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Verletzte und tote Tiere
Am Flughafen BER prallen Vögel gegen Glasfronten, verenden in engen Lichtschächten oder werden durch künstliches Licht gestört. Ein Teil der Glasfassade soll nun mit Schutzfolie beklebt werden - Naturschützer fordern weitere Maßnahmen.
Der Flughafen Berlin-Brandenburg in Schönefeld (Dahme-Spreewald) soll ab kommendem Montag in Teilen vogelfreundlich umgerüstet werden.
"Insgesamt werden auf der gesamten straßenseitigen Glasfront des Terminal 1 Spezialfolien mit einzelnen Punkten angebracht, die den aktuell höchstmöglichen Schutz zur Vermeidung von Vogelanprall bieten", teilte die Flughafengesellschaft auf DPA-Anfrage am Freitag mit. Zuvor berichtete der "Tagesspiegel" [Bezahlcontent].
Ihre Auswahl sei in enger Abstimmung mit den zuständigen Naturschutzbehörden erfolgt, so die Flughafengesellschaft. Die Betreiber betonten, dass es sich um eine freiwillige Maßnahme handele, um Flora und Fauna besser zu schützen. Grundsätzlich entsprechen das Terminal 1 sowie dessen Glasfassaden demnach auch ohne dieses Vorgehen den baulichen Anforderungen.
Das Problem des Vogel-Sterbens an der Fassade ist bereits seit der Eröffnung des BER bekannt - noch Ende 2022 lehnte die Flughafengesellschaft aber Maßnahmen ab. Insbesondere Naturschutzorganisationen wie der Nabu oder BUND kritisierten die Flughafengesellschaft dafür, nicht genug gegen Vogelanprall zu unternehmen. Jedes Jahr verenden zahlreiche Vögel an der Glasfassade, weil sie diese nicht als Hindernis wahrgenommen haben.
Claudia Wegworth, Vogelexpertin des BUND Berlin, sagte dazu in einer Mitteilung am Freitag: "Das ist ein guter Anfang, aber eben auch nur ein Fünftel der Glasfläche alleine am Hauptgebäude des Terminals 1." Weitere Außenflächen des Flughafengebäudes sollten von Fachleuten untersucht und begutachtet werden, so Wegworth. So habe das Hauptgebäude von Terminal 1 rund 20.000 Quadratmeter Glasflächen, dazu kommen noch die Flächen der rund 1,5 Kilometer langen Abflugpiere.
Neben den Glasflächen gebe es für Vögel weitere Risikofaktoren wie beispielsweise Lichtschächte, die zur tödlichen Falle würden. Auch das künstliche Licht, das nachts durch die Glasfronten strahle, störe Vögel.
Betroffen seien verschiedene Arten wie Eisvogel, Turmfalke, Waldschnepfe, Haubenlerche, Singdrossel, Mehlschwalbe, Dohle, Blaumeise bis hin zum Waldkauz. Von diesen Tieren seien Federn oder Kadaver gefunden worden. Ebenso zeichneten sich an den Scheiben auch die Umrisse von Vögeln ab, die darauf aufgeprallt sind. Laut Flughafengesellschaft handelte es sich im Jahr 2022 um 40 bis 50 tote Tiere, der BUND schätzt die Zahl auf das Doppelte. Eine genaue Zahl liegt nicht vor.
Laut Schätzungen der Länderarbeitsgemeinschaft der Vogelschutzwarten kommen alleine in Deutschland jedes Jahr bis zu 100 Millionen Vögeln durch Glaskollision ums Leben.
Vögel erkennen laut BUND transparentes Glas nicht als Hindernis und können Spiegelungen der Umgebung nicht als solche erkennen. Helfen können engmaschige und kontrastreiche Muster auf den transparenten Flächen, so der Landesverband. Die Vögel erkennen so bereits aus der Ferne, dass sie nicht dazwischenliegen können und meiden den Bereich.
Umgesetzt wurde dies beispielsweis ein Hamburg bei den U- und S-Bahnhöfen Elbbrücken. Hier schützt ein solches "Vogelmuster" die Tiere vor Aufprall. Das bekannte "Greifvogel-Muster", das noch vielerorts zu finden ist, ist wissenschaftlich als unwirksam widerlegt und schützt Vögel nicht vor einer Kollision.
Wegworth kritisiert, dass Vogelschutz gerade bei modernen Glasbauten nicht von Anfang mitgedacht würde. Die Nachrüstung - wie nun im Fall des BER - sei kostspielig. Auch am Berliner Hauptbahnhof soll laut BUND ab 2025 eine solche Schutzfolie aufgeklebt werden - beide Gebäude wurden auch vom selben Architekturbüro entworfen. Auch das Futurium im Regierungsviertel wurde bereits mit Folie beklebt.
Sendung: rbb24 Inforadio, 22.11.2024, 10:40 Uhr
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