#Wiegehtesuns | Patientin Schönheits-OP
Bianca hat im Winter-Lockdown Pfunde zugelegt. Weil sie sich extrem unwohl fühlt, entscheidet sie sich für eine Fettabsaugung an Armen, Hüften und Oberschenkeln - gegen den Rat ihres Arztes. Was hat das mit ihr gemacht? Ein Gesprächsprotokoll.
Das Coronavirus stellt unser Leben auf den Kopf. In der Serie #Wiegehtesuns? erzählen Menschen, wie ihr Alltag gerade aussieht – persönlich, manchmal widersprüchlich und kontrovers. rbb|24 will damit Einblicke in verschiedene Gedankenwelten geben und Sichtweisen dokumentieren, ohne diese zu bewerten oder einzuordnen. Sie geben nicht die Meinung der Redaktion wieder.
Bianca M. ist 40 Jahre alt und lebt mit ihrem Mann und ihrer Tochter in Steglitz. Normalerweise macht sie sehr viel Sport, doch im Winter-Lockdown verliert sie die Motivation, fällt in ein kleines Loch. Sie entscheidet sich für eine Schönheits-OP. So geht es Bianca:
Ich bin ein sehr sportlicher und sehr eitler Mensch. Als im ersten Lockdown die Fitnessstudios schließen mussten, habe ich viel Sport zuhause gemacht. Vor allem Freeletics. Das sind Übungen, für die man keine Geräte braucht und die man eigentlich überall machen kann: Zum Beispiel Kniebeugen, verschiedene Sprünge, Liegestützen.
Doch dann kamen der Winter und der erneute Lockdown. Ich bin in ein kleines Loch gefallen. Mein Körper hat sich kraftlos, ausgepowert angefühlt. Ich habe einfach die Lust am Sport verloren. Denn für wen sollte ich noch gut aussehen und mich schön anziehen, wo ich doch sowieso fast niemanden treffen durfte?
Vor allem in der Weihnachtszeit habe ich dann sehr viel genascht und gegessen. Dadurch passten leider irgendwann meine Lieblingsklamotten nicht mehr, Hosenknöpfe gingen nicht mehr zu. Immer wenn ich in den Spiegel geschaut habe, sind mir Stellen an meinem Körper aufgefallen, die nicht mehr so aussahen, wie noch vor ein paar Monaten.
Ich habe gedacht: 'Das bin einfach nicht mehr ich'. Ich war sehr unglücklich. Auch für mein Umfeld wurde ich immer unerträglicher. Also habe ich im Internet geschaut, was ich machen kann und bin so auf die Fettabsaugung, in der Fachsprache Liposuktion, gestoßen.
Da ich bereits eine Brustvergrößerung hinter mir habe, habe ich meinen Schönheitschirurgen kontaktiert und ihn um einen Termin gebeten. Seine Reaktion war zunächst ablehnend: 'Sie sollten lieber einen Fitnesstrainer engagieren', hat er gesagt. Denn der Unterschied nach der Fettabsaugung würde bei meiner Figur nicht riesig sein.
Doch in einem langen Gespräch habe ich ihm deutlich gemacht, wie sehr meine Psyche darunter leidet, und dass ich eine schnelle Lösung für mein Problem brauche – auch als Anstoß, um mich danach wieder gesünder zu ernähren und wieder Sport zu machen.
Mein Arzt war zum Glück verständnisvoll. Es war ihm aber wichtig, dass ich diesen Eingriff nur für mich und nicht für andere machen möchte – also dass niemand im Hintergrund Druck ausübt. Aber mein Ehemann war auch gegen die Fettabsaugung, er liebt mich so, wie ich bin. Und so hat mein Arzt dann doch zugestimmt und den Eingriff im Mai 2021 durchgeführt.
Die Behandlung war sehr unangenehm, und die Zeit danach auch nicht einfach. Die Heilungsphase dauerte lang. Ich habe sogar eine Nacht in der Badewanne verbracht, weil mein Körper über die Einstichstellen auch einige Tag später noch Flüssigkeit verloren hat. Das war mir vorher ehrlich gesagt nicht bewusst. Außerdem musste ich sechs Wochen lang ein Ganzkörpermieder tragen. Und das bei schon ziemlich hohen Temperaturen!
Ich sage deswegen jedem, dass so ein Eingriff wirklich gut überlegt sein sollte. Denn günstig ist es ja auch nicht.
Ich habe 6.000 Euro bezahlt, um an Armen, Hüften und Oberschenkeln Fett absaugen zu lassen. Aber für mich hat es sich gelohnt. Denn jetzt bin ich die Lockdown-Kilos los und wieder zufrieden mit mir.
Gesprächsprotokoll: Katharina Kunert
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