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Potsdam-Mittelmark
Ist an der Nieplitz in Potsdam-Mittelmark ein Wolf getötet worden? Spaziergänger hatten das schwer verletzte Tier entdeckt. Kurze Zeit später war es weg. Seitdem fehlt jede Spur. Bis zu 11.000 Euro Belohnung gibt es für Hinweise. Von Philipp Rother
Wölfe gelten als anpassungsfähige und schlaue Tiere. Immer wieder gelingt es ihnen, trotz Sicherheitsvorkehrungen Nutztiere wie Schafe und Ziegen zu reißen. Wölfe dürfen aber nicht getötet werden, stehen streng unter Artenschutz. Die Tötung stellt eine Straftat dar.
Umso brisanter ist der Vorfall, der sich am 19. September 2024 bei Niebel nahe Treuenbrietzen (Potsdam-Mittelmark) ereignete: Spaziergänger sahen an dem Tag einen schwer verletzten Wolf am Ufer der Nieplitz liegen. Es versuchte, unter Schmerzen aus dem Gewässer zu trinken. Das Tier zeigte laut Zeugen Schussverletzungen.
Weil das Tier noch lebte, alarmierten die Spaziergänger sofort Hilfe, doch als ein Wolfsbeauftragter des Landes eintraf, war der Wolf verschwunden. Auch die Polizei rückte an, konnte aber ebenso keinen Wolf finden. "Auch eine Absuche im nahen Umfeld verlief ohne Erfolg", teilte die Behörde auf Nachfrage mit. Im Nachgang sei eine Strafanzeige wegen des Verdachts des Verstoßes gegen das Naturschutzgesetz aufgenommen worden, hieß es weiter.
Das Landesamt für Umwelt (LfU) leitete Ermittlungen ein, vor Ort wurden Blutproben gesichert. Die genetische Analyse ergab, dass das Tier an der Nieplitz ein Wolf war. Die Auswertung sei eindeutig gewesen. Wolfsspuren, die vom Gewässer wegführten, fehlten jedoch, hieß es weiter. Was vor Ort an der Nieplitz genau ablief, sei unklar.
In den sozialen Netzwerken kursieren Bilder und Videos. Darauf ist zu sehen, wie der Wolf regungslos im Schlamm am Ufer liegt. Die Initiative Allianz-Wolf-Brandenburg (AWB) hält es für wahrscheinlich, dass das Tier durch einen Schuss verletzt und danach erschlagen und heimlich entsorgt wurde. Blutspuren und andere eindeutige Hinterlassenschaften würden darauf hindeuten.
"Dies geschah offenbar in der Absicht, den angeschossenen Wolf als Beweismittel der zuvor versuchten Tötung des Tieres zu beseitigen", erklärte AWB-Sprecher Hans-Holger Liste im Gespräch mit dem rbb. Bis heute fehlt von dem Wolf jede Spur. Zuerst hatte die "Märkische Allgemeine Zeitung" über den Fall berichtet.
Tierschutzorganisationen versuchen mittlerweile, den Fall mit Hilfe von Belohnungen aufzuklären: Peta sprach von einer grausamen Tötung und teilte mit, sie setze 1.000 Euro Belohnung für Hinweise zur Aufklärung des Falls und Ergreifung des Täters aus. Der Verein Wolfsschutz-Deutschland lobte 3.000 Euro aus. AWB kündigte an, es stünden 11.000 Euro Belohnung zur Verfügung, ein Großteil komme aus Spenden. Die Initiative nehme Hinweise aus der Bevölkerung entgegen, ebenso das LfU, hieß es.
Seit dem Jahr 2000 sind die zuvor über Jahrzehnte ausgerotteten Wölfe in Deutschland wieder ansässig, seit 1990 stehen sie bereits unter strengem Schutz. Laut offiziellen Zahlen wurden in Brandenburg im Wolfsjahr 2022/23 insgesamt 52 Rudel und 10 Wolfspaare in 62 festen Revieren nachgewiesen. Die genaue Anzahl der Wölfe in Brandenburg ist aber umstritten, Schätzungen reichen von etwa 700 bis 1.000 Tiere. Damit gilt Brandenburg aber als Wolfsland Nummer eins in Deutschland. Seit Jahren läuft auch eine Debatte um Obergrenzen.
Das brandenburgische Umweltministerium teilte auch mit, dass in Brandenburg in diesem Jahr bislang vier illegale Tötungen von Wölfen festgestellt worden seien. Drei weitere Verdachtsfälle würden noch untersucht. Insgesamt wurden bis Ende Oktober 29 Wölfe tot gefunden, 23 davon kamen bei Verkehrsunfällen um.
Was mit dem in Niebel gesichteten Wolf passiert ist, ist weiter unklar. "Ich kann leider keinen Fortschritt vermelden", erläuterte AWB-Sprecher Liste: "Der Personenkreis, der für diese Tat in Frage kommt, ist bekannt - es sind auch anonyme Hinweise eingegangen, sie reichen aber nicht, um den Täter dingfest zu machen." Die Polizei wollte sich auf Nachfrage nicht zum Stand der Ermittlungen äußern. Klar ist: Die illegale Tötung eines Wolfes kann mit einer hohen Geldstrafe - in Brandenburg bis zu 50.000 Euro - und bis zu fünf Jahren Freiheitsentzug geahndet werden.
Sendung: Antenne Brandenburg, 21.11.2024, 5 Uhr
Beitrag von Philipp Rother
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