Handynetz und Internet wegen Schornstein-Rückbau in Premnitz gestört
Der alte Schornstein des Premnitzer Kraftwerks schrumpft täglich. Ein elektrischer Hammer baut ihn Stück für Stück zurück. Zuvor wurde die letzte Mobilfunkantenne demontiert. Das hat Konsequenzen. Von Heike Schüler und Philipp Rother
Premnitz war viele Jahrzehnte wirtschaftlich stark - insbesondere zu DDR-Zeiten. Nach der Wende 1990 erlebte die Stadt im Havelland dann aber einen wirtschaftlichen Abstieg. An die Hochzeit erinnert bis heute der Schornstein des alten Premnitzer Industriekraftwerks, das eine Schlüsselrolle in der Region spielte.
Der Schlot wird nun allerdings von einer Spezialfirma nach und nach abgetragen. Im Einsatz war zunächst ein Abbruchroboter, der die innere Schamottschicht abtrug. Sie musste aus Umweltschutzgründen extra entsorgt werden.
Jetzt knabbert ein elektrischer Hammer das Stahlbetonbauwerk von oben nach unten Stück für Stück ab. Die Geräusche erinnern an einen Presslufthammer. Es ist ein aufwändiger Prozess - die Sprengung des Schornsteins wäre aber teurer gewesen.
"Ein bisschen Wehmut ist schon dabei - vor allem wenn man miterlebt, wie das Equipment da oben wie ein Specht an meinem Schornstein rumhämmert", berichtete Harry Korban, der schon seit Jahrzehnten im Kraftwerk der EEW Energy from Waste Premnitz GmbH (EEW) arbeitet. Nun ist er für den Rückbau zuständig. 119 Meter hoch wurde der Schornstein 1969 gebaut. Mittlerweile ist er schon 30 Meter kürzer.
Kein Netz wegen fehlender Antenne
Mit dem Schornstein verschwindet nicht nur ein Wahrzeichen der Stadt, sondern auch ein begehrter Mobilfunkmast. Die letzte Antenne wurde Ende Oktober demontiert. Sie gehörte O2 Telefonica. Eine zweite Antenne des Anbieters im Premnitzer Stadtgebiet kann das nicht ausgleichen. Viele Menschen haben daher nun Probleme, haben wenig Netz und wenig Empfang. Auch das Internet funktioniert nur noch selten - betroffen sind vor allem O2-Kunden.
Die Netztechniker arbeiten daran, "schnellstmöglich wieder eine reibungslose Versorgung vor Ort sicherzustellen", teilte O2 Telefonica dem rbb auf Anfrage mit. Geplant ist mittlerweile, eine mobile Mobilfunkrichtantenne auf dem Gelände des Kraftwerks aufzustellen. Ein konkretes Datum dafür könne derzeit aber nicht genannt werden, hieß es.
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Abfallverwertungsanlage in Betrieb genommen
Das Premnitzer Kraftwerk durchlief verschiedene Phasen der Energieerzeugung: Zunächst wurde Energie aus Kohle gewonnen, dann erfolgte die Umstellung auf Schweröl und Erdgas. "2008 haben wir eine thermische Abfallverwertungsanlage in Betrieb genommen - seitdem hat der Schornstein keinerlei Funktion mehr", erklärte Korban.
Seit Ende Oktober wird der Schlot nun zurückgebaut, er schrumpft täglich - in drei bis vier Monaten sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. An der Stelle wird dann ein moderner Batteriespeicher für überschüssigen Strom gebaut. Er soll im Notfall fast 3.000 Haushalte versorgen können.