Wettkampf in Berlin
Schon als Kind verbrachte Hannes Schulz seine Freizeit in der Werkstatt. Kurz nach Abschluss seiner Tischler-Lehre schickt er sich jetzt an, seine Fähigkeiten bei der Deutschen Meisterschaft zu zeigen. Dabei geht es um Präzision unter Druck.
Penibel misst Tischlergeselle Hannes Schulz in einer Werkstatt in Lunow-Stolzenhagen (Barnim) mit seinem Gliedermaßstab die Abstände an einer Fräse. Erst danach nimmt er sein Holz zur Hand. "Ich gucke genau, wo der Fräser anfängt zu schneiden und auf welcher Höhe er vorne einsetzt, wenn ich das Werkstück langschiebe." Anschließend schaltet der 19-Jährige das Gerät ein und beginnt mit der Fertigung.
Genauigkeit ist Schulz zufolge ein wichtiges Kriterium für jeden Tischler. "Wenn sich das summiert und man sich an jeder Ecke einen halben Millimeter vermessen hat, wird es immer mehr, passt nicht und wird zum Problem. Man muss also wirklich sehr genau arbeiten."
Schon als Schüler hat sich der Oderberger für Holzarbeiten interessiert. Statt in den Urlaub zu fahren, verbrachte er seine Ferien lieber in der Tischlerei. Im August dieses Jahres hat Schulz dann in Lunow seine Ausbildung abgeschlossen. "Es macht einfach Spaß und ist schön, wenn man morgens hingeht, das Stück Holz bekommt und dann abends das fertige Produkt in der Hand hält", erzählt er.
Die Mühe hat sich gelohnt. Der 19-Jährige wurde bereits zum besten Tischlergesellen Brandenburgs gekürt. Jetzt soll es der Meister-Titel auf Bundesebene werden. Die "Deutsche Meisterschaft im Handwerk" vom Verband der Tischler und Schreiner läuft seit Montag im Technologiezentrum (BTZ) der Handwerkskammer Berlin. Dort muss sich Schulze gegen 15 ebenfalls kürzlich ausgelernte Gesellen - zugleich die besten Absolventen ihres Bundeslandes - durchsetzen.
Mehrmals die Woche hat Hannes Schulz für den Wettbewerb geübt. Zum Beispiel an sogenannten Schwalbenschwanzverzinkungen von Schubkästen. Damit werden die Enden des Holzes so bearbeitet, dass sie den Schwänzen der Vögel gleichen und wie Puzzle-Teile ineinander passen. "Das ist eine ganz klassische Tischler-Verbindung. Die muss jeder Tischler können und wird heutzutage nicht mehr allzu oft verwendet. Aber gerade bei solchen Wettkämpfen ist die immer dabei."
Was genau die Teilnehmer bei der Meisterschaft bauen müssen, wissen sie vor dem Wettkampf nicht. Fest steht nur: Sie haben 18 Stunden Zeit für ein kleines Möbelstück. Ob der Barnimer sein Können auch unter Druck zeigen kann, wird sich herausstellen.
"Es ist schwierig. Normalerweise brauche ich immer ein bisschen länger für solche präzisen Sachen. Es ist auf jeden Fall mit der Zeit sehr knapp. Aber das gehört auch zu einem Wettkampf dazu. Ohne Zeitdruck wäre es kein richtiger Wettkampf."
Denn wer deutscher Meister werden will, muss vieles im Blick haben. Die Jury bewertet neben der Präzision auch die Teamfähigkeit und den Materialverbrauch. Am Mittwoch steht dann fest, auf welchem Platz Hannes Schulz im Bundesvergleich gelandet ist.
Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 11.11.2024, 19:30 Uhr
Mit Material von Philipp Gerstner
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