Leider gibt es ein Problem beim Abspielen des Videos.
Böller und Kugelbomben
Silvester rückt näher und bereits jetzt kann man es auf Berliner Straßen knallen und krachen hören. Legales Feuerwerk boomt - aber auch ein Schwarzmarkt mit illegaler Pyrotechnik wird größer. Das zeigt ein Fund vom Donnerstag in Spandau.
Polizisten haben in einer Wohnung in Berlin-Spandau rund 200 Kilogramm illegales Feuerwerk sichergestellt. Wie Polizei und Staatsanwaltschaft am Freitag mitteilten, hatten sie einen Tipp bekommen, der zu der Durchsuchung der Wohnung am Donnerstag führte.
Der 35 Jahre alte Wohnungsbesitzer soll die Pyrotechnik im Freundes- und Bekanntenkreis zum Verkauf angeboten haben. Die Ermittler gehen nach eigenen Angaben davon aus, dass die Böller und Kugelbomben unter anderem aus der Tschechischen Republik eingeschmuggelt wurden.
Der 35-Jährige habe die Tat eingeräumt und den Beamten freiwillig eine unerlaubte Schreckschusswaffe ausgehändigt, hieß es. Gegen den Mann wird wegen der Einfuhr explosionsfähiger Stoffe ohne Genehmigung sowie des unerlaubten Besitzes einer Schusswaffe ermittelt.
Zum Jahreswechsel werden in Berlin regelmäßig zahlreiche gefährliche illegale Feuerwerkskörper gezündet. Dabei kommt es teils zu heftigen Explosionen, weil eingeschmuggelte Böller meist stärker sind als die in Deutschland erlaubten. Auch in diesem Jahr soll es wieder mehrere Böllerverbotszonen in der Stadt geben. Diese sollen am Samstag bekanntgegeben werden.
Der legale Markt verzeichnete 2022 und 2023 Rekordumsätze von jeweils 180 Millionen Euro. Parallel dazu hat sich ein florierender Schwarzmarkt für illegale und gefährlichere Produkte entwickelt - meist angeboten über Kanäle und Plattformen wie Telegram und Instagram.
Die Lagerung solcher Mengen Pyrotechnik und damit Sprengstoff in Wohnräumen, wie sie bei dem Spandauer festgestellt wurden, ist extrem gefährlich. Die Berufsgenossenschaft Handel und Warenlogistik warnt bei Tipps zu legalem Böllerverkauf: "In den Aufbewahrungsräumen darf weder geraucht noch offenes Licht oder offenes Feuer verwendet werden. In unmittelbarer Nähe der Gegenstände dürfen keine leicht entzündlichen oder brennbaren Stoffe gelagert werden."
In einem Arbeits- oder Verkaufsraum dürften maximal 70 Kilo sogenannter Nettoexplosivstoffmasse gelagert werden, außerdem müssten geeignete Einrichtungen zur Brandbekämpfung vorhanden sein - ein einfacher Feuerlöscher tut es im Ernstfall bei solchen Mengen nicht.
Abgesehen davon haben die meist in Polen oder Tschechien gekauften Böller und Raketen oft kein Sicherheitssiegel, der Käufer kann überhaupt nicht abschätzen, was wirklich an Sprengstoff drinsteckt und wie gefährlich das Ganze ist. In den beiden Nachbarländern sind Feuerwerkskörper der Kategorien F3 und F4 das ganze Jahr über frei verkäuflich, während diese in Deutschland nur mit spezieller Erlaubnis und zu bestimmten Zeiten erworben werden dürfen. Sie enthalten auch oft mehr Sprengstoff als in Deutschland erlaubte Produkte, was zu schwereren Verletzungen führen kann.
Für Laien illegale Pyrotechnik und dabei speziell Kugelbomben sind wegen ihrer Sprengkraft ohnehin lebensgefährlich. Deshalb dürfen sie auch nur von speziell ausgebildeten Feuerwerkern benutzt werden, die bei einem Kauf einen Nachweis für ihre Qualifikation vorlegen müssen. Vergangenes Silvester zündete ein 22-Jähriger im Kreis Görlitz so eine Kugelbombe vor einem Jugendklub, sie explodierte in seiner Hand und zerfetzte unter anderem sein Gesicht – der Mann starb noch am Unfallort [mdr.de]. Die Zündschnur war schneller abgebrannt, als der 22-Jährige vermutet hatte.
In der Silvesternacht 2021/22 hantierten zwei andere Männer mit Kugelbomben, die von der Pyrotechnik keine Ahnung hatten. Bei einer Silvesterfeier auf einem Firmengelände in Treptow-Köpenick ging eine Kugelbombe versehentlich mitten unter den 20 Gästen hoch, mehrere Menschen wurden teils schwer verletzt, einem mussten zwei Zehen amputiert werden. Die beiden Männer wurden zu Geld- und Freiheitsstrafen verurteilt [berliner-zeitung.de].
Ebenso wurde im vergangenen Jahr ein 21-jähriger Berliner wegen fahrlässiger Tötung angeklagt, der illegal mit Pyrotechnik gehandelt hatte. Ein Mann aus Nordrhein-Westfalen bestellte eine Kugelbombe bei dem 21-Jährigen. Als er sie an Silvester zündete, explodierte sie in seinem Gesicht, der Mann starb, ein weiterer wurde schwer verletzt.
Sendung: rbb24 Abendschau, 20.12.2024, 19:30 Uhr
Artikel im mobilen Angebot lesen