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Verhaltensforschung
Nach welchem Muster besprüht sich Elefantenkuh Mary im Berliner Zoo mit dem Schlauch? Die Verhaltensbiologin Lena Kaufmann hat das Szenario untersucht und dabei Erstaunliches beobachtet. Zum Beispiel Stänkereien anderer Elefanten.
Talent für die außergewöhnliche Nutzung eines Gartenschlauchs: Elefantenkuh Mary aus dem Berliner Zoo war wegen ihres behenden Umgangs mit einem Wasserschlauch aufgefallen und wurde nun von Wissenschaftlern der Berliner Humboldt-Universität wissenschaftlich beobachtet.
"Das ist ein ganz besonders schönes Beispiel für zielorientiertes und zielgerichtetes Werkzeug-Gebrauchverhalten bei Elefanten, das wir da beobachtet haben", erklärt die Neuro- und Verhaltensbiologin Lena Kaufmann den Grund für diese Beobachtungsstudie im rbb.
Die Forscherinnen und Forscher hatten beobachtet, wie die Asiatische Elefantenkuh ihren Körper systematisch und für mehrere Minuten abbrauste. Solch ein Verhalten habe sie bei keinem anderen Elefanten zuvor beobachten können, so Kaufmann auf Radioeins. "Mary verwendet diesen Schlauch wie einen Duschkopf, um sich am ganzen Körper gezielt abzuduschen."
Sie nutze den Schlauch auch nicht immer in der gleichen Reihenfolge, sondern variiere. "Sie ist sehr gründlich, duscht den gesamten Körper ab und koordiniert ihre Bewegungen mit dem Schlauch, den sie hält. Sie streckt zum Beispiel ihr Hinterbein nach vorn, um besser dort ranzukommen, oder sie ändert ihren Griff am Schlauch, um wirklich alle Körperteile gut erreichen zu können."
Abweichend sei, dass "alle anderen Elefanten das Wasser mit ihrem Rüssel aufsaugen und damit das Wasser auf den Körper spritzen". Elefantenkuh Mary dagegen bevorzuge es, "tatsächlich mit dem Schlauch" zu duschen, verwende aber auch "manchmal ihren eigenen Rüssel, aber dann auf eine andere Art und Weise als den Schlauch". Erstaunlich sei hier nun, dass Mary dieses Verhalten von niemandem antrainiert worden sei.
"Sie muss es sich selber beigebracht oder ausgedacht haben, aber ob sie sich das abgeschaut hat, ob sie es verstanden hat durch das Beobachten der Pfleger, die ja jeden Morgen die Elefanten duschen, denn das ist ganz wichtig für die Elefantenhaut, ob sie vielleicht dadurch irgendwie drauf gekommen ist, wissen wir nicht", sagt Kaufmann.
Bei der Beobachtung des Verhaltens der Elefantenkuh durch die Wissenschaftler seien dem Tier unterschiedliche Werkzeuge angeboten worden und die Beobachtung habe dann ergeben, dass da eine gewisse Planung vorhanden sei, so die Wissenschaftlerin. "Mary verwendet unterschiedliche Schläuche auf verschiedene Arten", beschreibt Kaufmann. So habe sie einen schwereren Schlauch weniger genutzt als den leichteren. Die Elefantenkuh habe zudem Aggressivität gezeigt, als sie einen leichteren und nur schwer zu biegenden Schlauch nicht wie zu vor den anderen Schlauch nutzen konnte.
Interessant sei zudem, dass keiner der anderen Elefanten dieses Verhalten der Elefantenkuh kopiert oder sich abgeschaut habe, sagt Kaufmann. Überrascht habe die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die an der Studie mitgearbeitet hätten, allerdings das Verhalten der Elefantenkuh Anchali. Sie habe Mary beim Duschen beobachtet und dann versucht, den Duschvorgang zu sabotieren. Sie zog den Schlauch zu sich und versuchte, ihn mit ihrem Rüssel zu knicken und anzuheben, wodurch der Wasserfluss für kurze Zeit unterbrochen wurde.
Mary ist nach Angaben der Wissenschaftlerin 50 Jahre alt und lebt seit 1987 in Berlin. Eine richtige Erklärung habe sie für die geübte Nutzung des Gartenschlauchs nicht, sagte Kaufmann.
Sendung: Radioeins, 16.11.2024, 9:40 Uhr
Beitrag von Stephan Karkowsky
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