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Leon Wolf in seinem Ausbildungsbetrieb | Quelle: rbb/Opitz

Vetschau

So kämpft ein Handwerksbetrieb mit Inklusion gegen den Fachkräftemangel

Dass Leon Wolff mal eine reguläre Ausbildung macht, war nicht von Beginn an klar. Sein Abschluss an einer Förderschule stand ihm im Weg. Ein Vetschauer Stahlbauer hat die Inklusion aber zum Leitbild gemacht - auch wegen des Personalmangels.

Es fliegen Funken in der Metallbauwerkstatt - Leon Wolff arbeitet an einem Treppenpodest. Der Azubi steht kurz vor dem Ende seiner Metallfachpraktiker-Ausbildung. Praktische Tätigkeiten liegen Leon Wolff, vor allem das Schweißen macht ihm Spaß.

Soweit, so normal. Doch das Unternehmen, in dem der Azubi lernt, die Stahl- und Treppenbau Kuhla GmbH in Vetschau (Oberspreewald-Lausitz), ist kein alltägliches Unternehmen - und Leon Wolff kein alltäglicher Auszubildender.

Wolff hat keinen regulären Schulabschluss, er war auf einer Förderschule. Seine Ausbildung zum Metallfachpraktiker ist für ihn nur ein Zwischenschritt zum vollwertigen Metallbauer. Im Weg stehen könnte ihm dabei zwar seine Lese-Rechtschreib-Schwäche - doch sein Unternehmen unterstütze ihn optimal, so Wolff.

Inklusion im Sport

"Das Gesellschaftsklima ist nicht inklusions-freundlicher geworden"

Vor 15 Jahren wurde die UN-Behindertenrechtskonvention verabschiedet. Im deutschen Grundgesetz ist der Gleichheitsgrundsatz festgeschrieben. Doch im Sport gibt es - gerade in Inklusionsfragen - nach wie vor großen Handlungsbedarf.

Inklusion gegen den Personalmangel

Inklusion, also die Beschäftigung von Menschen mit Behinderung, gehört zum Konzept der Firma. Geschäftsführer Thomas Kuhla ist selbst körperlich eingeschränkt. Er sitzt im Rollstuhl. "Vielleicht kommt daher auch ein besonderes Verständnis", wie Kuhla sagt.

Das ganze Unternehmen ist barrierefrei. Mehrfach gab es bereits Mitarbeiter und Auszubildende mit Beeinträchtigungen. Für dieses Engagement ist seine Firma am Montag mit dem Inklusionspreis des Landkreises Oberspreewald-Lausitz ausgezeichnet worden. 1.000 Euro gab es dafür.

Manchmal dauern die Lernprozesse deshalb etwas länger, manchmal müssen Arbeitsschritte mehrfach erklärt werden. Doch für Thomas Kuhla ist sein Engagement nicht nur ein sozialer Akt, sein Unternehmen profitiere davon. "Gerade jetzt in Zeiten, in denen ein absoluter Fachkräftemangel herrscht, ist es wichtig, alle Beteiligten hier einzubeziehen und alle Möglichkeiten, die der Arbeitsmarkt hergibt auch zu nutzen", so Kuhla. Inklusion sei bei ihm auch Fachkräftesicherung.

Zwei der 20 Angestellten im Unternehmen haben eine Beeinträchtigung, Leon Wolff ist einer von ihnen. Er zeigt sich froh, seine Chance genutzt zu haben. Jeder in der Firma helfe ihm, bis hin zum Chef. "Ich kannte ein paar Leute, die haben wirklich nicht an mich geglaubt", erzählt er. Doch er sei seinen Weg gut gegangen. "Man ist kein schlechterer Mensch, man lernt bloß langsamer", so Wolff.

Sendung: Antenne Brandenburg, 25.11.2024, 16:40 Uhr

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