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Uckermark
Wegen nachhaltiger Bewirtschaftung wurde Templin in diesem Jahr als erste Gemeinde in Brandenburg zur "Waldhauptstadt" ernannt. Das Label hat hat dem märkischen Wald mehr Aufmerksamkeit verschafft. Doch um ihn klimafit zu machen, ist mehr nötig.
Auf die Frage, was die Auszeichnung "Waldhauptstadt 2024" der Gemeinde Templin (Uckermark) gebracht habe, sagte Markus Nengel vom Stadtmarketing Templin: "Auf jeden Fall deutschlandweite Aufmerksamkeit". Die "PEFC Waldhauptstadt" sei eine große Auszeichnung, "deshalb hat das natürlich einen großen Hype gemacht. Und Nachhaltigkeit steht natürlich überall im Fokus", so Nengel weiter.
Auch für Schulförster Joachim Lange, der mit Schülern der Waldhofschule Templin ein Stück Wald bewirtschaftet, hatte die Auszeichnung spürbare Effekte: "Also erstmal hat es Aufmerksamkeit und neue Kontakte gegeben. Wald ist zum Thema geworden, das ist ein großer Vorteil." Die gewonnenen Kontakte, zum Beispiel zu einem Templiner Kunstverein, könne man langfristig nutzen.
Christian Hierdeis, Stadtförster von Templin sagte dazu: "Wir haben zum Beispiel viele Aktionen mit dem Kunstverein gemacht. Wir haben Exkursionen und Wanderungen organisiert. Das mündet in einer großen Ausstellung", die im nächsten Jahr im Multikulturellen Centrum und im Rathaus gezeigt werden soll.
Es sei etwas Besonderes, dass so viele Akteure sich einbringen, sagte Hierdeis. "Die Holzindustrie, die Unternehmer und die Jäger waren mit dabei. Es haben sich eigentlich alle, die Waldinteressiert sind, Spaziergänger und Wanderer, mit eingebracht."
Im Rahmen der Auszeichnung zur Waldhauptstadt wurde auch eine Wanderausstellung rund um den Templiner Marktplatz gezeigt, die die nachhaltige Waldbewirtschaftung, aber auch die Gefahren aus dem Wald thematisiert. "Natürlich geht es um Flora und Fauna, also viel Wissenswertes, das wir da unter die Bevölkerung bringen wollen, insbesonder natürlich für Schüler", sagte Sebastian Tattenberg von der Satdtverwaltung Templin.
Neben den Ausstellugen, waren auch ein Konzert und ein Waldfest anlässlich der Auszeichnung organisiert worden. Man habe den Wald "überall bei sämtlichen städtischen Veranstaltungen immer ein wenig in den Fokus gehoben und eben gezeigt, wie wichtig das ist und wieviel Wald denn wirklich auch hier in Templin rundherum ist und wie das die Leute prägt", sagte Markus Nengel vom Stadtmarketing.
Die Anzahl der Touristen sei im Vergleich zum Vorjahr um sechs Prozent gestiegen, sagte Nengel. Ob die Leute wegen der Auszeichnung gekommen seien, könne man jedoch nicht beurteilen.
Nach einem aktiven Austausch mit den Bürgern zum Thema Wald seien bereits viele Ideen entstanden, wie man Wald und Bäume in der Stadt einbetten kann, sagte Nengel. So soll etwa die Überarbeitung des Marktplatzes 2025 in den Fokus gerückt werden: "Dort geht es dann darum, die Aufenthaltsqualität zu fördern und eventuell auch grüne Sitzecken hier zu bekommen." Außerdem sollen klimaresistente Räume geschaffen werden, "dass selbst wenn im Sommer große Hitzewellen sind, dass man dann eben sicher ein bisschen abkühlen kann."
Die Auszeichnung sei ein schönes Beispiel, wie man durch die Nennung oder Hervorhebung eines bestimmten Waldgebietes Probleme sichtbar machen kann, "aber natürlich auch auf die Perspektiven der Waldwirtschaft oder dieser Wälder hinzuweisen", sagte Peter Spathelf, Professorf für angewandten Waldbau an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde.
Zwar könne die Waldwirtschaft in Brandenburg als nachhaltige Forstwirtschaft bezeichnet werden, gleichzeitig sei der Wald dennoch in der Krise und habe unter dem Klimawandel zu leiden, sagte Spathelf: "Also es gibt absterbende Bäume, Kiefern zum Teil, es gibt Probleme mit Buchen. Es gibt Vitalitätsschwächen bei der Eiche, das heißt, der Wald steht unter Druck und unsere Herausforderung ist es, den Wald für die veränderten Umweltbedingungen anzupassen."
Im Zentrum der Anpassungsbemühungen würde daher die Diversität der Wälder stehen, die sichergestellt werden müsste, sagte Spathelf. "Der Wald muss bestehen aus einem Ökosystem, was sehr vielgestaltig ist. Also nicht nur Reinbestände mit einer Art, wie Kiefern oder Fichten. Kiefern haben wir in Brandenburg 70 Prozent. Das ist sicher kein zukunftsfähiger Wald." Um dies zu erreichen, müssten auch Baumarten angepflanzt werden, "die nicht aus unserem Gebiet stammen, sondern aus anderen Regionen, anderen Kontinenten."
In der Praxis würde man bereits mit neuen Baumarten experimentieren, sagte Schulförster Joachim Lange: "Wir haben in Größenordnungen von einigen tausend jetzt auch mit einigen anderen Bäumen mal probiert, das heißt mit nordamerikanischen Hickory-Nüssen oder so wie heute mit dem Tulpenbaum oder der Baum-Hasel."
Templin ist die zehnte Gemeinde, die seit 2011 vom PEFC (Programme for the Endorsement of Forest Certification Schemes), einem internationales Waldzertifizierungssystem als Waldhauptstadt ausgezeichnet wurde. Mit 3.500 Hektar ist der Stadtwald Templin der zweitgrößte kommunale Waldbesitz in Brandenburg. Seit 2001 wird er nachhaltig bewirtschaftet.
Nach einem Bericht des PEFC von 2024 verfügt Deutschland insgesamt über 11,4 Millionen Hektar Wald, von denen 8,9 Millionen PEFC-zertifiziert sind (78 Prozent). In Berlin und Brandenburg sind hingegen nur 57 Prozent der Waldflächen PEFC-zertifiziert. Bayern und Hessen kommen mit einem Anteil von 90 Prozent auf die höchsten Werte.
Weltweit wurde bisher 295,9 Millionen Hektar Waldfläche nach PEFC zertifiziert. Neben dem PEFC-Zertifikat gibt es auch das FSC-Zertifikat (Forest Stewardship Council) für nachhaltige Waldbewirtschaftung.
Sendung: Antenne Brandenburg, 30.12.2024, 15:30 Uhr
Mit Material von Marissa Boll
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