Berliner Gewerkschaft der Polizei warnt vor Verkehrsunfällen durch Lachgas
Sogenanntes Lachgas wird von manchen jungen Autofahrern nach Aussage der Gewerkschaft der Polizei (GdP) auch im Straßenverkehr konsumiert. Gefährliche Unfälle würden sich seit einem Jahr so häufen. "Unsere Kollegen finden bei Verkehrsunfällen immer häufiger Lachgas-Kartuschen in den Fahrzeugen", teilte die GdP in Berlin mit. "Mitunter geht es hier auch nicht nur um Blechschäden, sondern schwerwiegende Unfälle mit Verletzten. Dieser Trend ist hochgefährlich." Konkrete Zahlen dazu sind nicht bekannt.
Ursprünglich ist Lachgas ein bereits seit Jahrhunderten eingesetztes Narkosemittel. Inzwischen wird Distickstoffmonoxid (N₂O), wie die chemische Bezeichnung lautet, vor allem von jungen Erwachsenen und Jugendlichen für kurze Rauschzustände eingeatmet. Es ist nicht dasselbe wie Helium, mit dem Luftballons zum Fliegen gefüllt werden und das beim Einatmen eine sehr hohe Stimme verursacht.
Lachgas ist bei Jugendlichen zunehmend beliebt - als legale Droge. Bei der Berliner Stadtreinigung wird das Gas dagegen zunehmend unbeliebt. Kartuschen, die nicht ganz leer sind, explodieren nämlich immer häufiger in Müllverbrennungsanlagen.
Neurologen warnen vor schweren Folgen
Der Konsum von Lachgas als Freizeitdroge hat in den vergangenen Jahren, insbesondere unter jungen Menschen, stark an Beliebtheit gewonnen. Das liegt unter anderen an der leichten Verfügbarkeit, Lachgas ist in Deutschland legal und einfach zu beschaffen, unter anderem wird es in manchen Spätis in verschiedenen Geschmacksrichtungen angeboten. Die Verbreitung von Videos auf Social-Media-Plattformen, die den Konsum als witzig und harmlos darstellen, hat laut der Krankenkasse Barmer Follower animiert, es auszuprobieren [barmer.de]. Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) warnt, die Inhalation des Narkosegases könne zu schweren neurologischen Beschwerden oder Blutbildstörungen führen [dgn.de].
Das legt auch eine aktuelle Studie nahe, auf die sich die DGN bezieht. Ihr liegen Daten aus dem Großraum Paris von 2018 bis 2021 zu Lachgasvergiftungen von Erwachsenen im Alter zwischen 20 und 25 Jahren zugrunde. Den Angaben zufolge traten nach durchschnittlich einem halben Jahr unter anderem Schädigungen des Rückenmarks, der Nervenbahnen und eine Kombination beider Schäden auf. Eine unmittelbare, häufige Nebenwirkung sind Gleichgewichtsstörungen, die die Unfallgefahr erhöhen.
Als Reaktion auf den zunehmenden Missbrauch gibt es die Absicht, den Verkauf einzuschränken. Der Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) plant ein Gesetz, das den Verkauf von Lachgas an Minderjährige stoppen soll. Einige Bundesländer und Kommunen haben bereits eigene Maßnahmen ergriffen, wie zum Beispiel ein Verkaufsverbot an Minderjährige.
In mehreren Ländern ist der Verkauf bereits verboten
In Ländern wie Großbritannien, den Niederlanden, Dänemark und der Schweiz sind Besitz und Verkauf von Lachgas mit Ausnahmen verboten oder der Verkauf an Minderjährige ist untersagt. Die Niederlande und Großbritannien stufen das Gas als Droge ein.
Die GdP Berlin erklärte, immer mehr Drogenhändler würden nebenbei auch Luftballons mit Lachgas verkaufen. Selbst in manchen sogenannten Spätis könne man den billigen Stoff bekommen. Nötig sei daher ein Verbot des Verkaufs. Für die Polizei sei der Nachweis im Straßenverkehr schwierig, weil das Gas im Blut schwer nachweisbar und etwa eine Stunde nach der Inhalation komplett aus dem Körper ausgeschieden sei.