rbb24
  1. rbb|24
  2. Panorama

Leider gibt es ein Problem beim Abspielen des Videos.

Audio: Antenne Brandenburg | 10.01.2025 | Martina Rolke | Quelle: dpa/Michael Bahlo

Märkisch-Oderland

Maul- und Klauenseuche ausgebrochen - Brandenburg untersagt Tiertransporte

In Märkisch-Oderland ist die Maul- und Klauenseuche ausgebrochen. Die hochansteckende Viruserkrankung für Rinder und Schweine trat in einem Hönower Betrieb auf. Zur Vorkehrung sollen im Umkreis alle Paarhufer getötet werden. Der Berliner Tierpark schloss aus Vorsicht.

In einem Tierhalterbetrieb mit Wasserbüffeln in Hönow in Märkisch-Oderland ist die Maul- und Klauenseuche (MKS) ausgebrochen. Am Donnerstag waren dort auf einer Weide drei Wasserbüffel verendet, wie Landesagrarministerin Hanka Mittelstädt (SPD) am Freitag mitteilte. Daraufhin wurde nach rbb-Informationen ein totes Tier im Landeslabor Brandenburg und von den Tierseuchen-Experten des Friedrich-Löffler-Instituts (FLI) untersucht und dabei der Seuchenerreger festgestellt.

Elf weitere Büffel getötet

Alle weiteren elf Wasserbüffel des Hönower Bestandes müssen nun vorsorglich getötet werden, wie es hieß. In der Region waren Männer in gelben und weißen Schutzanzügen und teils mit Gewehren zu sehen, wie die dpa berichtet.

Da der betroffene Betrieb eine weitere Herde in Schöneiche im Landkreis Oder-Spree hat, wird nach rbb-Informationen derzeit dem Verdacht nachgegangen, ob diese Tiere ebenfalls mit der Seuche infiziert worden sind. Am Freitagabend wurde dann bekannt, dass auch Schweine in einer Nachbarregion getötet werden müssen. Wie der Vize-Landrat des Kreises Märkisch-Oderland, Friedemann Hanke, erklärte, werden in einem Umkreis von einem Kilometer um die Weide mit der betroffenen Wasserbüffel-Herde alle Paarhufer getötet. Dies betreffe vier Schafe und im angrenzenden Landkreis Barnim eben eine Schweinezucht mit rund 200 Tieren.

Fragen und Antworten

Was ist Maul- und Klauenseuche?

Jahrelang gab es keinen Fall von Maul- und Klauenseuche in Deutschland. Nun wurde das Virus in Wasserbüffeln in Brandenburg festgestellt. rbb|24 beantwortet die wichtigsten Fragen zum Ausbruch.

Landwirtschaftsministerin untersagt Tiertransporte

Um eine weitere Ausbreitung zu verhindern, hat die Brandenburger Landwirtschaftsministerin Hanka Mittelstädt (SPD) am Freitag eine Eilverordnung erlassen. Ab Samstag ist damit etwa der Transport von Rindern, Schweinen Schafen, Ziegen und Kameliden (also Paar- oder Schwielenhufer, wie etwa Kamele, Dromedare, Lamas oder Alpakas) für 72 Stunden verboten. Innerhalb einer Sperrzone im Umkreis von drei Kilometer werden in allen Tierhaltungs-Betrieben mit Paarhufern Proben genommen und in einer weiteren Überwachungszone soll Stichproben genommen werden.

"Zum jetzigen Zeitpunkt muss durch entsprechende Ermittlungen die bisherige Ausbreitung festgestellt werden", so das Ministerium in einer Mitteilung. Dazu werde Veterinäramt vom Tierseuchenbekämpfungsdienst des Landes sowie durch das FLI unterstützt.

Für die Tötung der Tiere waren Menschen in Schutzanzügen vor Ort | Quelle: dpa/Gollnow

Taskforce vor Ort - Krisenstab am Samtstag

Drei Tierärzte und zwei Spezialisten des FLI seien vor Ort und bilden eine Taskforce, erklärte Mittelstädt der Nachrichtenagentur dpa. "Die Untersuchungen werden hoffentlich herausfinden, wie der Eintrag passiert ist und wie jetzt gegebenfalls Übertragungen stattgefunden haben oder nicht."

"Wir laufen auf Hochtouren", sagte eine Sprecherin des Kreises Märkisch-Oderland zu den angelaufenen Untersuchungen und Vorkehrungen gegen die Tierseuche der dpa. Derzeit würden demnach auch andere Betriebe innerhalb der Überwachungszone aufgesucht. Am Samstag soll dann am Vormittag der Krisenstab mit Landrat Gernot Schmidt und Agrarministerin Hanka Mittelstädt (beide SPD) in Seelow zusammenkommen und das weitere Vorgehen koordinieren.

Wegen Seuche: Berliner Tierpark vorübergehend geschlossen

In Reaktion auf die Meldung über den Fund der infizierten Tiere musste am Freitag auch der Berliner Tierpark vorübergehend schließen. Das teilte der Betreiber auf seiner Internetseite mit. Die Schließung sei als Präventivmaßnahme mit dem Bezirksamt Lichtenberg abgestimmt.

Bundestagsausschuss kommt Mittwoch zusammen

In der kommenden Woche wird sich der Bundestag mit dem Ausbruch der Maul- und Klauenseuche in Brandenburg beschäftigen. Nach Angaben der Grünen-Abgeordneten Renate Künast kommt der Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft am Mittwoch (15. Januar) auf Antrag ihrer Fraktion und der SPD zu einer Sondersitzung zusammen. An dem Treffen nimmt demnach auch Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) teil.

"Es ist wichtig, hier zeitnah alles Notwendige zu tun, nicht nur aus Tierschutzgründen, sondern auch aufgrund zu befürchtender hoher wirtschaftlicher Schäden", sagte Künast.

Uckermark

Sachverständige diskutieren beim ersten "Wolfshearing" über Umgang mit Wölfen

Wie weiter mit dem Wolf – darüber wurde am Mittwochabend in Prenzlau diskutiert. Der Landkreis Uckermark hatte Landwirte, Jäger und Umweltschützer zum "Wolfshearing" eingeladen. Das Ergebnis ist ein Forderungskatalog an die Brandenburger Landesregierung.

Berlin sperrt vorsorglich Betriebe - Tierpark vorerst geschlossen

Um den Tierhalterbetrieb in Hönow ist ein etwa drei Kilometer großer Sperrkreises sowie eine zehn Kilometer große Überwachungszone eingerichtet worden. Damit überschreiten die Sperr- und Überwachungszone auch die Kreisgrenzen - somit sind auch der Landkreis Barnim und Berlin betroffen.

Wie der Berliner Senat am Freitagnachmittag mitteilte, wurden die betroffenen Betriebe im Stadtgebiet behördlich gesperrt und werden überwacht. Es sei ein Krisenstab Tierseuchen eingerichtet und das Landeskrisenzentrum Tierseuchen aktiviert worden.

Der Berliner Tierpark, der nur rund zehn Kilometer Luftlinie von Hönow entfernt liegt, wurde vorsorglich für Besucher geschlossen. Die Schließung sei eine mit dem Bezirksamt Lichtenberg abgestimmte Präventivmaßnahme, wie der Tierpark auf seiner Internetseite erklärte.

Barnim warnt vor Ausbreitung

Im Nachbar-Landkreis Barnim laufen ähnliche Vorbereitungen. Seit den frühen Morgenstunden hat das Veterinäramt die Situation intensiv analysiert und ist dabei, alle notwendigen Informationen zusammenzutragen, um rasch entsprechende Maßnahmen zur Bekämpfung der Seuche einzuleiten, wie die Kreisverwaltung auf Anfrage dem rbb mitteilt. Der Landkreis stehe im kontinuierlichen Austausch mit dem Landestierseuchenstab, der eingerichteten Taskforce sowie dem Landkreis Märkisch-Oderland und der Gemeinde Ahrensfelde, die sich in unmittelbarer Nähe zur Sperrzone befindet.

Immobilienerwerb

Investmentgesellschaft kauft Gebäude mit Arbeitsagentur in Frankfurt (Oder)

"Nach derzeitiger Einschätzung ist die Gefahr einer potenziellen Ausbreitung der MKS im gesamten Kreisgebiet des Landkreises Barnim sehr hoch", so die Kreisverwaltung. Es sei ein Krisenzentrum eingerichtet worden. Alle Tierhalten sollten sich über die Internetseite des Landkreises täglich über Neuigkeiten informieren. "Die Gesundheit unserer Tierbestände und die wirtschaftliche Stabilität unserer landwirtschaftlichen Betriebe haben für uns höchste Priorität. Wir arbeiten mit Hochdruck daran, die Seuche einzudämmen und mögliche Ausbreitungen zu verhindern", sagt Landrat Daniel Kurth (SPD).

Hochansteckend bei Klauentieren - für Menschen ungefährlich

Die MKS ist eine hochansteckende Viruserkrankung bei Klauentieren wie Rindern, Schafen, Ziegen und Schweinen. Auch viele Zoo- und Wildtiere können daran erkranken. Für Menschen ist das Virus ungefährlich.

Deutschland und die EU galten dem FLI zufolge in den vergangenen Jahrzehnten als frei von MKS. Die letzten Fälle traten demnach 1988 auf.

Die MKS kommt laut Friedrich-Löffler-Institut allerdings in der Türkei, im Nahen Osten und in Afrika, in vielen Ländern Asiens und in Teilen Südamerikas vor. Illegal eingeführte tierische Produkte aus diesen Ländern stellten eine ständige Bedrohung für die europäische Landwirtschaft dar, so das Institut.

Sendung: Antenne Brandenburg, 10.01.2025, 10:30 Uhr

Artikel im mobilen Angebot lesen