Sanierung läuft
Viele Jahre stand das denkmalgeschützte Gebäude am Bahnhof in Wittenberge leer. Es wird nun aber saniert - auch mit Blick auf die Landesgartenschau 2027. Es soll ein multifunktionales und lebendiges Gebäude entstehen. Von Franziska Tenner und Philipp Rother
Es wird eifrig gehämmert, gebohrt und gesägt: Gut 20 Handwerksfirmen aus der Region sanieren derzeit das Empfangsgebäude des Bahnhofs in Wittenberge (Prignitz). Der 1846 errichtete Bau wird auch als Schloss der Stadt bezeichnet. Der einstige Glanz ist aber längst verflogen - seit Jahren steht das markante Gebäude schon weitestgehend leer. Es verfällt mehr und mehr.
Lange schien es, als wäre die Sanierung des Gebäudes für die Kleinstadt mit ihren 17.000 Einwohnerinnen und Einwohnern eine zu große Aufgabe. Seit Juni des vergangenen Jahres wird das markante Gebäude nun aber erneuert. Es soll wieder so werden, wie es ursprünglich gebaut wurde. Viele Wände wurden deshalb bereits herausgerissen. "Es wurden immer wieder Sachen eingebaut und dann auch ausgebaut", erklärt Projektleiter Martin Röhr: "Wir haben die alte Struktur in diesem Haus wieder hervorgeholt, haben das Haus wieder leben lassen, atmen lassen." Das historische Ambiente des Gebäudes mit den Oberlichtern, den alten Treppenhäusern und den imposanten Decken- und Wandverkleidungen soll in jedem Fall erhalten bleiben.
Nach der Wende schlossen in Wittenberge drei Großbetriebe - Arbeitslosigkeit und Abwanderung waren groß, die kommunalen Kassen leer. Die Einwohnerzahl sank von 30.000 im Jahr 1990 auf nur noch 15.000 im Jahr 2010. Seit einigen Jahren richtet sich die Stadt aber wieder auf. Mittelständische Unternehmen siedeln sich an, das Naturschutzgebiet Elbtalaue und der Elberadweg ziehen Touristen an. Zudem wird die Autobahn 14 endlich gebaut. Es geht aufwärts in Wittenberge, und auch immer mehr Menschen kehren zurück.
2027 wird im bevölkerungsreichsten Ort der Prignitz die Landesgartenschau stattfinden. Auch dafür sei das Bahnhofsgebäude "als Tor zur Elbtalaue" ein wichtiges Signal, erklärt Bürgermeister Oliver Hermann (parteilos): "Man kommt hier an, mitten im Grünen an der Elbe, an einem guten Standort zwischen Hamburg und Berlin - dieser Bahnhof kann natürlich genau dafür stehen."
Die Entwicklung des denkmalgeschützten Empfangsgebäudes habe für die Stadt "eine herausragende Bedeutung" und ist ein "Schlüsselprojekt" für die regionale Wirtschaft, teilte die Stadt auf ihrer Webseite [wittenberge.de] mit. Sie stemmt die Sanierung zusammen mit der Wohnungsgesellschaft Wittenberge, die das Haus im Jahr 2018 von der Deutschen Bahn gekauft hat. Das Haus soll künftig viel mehr als nur ein Bahnhofsgebäude sein - die Pläne für die rund 3.800 Quadratmeter große Nutzfläche sind vielfältig: In das Gebäude werden nach Angaben der Stadt auch Jobcenter, Kleinstadtakademie, das Technologie- und Gewerbezentrum Prignitz und ein Coworking-Space einziehen. Es sollen "Dienstleistungen für Bürger und Gäste der Stadt" angeboten werden, konkretisierte Bauamtsleiter Martin Hahn.
Das Herzstück des sanierten Bahnhofsgebäudes wird der historische Empfangssaal - der auch als Mitropa-Saal bekannt ist - mit Aufenthaltsmöglichkeiten, Ticketverkauf und Imbiss. Künftig wird man den ehemals prunkvollen Saal auch für Veranstaltungen wie Hochzeiten mieten können.
Die Kosten für die Sanierung des Bahnhofsempfangsgebäudes lagen ursprünglich nach Angaben der Stadt bei rund 18 Millionen Euro. Ein Großteil der Summe, rund 13 Millionen Euro, stammt demnach aus Fördermitteln des Bundes und des Landes. Der Eigenanteil betrage zusammen rund 4,7 Millionen Euro. Wie die Stadt dem rbb nun mitteilte, seien zusätzliche 3,8 Millionen Euro nötig. Gründe dafür seien Inflation, höherer Baukosten und eine veränderte Energiekonzeption. Wer die Mehrkosten tragen wird, ist noch offen. Die Stadt spreche aktuell mit den Fördermittelgebern (Bund und Land) über eine Aufstockung der Mittel.
Die umfassende Modernisierung hat auch das Ziel, Wittenberge als Mobilitätsknoten zu stärken, denn der Fern- und Nahverkehrsbahnhof hat eine große Bedeutung für die Anbindung der Region an die Großstädte Berlin und Hamburg. Darüber hinaus fahren Züge nach Wismar (Mecklenburg-Vorpommern) und Magdeburg (Sachsen-Anhalt). Rund 3.700 Fahrgästen nutzen den Bahnhof in Wittenberge nach Angaben des Ministeriums für Infrastruktur und Landesplanung [brandenburg.de] täglich.
Die Fenster und Türen des Bahnhofsgebäudes waren jahrelang vernagelt oder kaputt. Schon bald soll es wieder im Glanz früherer Jahre erstrahlen. Auch die Bauarbeiten im Umfeld des Bahnhofs haben bereits begonnen. Die Gesamtkosten dafür betragen laut Stadt weitere 3,1 Millionen Euro, nur 280.000 Euro davon muss Wittenberge selbst tragen [wittenberge.de]. Wenn alles weiter nach Plan läuft, werden alle Bauarbeiten wie avisiert Ende 2025 abgeschlossen sein, heißt es.
Sendung: Antenne Brandenburg, 21.11.2024, 16:40 Uhr
Beitrag von Franziska Tenner und Philipp Rother
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