Eberswalde - Angermünde
Wenig Platz in der Wohnung für Waschmaschine oder Bett? Dann die Gegenstände, wenn sie nicht genutzt werden, einfach in Boden oder Decke versenken. Das ist die Idee eines Planers, der in Eberswalde mit Holzkästen baut.
Der Prototyp in Eberswalde (Barnim) mutet ungewöhnlich an. Dort steht ein zweistöckiges Haus mit Holzfassade und Gürteln mit Solarmodulen, die den Bau umspannen. Das Innere gleicht hingegen einer Baustelle, und auch dort ist Holz omnipräsent.
Der Choriner Bauingenieur Bernd Heidenreich und seine Mitarbeiter tüfteln an Ideen, mit denen sie nicht weniger als das Wohnen der Zukunft mitgestalten wollen. "Unser großes Ziel ist es, große Häuser zu bauen - mit möglichst kleinen, individuellen Wohnungen."
Das soll durch sogenannte Flächen-Doppelnutzung gelingen. Dafür werden quasi hohle Holzkästen als Fußboden und Zwischendecken genutzt. Die einzelnen Module werden nach dem Baukastenprinzip zusammengesetzt. "Wir haben uns für 1,25 Meter mal 1,25 Meter in der Draufsicht, und 1 Meter Höhe entschieden", sagt Heidenreich. Sie sollen als Stauräume dienen. Ganze Waschmaschinen oder Betten, Schränke oder Badewannen könnten daraus bei Bedarf ausklappen und hochfahren, um Platz zu sparen. "So kann man die Flächen extrem reduzieren und spart dadurch auch Heizung oder Reinigung. So bekommt man viele Nutzungen auf kleinen Flächen."
Fertig gestellt werden die dafür notwendigen Module - sogenannte Flächentragwerke - in einer Produktionshalle in Angermünde (Uckermark). Die Idee hat sich Heidenreich patentieren lassen. Die Bauteile sollen nachhaltig sein, sagt er. Nicht nur aufgrund der verwendeten Materialien. "Diese kann man einzeln entnehmen, beziehungsweise komplette Häuser demontieren - diese Module also wieder vereinzeln. Diese kann man dann nehmen und neue Häuser, die ganz anders geartet sein können, bauen."
Heidenreichs Vorstellungen reichen aber über das klassische Wohnen mit praktischen Lagermöglichkeiten hinaus. Denn auch das Leben in den Häusern an sich könnte damit neu gedacht werden. "Früher wurden die sozialen Kontakte vor allem am Arbeitsplatz geknüpft. Die Möglichkeiten werden geringer. Deswegen ist es für uns eine Vision, damit ganz viele Möglichkeiten für Kontakte entstehen. Vielleicht durch einen Pool auf der Dachterrasse, den alle nutzen können." Denn auch der ließe sich ihm zufolge in den Bausatz-Modulen unterbringen. Und auch darüber hinaus seien Indoor-Gärten mit Bäumen und Sitzecken denkbar.
Doch vorerst bleiben die Ideen kühne Visionen, die mit eigenem Geld des Bau-Ingenieurs in Eberswalde erprobt werden. Um günstig und in Serie herzustellen, fehlt dem Heidenreich noch ein Baupartner. Erst dann ließe sich kalkulieren, wie teuer Produktion und Kauf schlussendlich tatsächlich ausfallen. Dennoch glaube er fest an sein Baukasten-Prinzip, so Heidenreich.
Sendung: Antenne Brandenburg, 04.12.2024
Mit Material von Robert Schwaß
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