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Quelle: imago-images/Thomas Trutschel

#Wiegehtesuns | Mit Kleinkind in Quarantäne

"Mein Kind nimmt mir vor Langeweile die ganze Wohnung auseinander"

Sarah K. hat Corona. Die Quarantäne absolviert sie mit ihrer anderthalbjährigen Tochter. Der ist schon längst die Decke auf den Kopf gefallen und sie randaliert. Doch das Kind muss, obwohl es nicht infiziert ist, nach dem Quarantäne-Ende der Mutter weiter drinnen bleiben.

Das Coronavirus stellt unser Leben auf den Kopf. In der Serie #Wiegehtesuns? erzählen Menschen, wie ihr Alltag gerade aussieht – persönlich, manchmal widersprüchlich und kontrovers. rbb|24 will damit Einblicke in verschiedene Gedankenwelten geben und Sichtweisen dokumentieren, ohne diese zu bewerten oder einzuordnen. Sie geben nicht die Meinung der Redaktion wieder.

Sarah K. [Name von Mutter und Kind von der Redaktion geändert] ist Mutter einer anderthalbjährigen Tochter und lebt in Berlin. Sie hat sich mit dem Coronavirus infiziert und ist gemeinsam mit ihrem anderthalbjährigen Kind in Quarantäne. Der Vater des Kindes, der genau wie das Kind selbst nicht infiziert ist, lebt in derselben Wohnung - allerdings isoliert vom Rest der Familie. So geht es Sarah K. und ihrer Tochter Antonia.

Ich bin Ergotherapeutin und Mutter einer kleinen, anderthalbjährigen Tochter. Sie bekam schlimmen Husten und musste vor etwa drei Wochen aus der Kita abgeholt werden. Die Kinderärztin wollte sie aber nicht auf Corona testen, obwohl die Kita das sicher gern gehabt hätte.

Ein paar Tage später habe ich dann selbst Erkältungssymptome bekommen und bin zu meinem Hausarzt gegangen, um mich krankschreiben zu lassen. Er sagte dann, wir könnten doch einen Corona-Test machen. Das hat mich zwar erstaunt, weil ich weder Fieber noch Husten, sondern nur Schnupfen und etwas Halsweh hatte - aber weil ich auch manchmal mit alten Menschen arbeite, fand ich das schon sinnvoll. Zwei Tage später habe ich das Ergebnis bekommen, das besagte, dass ich Corona-positiv war.

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Das Gesundheitsamt hat mich dann für elf Tage in Quarantäne geschickt. Antonias Papa, mein Freund, und Antonia, die ja beide auch hier in der Wohnung leben, ebenso. Was uns dann etwas später gesagt wurde, war, dass sich die Quarantäne für jeden, der mit mir Kontakt hat, von diesem Zeitpunkt an wieder für zwei Wochen verlängert. Auch für meinen Freund und für mein Kind.

Mein Freund hat sich dann, um nicht ganze vier Wochen in Quarantäne bleiben zu müssen, in unserer Wohnung von uns isoliert und hält Abstand. So verlängert sich die Quarantänezeit nicht nach zwei Wochen. Er arbeitet währenddessen aus dem Home-Office.

Weil ich und meine Tochter uns ja, weil so noch so klein ist, nicht trennen können, verlängert sich ihre Quarantäne aber fortlaufend. Ab dem letzten Tag meiner Quarantäne - die genau heute beendet wurde, weil ich nicht mehr krank bin und seit zwei Tagen symptomfrei - muss die Kleine also für weitere 14 Tage in Quarantäne bleiben. Und das, obwohl mein Freund und Antonia beide mehrfach negativ getestet wurden.

Ich habe das Gesundheitsamt gefragt, wie das denn jetzt gehen soll. Ich bin ja nun gesund und müsste eigentlich wieder arbeiten gehen. Aber ich muss ja auf mein Kind aufpassen. Da wurde mir gesagt, mein Freund könne ja auf Antonia aufpassen. Aber der darf ja gar keinen Kontakt zu ihr haben, solange er selbst von ihr isoliert in Quarantäne ist. Damit sie sich nicht gegenseitig anstecken. Zudem arbeitet er ja. Also passe ich weiter auf unser Kind auf.

Eine Bescheinigung für meinen Arbeitgeber, damit ich weiterbezahlt werde, bekomme ich nicht. Wie ich das jetzt machen soll, weiß ich auch nicht. Vielleicht muss ich unbezahlten Urlaub nehmen. Damit wird man völlig allein gelassen. Ich habe jetzt im Internet herausgefunden, dass man wohl 65 Prozent seines Einkommens erhält.

Meine Quarantänebegleiterin konnte mir diese Info nicht geben.

Die Wohnung von Sarah K., ihrer Kleinen Tochter und dem Vater des Kindes | Quelle: Privat

Das Zusammensein über diese lange Zeit ist einfach superanstrengend. Meiner Tochter ist längst die Decke auf den Kopf gefallen und sie macht alles mögliche kaputt. Weil ihr total langweilig ist, nimmt sie die ganze Wohnung auseinander.

Obwohl ich eigentlich strikt gegen Fernsehen bin, habe ich sie sogar schon vor den Fernseher gesetzt. Aber das hat sie nur zwei Minuten lang fasziniert und dann hat sie versucht, alles am Fernseher zu verstellen. Am schlimmsten ist es für sie eigentlich, dass wir nicht raus können und dass sie keinen Kontakt zu ihren Freunden und dem Rest der Familie haben darf. Immerhin kann sie sich jetzt durch die Situation ein bisschen allein beschäftigen. Aber ich habe dann hinterher die Arbeit und muss alles wieder heile machen. Ich lasse sie sogar manchmal in der Küche Wasser in Becher um- und auskippen – das ist mir inzwischen alles so egal.

Es ist außerdem wirklich schlimm für Antonia, dass sie gar keinen körperlichen Kontakt zu ihrem Vater haben darf. Sie dürfen ja nicht mehr kuscheln und nichts. Sie reden zwar miteinander, dürfen aber ihren Zwei-Meter-Abstand nicht unterschreiten. Er bleibt immer in einem anderen Zimmer. Faktisch lebt und arbeitet er seit fast zwei Wochen im Kinderzimmer.

Auch die Großmutter darf nicht kommen, obwohl mein Kind ja negativ getestet ist. Sie passt sonst manchmal auf Antonia auf. Aber man hat wohl schon Fälle gehabt, wo dann Angehörige doch noch positiv getestet wurden. Was ja aber in unserem Fall eigentlich auch schon nicht mehr geht, wenn man nur fünf Tage ansteckend ist. Die sind ja bei mir längst vorbei. Aber das Gesundheitsamt will wohl auf Nummer sicher gehen.

Mein Kind wird daher am Ende etwa vier Wochen lang nur zu mir, und dann ab dem Quarantäneende ihres Papas, noch Kontakt zu ihm gehabt haben.

Gesprächsprotokoll: Sabine Priess

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