"Ich bin auf jeden Fall kein Impfgegner. Ich bin Impfskeptiker."
Immer wieder wurde Gerd Schulz mit der Frage konfrontiert, ob er sich gegen Corona impfen lassen will: auf der Arbeit, in der Familie, bei seiner Ärztin. Seine Antwort war stets Nein. Doch Infektionsfälle in seiner Familie haben ihn umdenken lassen. Ein Gesprächsprotokoll.
Das Coronavirus stellt unser Leben auf den Kopf. In der Serie #Wiegehtesuns? erzählen Menschen, wie ihr Alltag gerade aussieht – persönlich, manchmal widersprüchlich und kontrovers. rbb|24 will damit Einblicke in verschiedene Gedankenwelten geben und Sichtweisen dokumentieren, ohne diese zu bewerten oder einzuordnen. Sie geben nicht die Meinung der Redaktion wieder.
Gerd Schulz* lebt mit seiner Familie in Südbrandenburg und arbeitet auf Baustellen der Region. Der 63-Jährige hat sich gegen Krankheiten wie Pocken, Mumps und Masern impfen lassen. Eine Corona-Impfung wollte er aber nicht. Bis jetzt.
Ich bin auf jeden Fall kein Impfgegner. Ich bin Impfskeptiker. Es stört mich, dass ich für die Impfung unterschreiben muss. Die Unterschrift zeigt doch, dass der Impfstoff nicht ganz sicher ist. Durch diese Unterschrift ist ja derjenige, der das Medikament betreibt, abgesichert. Ich habe den Zettel durchgelesen. Dort steht meiner Meinung nach, dass ich mit Spätfolgen alleine dastehe. [Bitte beachten Sie zu diesen Aussagen die Anm.d.Red. unten]
In den Pausen auf der Baustelle war das natürlich das Dauerthema, impfen oder nicht impfen. Es gab viel Pro und Contra. Wir hatten viele Geimpfte und man kann nicht sagen, dass sie generell etwas gegen uns Ungeimpfte hatten. Jeder hat seine Meinung vertreten, und das finde ich auch gut. Man hört sich auch die Meinung des anderen an.
Weil ihr Mann und ihr Kind schwer krank sind und sich keinesfalls mit dem Coronavirus infizieren dürfen, ist eine Frau seit Pandemie-Beginn nur noch zuhause. Ihren Job musste sie aufgeben, das Geld ist knapp. Ein Gesprächsprotokoll.
Bis jetzt wollte ich mich nicht impfen lassen. Aber meine Schwester ist Krankenschwester. Ihr ganzes Leben lang hat sie in einem Krankenhaus gearbeitet. Sie hat auch immer versucht, mich zu überzeugen. Aber es war bis jetzt vergebens.
Jetzt haben sich im eigenen Familienkreis mein Neffe und die Ehefrau infiziert, beide rund 40 Jahre alt. Sie sind wirklich gesund gewesen, hatten keinerlei Vorerkrankungen und es hat beide ganz schön doll erwischt. Sie hatten richtig starke Atemnot, bei der man richtige Angst kriegt, wenn man zuschauen muss, wenn sich ein Mensch so quält - nichts essen kann, nur noch trinken kann. Das ist sehr schwer. Er war kurz davor, ins Krankenhaus zu müssen.
Man muss dazu sagen: Seine Frau ist schwanger. Da ist das gerade ganz schwierig. Sie hatte Angst davor gehabt, sich als Schwangere impfen zu lassen. Aber hätte sie das alles schon viel eher gemacht, wäre der Verlauf bestimmt glimpflicher abgelaufen. So muss man jetzt ganz schön bangen, weil sie ein Kind bekommt und ungeimpft ist, dass sie die ganze Sache durchsteht. Ja, es geht jetzt wieder bergauf. Aber es war wirklich sehr, sehr schlimm.
Wegen der Corona-Pandemie herrscht in vielen Krankenhäusern Besuchsverbot. Bekannte und Verwandte dürfen nicht zu den Patienten. Weil Pfleger und Ärzte kaum Zeit für längere Gespräche haben, sind Klinik-Seelsorger:innen wie Karen Martens sehr gefragt. Ein Gesprächsprotokoll.
Meine Schwester hat mir geraten, mich impfen zu lassen, gerade weil ich körperlich nicht der Stärkste bin. Wenn ich eine Woche nichts essen würde, würde ich umfallen. Also sind meine Chancen besser, wenn ich geimpft bin. Deshalb habe ich mir jetzt einen Termin geben lassen.
Meine Ärztin hat geschmunzelt. Sie hatte nicht versucht, mich zu überzeugen. Sie hatte es immer mal angesprochen, wenn ich dort war, aber mich nie bedrängt. Jetzt lasse ich mich im Dezember impfen.
* Name auf Wunsch geändert.
Anmerkung: Der Gesprächspartner bezieht sich im ersten Absatz auf den Aufklärungsbogen und den Anamnese- und Einwilligungsbogen zur Schutzimpfung gegen Covid-19 mit mRNA-Impfstoff des Robert-Koch-Instituts. Sie finden diese Bögen unter rki.de. Das Aufklärungsmerkblatt informiert u.a. über Impfmodalitäten, Wirksamkeit und mögliche Risiken einer Impfung. Der Anamnese- und Einwilligungsbogen soll dokumentieren, dass der Patient vor der Impfung aufgeklärt wurde. Der Bogen wird in der Regel vor der Impfung dem Patienten zur Unterschrift vorgelegt. Das RKI weist jedoch darauf hin, dass eine schriftliche Einwilligung des Impflings nicht vorgeschrieben ist [rki.de]. Fragen der Haftung bei gesundheitlichen Schäden durch eine Impfung werden in den genannten Papieren nicht erörtert. Die Haftungsfragen regelt das Infektionsschutzgesetz.
Gesprächsprotokoll: Carl Winterhagen
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