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Audio: rbb24 Inforadio | 16.01.2025 | Peter Klinke | Quelle: dpa-Bildfunk/Fabian Sommer

Berlin-Friedenau

Schüler "gejagt": Bergius-Schule wird jetzt durch Polizei geschützt

In einem Brandbrief hatten Lehrer der Friedrich-Bergius-Schule im Herbst auf gewaltbereite Schüler aufmerksam gemacht. Am Mittwoch kam es zu einem erneuten Vorfall. Präventiv war nun die Polizei vor Ort.

An der Friedrich-Bergius-Schule in Berlin-Friedenau ist nach Angaben der Schulleitung die Polizei im Einsatz. Es gehe um den "Schutz der Schüler", wie die Schulleitung der Deutschen Presse-Agentur auf Anfrage am Donnerstag bestätigte. Zuvor hatte der "Tagesspiegel" berichtet. Am Donnerstagmorgen waren Beamte präventiv im Einsatz, wie die Polizei bestätigte. Hintergrund sei ein Vorfall am Mittwoch, bestätigte die Bildungsverwaltung dem rbb.

Demnach wurde ein Siebtklässler von Jugendlichen außerhalb des Schulgeländes "gejagt", wie die Schulleitung der DPA sagte. Die Jugendlichen hätten gerufen: "Wir stechen dich ab." Der Schüler habe sich in einen Supermarkt geflüchtet, wo ihm geholfen worden sei. Ein mutmaßlicher Täter im Alter von 15 Jahren wurde nach Angaben der Polizei festgestellt.

Die Schulleitung sprach außerdem von einem Drohbrief auf Arabisch, den die Schule erhalten habe.

Gewalt, Belästigung, Mobbing

Lehrer an Schöneberger Schule rufen mit Alarmbrief um Hilfe

Noch vor wenigen Jahren hatte die Friedrich-Bergius-Schule in Berlin-Friedenau einen guten Ruf. Doch jetzt berichtet das Kollegium in einem Hilferuf von katastrophalen Zuständen: Mobbing und Angriffe auf Schüler und Lehrer seien an der Tagesordnung.

Bereits im November hatte das Kollegium der Integrierten Sekundarschule in einem Brandbrief auf Probleme mit aggressiven, gewaltbereiten, bildungsfernen Schülern aufmerksam gemacht. Es gebe eine "bedrohliche Gewaltbereitschaft und verbale Übergriffe" vor allem der männlichen Schüler, hieß es. Zudem kündigten Eltern der Schüler Konsequenzen an, indem sie eine Dienstaufsichtsbeschwerde gegen die zuständige Schulaufsicht einreichen wollten.

Schulfremde Personen vor der Schule

Zu dem aktuellen Vorfall hieß es von der Polizei, zu Beginn dieser Woche habe es zunächst verbale Streitigkeiten zwischen verschiedenen Schülergruppen gegeben. Am Mittwoch versammelten sich dann schulfremde Personen, offenbar Schüler einer anderen Schule, vor der Bergius-Schule, "um die Sache zu klären", so ein Polizeisprecher.

Alarmierte Polizisten schickten die Schüler anfangs weg. Nach Schulschluss kam es aber erneut zu einer "Zusammenrottung", etwa 80 Schüler beider Gruppen sowie Schaulustige versammelten sich. Dabei eskalierte die Lage und es kam zu Auseinandersetzungen.

Nach Informationen des Elternsprechers der Bergius-Schule, Andreas Thewalt, hatten die fremden Schüler zunächst einen Neuntklässler im Visier. In Gebüschen sollen die Angreifer Schlagstöcke und Baseballschläger deponiert haben. Das eigentliche Opfer soll dann nicht mehr greifbar gewesen sein, so dass ein Siebtklässler geschlagen und getreten worden sein soll.

Ermittlungen wegen gefährlicher Körperverletzung

Die Polizei ging inzwischen auf der Straße mit Verstärkung von 20 bis 25 Beamten dazwischen, bis sich die Lage beruhigte. Von dem verdächtigen 15-Jährigen wurden die Personalien aufgenommen. Ermittelt wird wegen gefährlicher Körperverletzung. Ein anderer Schüler wurde zur Sicherheit von der Polizei seiner Mutter übergeben. In einem Gebüsch fanden Polizisten später einen Schlagring.

"Gefühl, die Geschichte ist noch nicht beendet"

Am Donnerstag stand die Polizei dann präventiv vor der Schule, damit sich ähnliches nicht wiederhole, sagte ein Polizeisprecher. "Wir hatten das Gefühl, die Geschichte ist noch nicht beendet", sagte auch die Vertreterin der Schulleitung.

Der "Tagesspiegel" zitierte aus einem Schreiben der Schulleitung, wonach die Eingänge der Schule aktuell schärfer als sonst bewacht und die Pausenaufsichten akribisch geführt werden sollen. Die Lehrer würden zudem gebeten, "verdächtige schulfremde Personen" zu melden.

Der Gesamtelternsprecher der Bergius-Schule, Andreas Thewalt, sagte der DPA: "In diesem Fall ging die Aggression nicht von unseren Schülern aus. Aber das zeigt eben, dass viele Schulen ähnliche Probleme mit ihren Schülern haben." Letztlich würden manche Eltern sich nicht um ihre Kinder kümmern und die Schulen und Lehrer müssten es ausbaden.

Zudem kritisierte Thewalt, seit dem Hilferuf des Kollegiums mit dem Brandbrief, habe sich leider nicht viel getan. "Eigentlich ist nicht viel Nennenswertes passiert." Es habe für die Lehrer Coaching und Supervision gegeben, "aber das löst unsere Probleme nicht". Konkrete Bitten etwa um einen Pförtner am Schuleingang seien nicht erfüllt worden, so Thewalt weiter. Auch von der Schulsenatorin habe man nichts mehr gehört.

Thewalt forderte für die Schule mehr Personal, einen Schulpsychologen und einen Pförtner; diese Forderungen seien nicht erfüllt worden. Wie die Bildungsverwaltung dem rbb sagte, wurde der Schule bereits Unterstützung angeboten, die diese aber nicht angenommen habe.

Sendung: rbb24 Inforadio, 16.01.2025, 10:20 Uhr

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