#Wiegehtesuns? | Der Bademeister
Normalerweise sorgt Bademeister Randy Riedel im Kreuzberger Prinzenbad dafür, dass sich niemand verletzt oder prügelt. Seit der Pandemie sind viele Aufgaben dazu gekommen. Mit Schwimmen haben die aber nichts zu tun - ein Protokoll.
Das Coronavirus stellt unser Leben auf den Kopf. In der Serie #Wiegehtesuns? erzählen Menschen, wie ihr Alltag gerade aussieht – persönlich, manchmal widersprüchlich und kontrovers. rbb|24 will damit Einblicke in verschiedene Gedankenwelten geben und Sichtweisen dokumentieren, ohne diese zu bewerten oder einzuordnen. Sie geben nicht die Meinung der Redaktion wieder.
Randy Riedel ist 29 Jahre alt, Fachangestellter für Bäderbetriebe - umgangssprachlich: Bademeister. Er arbeitet seit vier Jahren im Sommerbad Kreuzberg, besser bekannt als Prinzenbad. So geht es Randy:
Wir werden jetzt immer gefragt, ob diese Sommer-Saison nicht leichter für uns ist, weil wir ja nicht so viele Gäste haben? Ich kann dazu nur sagen: Es ist anders.
An heißen Tagen haben wir früher 8.000 bis 10.000 Leute reingelassen. Jetzt sind es maximal 1.500. Man könnte denken, das sei entspannter. Ist es aber nicht. Es sind noch mehr Aufgaben dazugekommen. Wir müssen gucken, dass die Leute Abstand halten. Und es gibt Regeln im Wasser, wie man schwimmen muss, wo man überholen darf, damit man nicht in Berührung mit anderen kommt. Wir müssen das Bad mehrmals täglich desinfizieren, alles, womit die Gäste in Berührung kommen können, damit keine Gefahr besteht. Wir haben die Becken in bestimmte Bereiche abgetrennt. In denen darf sich nur eine bestimmte Zahl an Schwimmern aufhalten. Da kommt man sich nicht ins Gehege.
Am ersten Tag unter den neuen Bedingungen waren wir skeptisch und hatten ziemlichen Bammel, wie das werden würde. Doch wir sind positiv überrascht. Die Leute machen bis jetzt wirklich gut mit. Eigentlich müssen wir sogar weniger schimpfen als sonst. Es springt keiner vom Beckenrand, es baut keiner Unsinn, alle sind sehr vorsichtig. Wir sind zum Teil sogar Seelsorger, weil manche Leute zu uns kommen und fragen, was sie tun sollen, wenn ein anderer Badegast sie berührt hat. Bislang hatten wir ein sehr sportbetontes Publikum, die spielen zum Teil selbst Bademeister. Wenn jemand einfach auf der Bahn überholt, rufen sie uns und fordern uns auf, was zu sagen.
Jetzt wo es deutlich wärmer wird, kommen wieder mehr Familien. Die Leute werden etwas unvorsichtiger, vor allem was den Abstand zum Beispiel in unserem Restaurant betrifft. Dann sind die Sicherheitsleute gefragt. Wir müssen ja am Wasser aufpassen. Aber insgesamt sind die Leute aufmerksamer. Ich wünsche mir, dass wir das aus der Corona-Zeit mitnehmen.
Als ich das erste Mal von Corona hörte, hatte ich schon ein bisschen Angst. Mehr als heute. Wir wussten nicht viel über den Virus. Aber als dann Restaurants und Schulen dicht gemacht wurden, wunderten wir uns. Warum nicht auch die Schwimmbäder? Sind wir alle immun?
Als wir gerade mit den Vorbereitungen für die Sommersaison begonnen hatten, kam von ein auf die andere Sekunde die Nachricht: Wir schließen! Ich sag mal so: Ich habe Corona vorher immer ein bisschen belächelt, doch dann war mein Onkel erkrankt, und es hat ihn ziemlich heftig erwischt. Da habe ich mir Sorgen gemacht. Das war doch mehr als eine Grippe
Ich vermisse die Zeit wie sie vor Corona war. Ich war gerade das erste Mal wieder im Einkaufszentrum. Es ist schon sehr distanziert, sehr kalt und vorsichtig. Man kann nicht mehr unbeschwert sein. Es gibt eben überall Maßnahmen, die getroffen werden müssen. Corona schwebt über uns allen.
Gesprächsprotokoll: Miriam Keuter
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