, haben ihre Wohnungen pünktlich verlassen", sagte Ordnungsamtsleiter Manuel Helbig
Sprengmeister Enrico Schnick sprach nach getaner Arbeit von einem "super Zusammenspiel von allen Einsatzkräften in Cottbus." Es sei alles reibungslos verlaufen, auch die Entschärfung. Den Zünder aus der Bombe zu bekommen sei dieses Mal außerdem relativ leicht gewesen. "Wenn zum Beispiel das Gewinde durch den Aufschlag gestaucht wäre, ist es doch schon etwas schwerer, nach 80 Jahren den Zünder aus der Bombe zu entfernen."
Die eigentliche Entschärfung dauerte laut Schnick rund 30 Minuten, das Sprengen des Zünders noch einmal so lange.
Für die Arbeiten waren die Vetschauer Straße und die Sachsendorfer Straße sowie Teile der Karl-Liebknecht-Straße und des Mittleren Ringes gesperrt worden, die Bauhausschule blieb geschlossen. Der Sperrkreis hatte auch Auswirkungen auf den Zugverkehr. Er wurde ab 9 Uhr am Bahnhof Cottbus vorübergehend komplett unterbrochen. Auch Busse fuhren eingeschränkt.
Bei dem Blindgänger handelt es sich um eine Bombe deutscher Bauart mit russischem Zünder. Laut Enrico Schnick ist das in Cottbus häufig der Fall. "Die vorrückende rote Armee hatte deutsche Flugplätze eingenommen und dort die vorgefundenen deutschen Bomben an ihre Flugzeuge gemacht, mit ihren Zündern bestückt und dann hier abgeworfen."
Bei der Entschärfung von Weltkriegsbomben hat die Stadt Cottbus eine gewisse Routine. Der Bahnhof war im Zweiten Weltkrieg Ziel von Luftangriffen. Pro Jahr werden circa zwei bis drei Bomben gefunden, zuletzt im Juli 2024 auf dem Bahngelände, vier Meter tief in der Erde. Laut Sprengmeister Enrico Schnick sei trotzdem jeder Fall eine neue Herausforderung. "Jede Bombe ist anders, jede Munition ist anders." Der Experte schließt nicht aus, dass auf dem Bahnwerkgelände weitere Bomben gefunden werden.
Für die Zeit der Evakuierung war eine Notunterkunft in der Turnhalle der Wilhelm-Nevoigt-Grundschule eingerichtet worden. 45 Cottbuser kamen dorthin, die nicht bei Freunden oder Verwandten unterkommen konnten.
Die Stadt Cottbus meldete auch technische Probleme. Teile der Stadtverwaltung waren vorübergehend nicht erreichbar. Das habe aber nicht im Zusammenhang mit der Entschärfung gestanden und sei mittlerweile wieder behoben worden, sagte eine Sprecherin.
Mit Informationen von Iris Wussmann.
Sendung: rbb24, 22.11.2024, 13:00 Uhr
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