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Rettungsaktion
An Treuenbrietzens Wahrzeichen nagt der Zahn der Zeit. Nun haben Helfer eine Rettungsaktion gestartet, damit das 40 Jahre alte Sabinchen-Denkmal pünktlich zum nächsten Sabinchenfest restauriert wird.
Ein großer Riss im Rücken, die Nase des Schusters ist ab, sein Beinkleid ist zerschlissen und Sabinchen fehlen sogar die zwei Löffel in der Hand: Die dreiteilige Keramik mit Betonkern des Künstlers Lothar Sell ist das Wahrzeichen von Treuenbrietzen (Potsdam-Mittelmark) und sie ist stark in die Jahre gekommen. Deshalb muss das Sabinchen-Denkmal auf dem Marktplatz dringend fachmännisch restauriert werden.
"Das ganze Problem dabei ist: Wir können diese Figur nicht von der Säule runternehmen, weil sie dann vermutlich ganz kaputt gehen würde", sagt Patrick Eulert, Vereinsvorsitzender vom Sabinchenverein. Sie müsse deshalb vor Ort saniert werden. Der Sabinchenverein und das amtierende Sabinchenpaar haben dafür eine Rettungsaktion gestartet. Ihr Ziel: Sabinchen soll pünktlich zu den 30. Sabinchen-Festspielen im Juni 2025 frisch restauriert sein.
Treuenbrietzens Sabinchen-Denkmal ist ein Geschenk des dort geborenen Bildhauers Lothar Sell, das dieser vor 40 Jahren seiner Geburtsstadt machte. Die Sabinchenfigur besteht aus einem Ton-Zement-Gemisch und wurde aufgrund ihrer Größe in drei Teilen gebrannt, welche dann vor Ort zusammengesetzt wurden. Im Laufe der Jahre haben sich Flechten und Moose auf ihr gebildet, die es zu entfernen gilt, berichtet der Sabinchenverein.
Wie teuer der Erhalt wird, ist noch nicht endgültig bekannt, nach Schätzungen des Vereins könnten es mehrere Tausend Euro werden. Die Abstimmungen mit der Denkmalbehörde des Kreises Potsdam-Mittelmark laufen.
Treuenbrietzen nennt sich selbstbewusst Sabinchenstadt und kostet dieses kulturelle Erbe voll aus. "Sabinchen war ein Frauenzimmer" beginnt das gleichnamige Volkslied über die tragische Geschichte einer jungen Magd, die für ihren Liebhaber silberne Löffel stiehlt, erwischt wird, ihre Arbeit verliert und der schließlich von dem geldgierigen und trunksüchtigen Liebhaber – einem Treuenbrietzener Schuster – die Kehle durchtrennt wird. Für diesen Femizid muss der Schuster an den Galgen.
Das Sabinchenlied "gehört zum allgemeinen Gut der Stadt", heißt es auf Treuenbrietzens Website. Und Sabinchen ist überall: Jedes Jahr werden mehrtägige Sabinchenfestspiele im Sommer gefeiert, ein Sabinchenpaar gekürt, Kinder verkleiden sich dann als Magd und Schuster, Restaurants und Reiseunternehmen heißen "Sabinchens Speisekammer", "Sabinchen Eiscafé" und "Sabinchen-Touristik".
Stephanie und Konstantinos Sefkaloudis sind das amtierende Sabinchenpaar. Der Sabinchenverein ruft jedes Jahr zur Bewerbung für das repräsentative Ehrenamt auf. Familie Sefkaloudis führt im Stadtkern einen griechischen Feinkostladen samt Poststelle – und wirbt nun für Spenden für das Sabinchen-Denkmal. "Der Sabinchenbrunnen mit den beiden Statuen gehört halt zu Treuenbrietzen", sagt Stephanie Sefkaloudis dem rbb. "Lustigerweise ist Sabinchen genauso alt wie ich. Und daher ist das noch mal eine kleine Berufung für meinen Mann und mich", sagt die diesjährige Sabinchen-Repräsentantin.
Mit Material von Susanne Hakenjos und Michaela Grimm
Sendung: Antenne Brandenburg, 10.12.2024, 16:10 Uhr
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