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Quelle: Picture Alliance/Winfried Rothermel

Hilfsangebote in Berlin

Obdachlose im Winter - wie kann ich helfen?

Für obdachlose Menschen in Berlin beginnt mit der winterlichen Kälte die härteste Jahreszeit. Wer Hilfe für sie holen möchte, ist manchmal überfordert, denn es gibt viele Hilfsangebote. Aber manchmal braucht es auch nicht viel, um Gutes zu tun.

Die ersten richtig kalten Winternächte sind da, und mit den niedrigeren Temperaturen steigt auch die Gefahr für obdachlose Menschen in Berlin, auf der Straße krank zu werden oder gar zu erfrieren. Eine Übersicht, wo Hilfe geholt werden kann oder wie man Obdachlosen selbst am besten hilft.

Wie helfe ich obdachlosen Menschen auf der Straße im Winter?

Wer eine obdachlose Person auf der Straße trifft, sollte zuerst klären, ob sie mit der Hilfe einverstanden ist, sagt Christin Fritzsche von der gemeinnützigen Gesellschaft zur Betreuung Wohnungsloser und sozial Schwacher (Gebewo). "Auf jeden Fall soll man zuerst fragen, ob sie Hilfe möchte - und nicht einfach willkürlich den Kältebus anrufen." Dabei sollten hilfsbereite Personen die Obdachlosen höflich ansprechen, sich vorstellen und fragen, wie man helfen kann: ob ein warmes Getränk, Essen oder ein Schlafplatz in einer Notübernachtung gebraucht wird. Nur in einer lebensbedrohlichen Lage - zum Beispiel, wenn die Person nicht mehr ansprechbar ist - sollte man auf jeden Fall auch ohne Zustimmung den Krankenwagen anrufen, so Fritzsche.

Schlafplätze und warmes Essen

Kältehilfe für Obdachlose in Brandenburg und Berlin gestartet

Die Nächte werden kälter, obdachlose Menschen bekommen nun mehr Möglichkeiten auf eine Übernachtung im Warmen. Die Kältehilfe in Brandenburg läuft jetzt an, in Berlin ist sie schon gestartet. Das sind die wichtigsten Hilfsangebote.

Wen kann ich anrufen, um Obdachlosen in der Kälte zu helfen?

Tagsüber können sowohl Obdachlose als auch Hilfswillige die Hotline des Modellprojekts "TaskforceX" anrufen. Unter der 0157 80 59 78 70 wird montags bis freitags, von 9 bis 17 Uhr, telefonische Hilfe in mehreren Sprachen angeboten.

Abends ist das Kältehilfe-Telefon der Gebewo (030 34 39 71 40) täglich von 19 bis 23 Uhr erreichbar. Den Kältebus der Berliner Stadtmission kann man unter der 030 690 333 690 von 20 bis 2 Uhr erreichen. Etwas früher, von 18 bis 24 Uhr, kann man den DRK-Wärmebus (030 600 300 1010) anrufen.

Wirkt die obdachlose Person hilflos oder nicht ansprechbar oder ist sie einer akuten Gefahr ausgesetzt, sollte man lieber entweder die Polizei (Notrufnummer 110) oder den Rettungsdienst (112) anrufen.

Wo finde ich sonst schnell Hilfsangebote für Obdachlose?

Vor ein paar Jahren startete die Berliner Kältehilfe eine eigene App, die sowohl Obdachlose als auch Hilfswillige nutzen können. In der App werden Hilfseinrichtungen auf einer Karte und auch als Liste angezeigt. Sie ist auch offline nutzbar, damit können laut Christin Fritzsche von der Gebewo obdachlose Menschen die App einmal in einer Notunterkunft herunterladen und später benutzen.

In der App kann man nach Schlafplätzen, Orten für den Tagesaufenthalt, Essen, Beratung, medizinischer Hilfe, Bekleidung, Duschen und mobiler Hilfe suchen. Ein Ampelsystem zeigt, wie ausgelastet die Notübernachtungen aktuell sind.

Wie die App, aber auf Papier, bietet der "Wegweiser" der Kältehilfe Unterstützung für Obdachlose. Das mehrseitige PDF-Dokument zum Ausdrucken kann in mehreren Sprachen auf der Webseite der Kältehilfe [kaeltehilfe-berlin.de] heruntergeladen werden. Dort ist auch eine Karte des U-Bahn-Liniennetzes mit ganzjährigen Hilfsangeboten für obdachlose Menschen verfügbar.

Was ist der Kältebus?

Mit dem sogenannten Kältebus will die Berliner Stadtmission nach eigenen Angaben Kältetote verhindern. Die Kältebusse sind vom 1. November bis zum 31. März im Einsatz. Das Kältebus-Team sucht nach obdachlosen Menschen, bietet ihnen Hilfe, eine Tasse Tee oder einen warmen Schlafsack an.

Auf Wunsch der Obdachlosen fährt der Kältebus sie zu einem sicheren Übernachtungsplatz. Da die Kapazitäten limitiert sind, sollte immer zuerst die bedürftige Person gefragt werden, ob sie die Hilfe der Kältebusse annehmen möchte. "Sonst fahren wir vergeblich hin und versäumen so womöglich, einer Person zu helfen, bei der die Uhr tickt...", schreibt die Stadtmission auf ihrer Webseite.

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Wo können Obdachlose im Winter übernachten?

Im Winter gibt es in Berlin mehrere Notübernachtungen für Obdachlose. Dazu zählen Unterkünfte für alle, aber auch Angebote nur für Männer, für Frauen oder für Familien. Außerdem gibt es sogenannte Nachtcafés mit weiteren Plätzen. Die Liste mit den Unterkünften ist online verfügbar [kaeltehilfe-berlin.de].

In den Berliner Notübernachtungen gibt es aktuell und bis Ende März insgesamt 1.165 Plätze, wie die Senatsverwaltung mitteilte. Zuletzt eröffnete das Unionshilfswerk eine Notunterkunft mit 140 Plätzen am Goslarer Platz in Charlottenburg. Weitere 200 Plätze könnten noch dazukommen, die Senatsverwaltung prüft derzeit vier mögliche Unterkünfte als weitere Maßnahme gegen Obdachlosigkeit. Ab April und bis zum nächsten Winter gibt es weniger Notübernachtungen – nur etwa die Hälfte sind ganzjährig verfügbar.

Die Notübernachtungen werden gut genutzt, bestätigt Christin Fritzsche von der Gebewo. "Sie liegen bei so richtig kalten Nächten bei einer Auslastung von 92 bis 96 Prozent." Vor allem in der Innenstadt seien die Notunterkünfte sehr gut ausgelastet, am Stadtrand gebe es mehr Plätze frei. Manchmal könne es vorkommen, dass eine Unterkunft voll ist. "Dann kann die Einrichtung den Kältebus anrufen und die Person in Notübernachtungen bringen lassen, wo noch Plätze frei sind", so Fritzsche. Mit den neuen Einrichtungen würde sich die Lage etwas entspannen.

Wo können sich Obdachlose im Winter tagsüber aufhalten?

Auch tagsüber kann es im Winter auf der Straße viel zu kalt sein. In Berlin gibt es auch mehr als ein Dutzend sogenannter Wohnungslosen-Tagestätten (WoTas). Für diese sind die Bezirke zuständig. Die WoTas ermögliche es laut Senatsverwaltung unter anderem, soziale Kontakte aufzubauen, sie verhinderten eine Verschlimmerung der aktuellen Lebenssituation und würden die Grundversorgung sicherstellen.

Außerdem gibt es tagsüber zahlreiche Treffpunkte - mehrere nur für Frauen -, Cafés, Anlaufstellen und andere Orte für den Tagesaufenthalt, die unter anderem in der App der Berliner Kältehilfe aufgelistet werden.

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Wie kann ich offensichtlich kranken Obdachlose helfen?

Es gibt in Berlin mehreren Anlaufstellen für obdachlose Menschen mit Gesundheitsproblemen. Wenn die Beschwerden nicht akut sind, können Obdachlose selbst oder begleitet dort hingehen. Dazu zählen die Ambulanz der Caritas in der Turmstraße in Moabit, die Arztpraxis der Gebewo am Stralauer Platz, die Ambulanz der Berliner Stadtmission nicht weit vom Hauptbahnhof (Lehrter Straße 68) oder das Gesundheitszentrum für Obdachlose in Neukölln (Pflügerstraße 12).

Bei einem medizinischen Notfall sollte sofort den Rettungsdienst (112) angerufen werden.

Wo kann ich Winterkleidung für Obdachlose in Berlin spenden?

Warme Kleidung für den Winter bekommen Obdachlose unter anderem in sogenannten Kleiderkammern. Die Berliner Stadtmission empfängt Kleiderspenden in der Lehrter Straße 68. Sie bittet darum, nur gut erhaltene und saubere Textilien zu spenden. Schlafsäcke, Isomatten, Rucksäcke und Schuhe werden so gut wie immer benötigt. Auf ihrer Webseite [berliner-stadtmission.de] kann man sich über den aktuellen Bedarf informieren.

Auch die Caritas betreibt zwei Kleiderkammern in Berlin. Die zentrale Kleiderkammer befindet sich in der Residenzstraße 90, eine speziell für Kinder in der Pfalzburger Straße 18. Gebraucht werden in der Regel Damen- und Herrenkleidung, Schuhe, Baby- und Kinderkleidung, Spielzeug, Taschen, Bettwäsche, Handtücher, Geschirr und Gläser. Häufig fehle es an Herrenkleidung, schreibt die Caritas auf ihrer Webseite [caritas-berlin.de].

Was kann ich grundsätzlich tun?

Die wohl einfachste Methode, um obdachlosen Menschen auch im Winter zu helfen, ist eine erhöhte Aufmerksamkeit und Menschlichkeit, sagt Christin Fritzsche. "Die Berlinerinnen und Berliner sollten einfach aufmerksam sein, mit offenen Augen durch die Stadt gehen und einfach schauen, ob irgendjemand Hilfe benötigt."

Sendung: Inforadio, 02.12.2024, 11:43 Uhr

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Beitrag von Juan F. Álvarez Moreno

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