Boomtown
Die Stadt Falkensee hat seit den 1990er-Jahren ihre Einwohnerzahl fast verdoppelt. 1500 neue Wohnungen werden seit Jahresanfang bis Ende 2026 fertig. Keine andere Gemeinde im Landkreis Havelland baut so viel.
Herbert Glöde ist sehr zufrieden mit seiner großen Terrasse und der neuen 80qm Wohnung. Er wohnt am Akazienhof im Zentrum von Falkensee (Havelland). 38 Jahre lang haben er und seine Frau Gertrud im eigenen Haus mit großem Garten eher am Stadtrand gewohnt. Mit zunehmendem Alter wurden die Gartenarbeit und die notwendigen Instandhaltungen des Hauses immer komplizierter. Als bei ihm Krebs diagnostiziert wurde, beschloss er gemeinsam mit seiner Frau: Wir verkaufen und suchen uns eine Wohnung. "Wir wollten in Falkensee bleiben, weil wir uns hier auskannten. Wir wollten, dass wir unsere Ärzte weiter besuchen können", erzählt Glöde.
In Falkensee sind die beiden damit nicht allein: Allein in ihrem Hausaufgang wohnen drei Mietparteien, die aus ihrem Einfamilienhaus aus- und hierher gezogen sind. Diese Klientel haben mehrere private Projektentwickler in Falkensee im Blick. Allein von den 492 Wohnungen, die die Buwog Bauträger GmbH baut, sind fast 150 für Senioren - weitgehend barrierefrei und mit Begegnungsstätte.
"Da ist unsere Zielgruppe: Senioren, die jetzt noch in sehr großen Häusern leben die Kinder sind ausgezogen, der Partner vielleicht weg, und die halt in der Umgebung bleiben möchten. Und es gibt ja gegenüber von unserem hier ein Gesundheitszentrum. Also es ist eigentlich für alle gesorgt", sagt Annette Tipp von der Buwog.
An der Spandauer Straße, die nach Berlin führt, wird ebenfalls gebaut. Die private Bosch-Gruppe will dort Ende 2025 70 Wohnungen vermieten. Auch an junge Falkenseer, die bei den Eltern ausziehen - und an Zuzügler. Und von denen kommen einige. Seit den 1990er Jahren hat sich die Einwohnerzahl in Falkensee auf fast 46.000 verdoppelt.
Da müsse die Stadt schritthalten, etwa mit Kitas und Schulen, sagt Baudezernet Thomas Zylla (CDU): "Die Falkenseerin und Falkenseer möchten natürlich, dass sich die Situation möglichst noch verbessert und nicht verschlechtert. Und viele machen es am Verkehr fest und sagen, jetzt ziehen noch mehr Leute nach Falkensee, muss denn das sein? Baut doch die Straße ordentlich aus oder die anderen Verkehrsverhältnisse."
Deshalb müssen Investoren ihre Zugangsstraßen selbst ausbauen oder – wie am Bauprojekt Schwarzkopffstraße – Läden zur Belebung der Innenstadt mitplanen. "Wir wollten insbesondere, dass man dort einkaufen kann, dass man dort Dienstleistungen in Empfang nehmen kann, um einfach auch, das Abwandern der Kunden außerhalb von Falkensee zu verhindern", erklärt Zylla.
Die Stadt Falkensee muss mit Schulen, Kitas und Bürgertreffpunkten nachziehen. Das sei nicht so einfach, sagt Zylla. "Da müssen wir nachhaltig denken. Wenn wir jetzt neue Kitas bauen, müssen wir schauen: Können das später noch Gebäude werden, die auch anders genutzt werden?" Als Seniorentreffpunkte etwa.
Bis Ende 2026 werden in mehreren Bauvorhaben insgesamt 1.500 Wohnungen in Falkensee bezugsfertig. Wer eine bekommt, ist froh, wie Gertrud und Herbert Glöde: "Wir sind sehr zufrieden, dass wir hier sind und das war alles in der Nähe haben und zu Fuß bewältigen können."
Sendung: rbb24 Antenne Brandenburg, 23.12.2024, 16:12 Uhr
Beitrag von Heike Schüler und Marie-Thérèse Harasim
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