#Wiegehtesuns? | Die Landwirtin
Ok. Mehl, Kartoffeln und Schnaps wurden anfangs im Hofladen knapp. Und jetzt sind bei den Brandenburger Landfrauen alle großen Veranstaltungen abgesagt. Aber ansonsten hat Corona für die Nauener Landwirtin Stefanie Peters nicht viel verändert - ein Protokoll.
Das Coronavirus stellt unser Leben auf den Kopf. In der Serie #Wiegehtesuns? erzählen Menschen, wie ihr Alltag gerade aussieht – persönlich, manchmal widersprüchlich und kontrovers. rbb|24 will damit Einblicke in verschiedene Gedankenwelten geben und Sichtweisen dokumentieren, ohne diese zu bewerten oder einzuordnen. Sie geben nicht die Meinung der Redaktion wieder.
Stefanie Peters ist 31 Jahre alt, promovierte Biochemikerin und arbeitet als Landwirtin im Familienbetrieb Agro-Farm in Nauen. So geht es Stefanie:
Was ich durch die Pandemie gelernt habe: Das wertzuschätzen, was uns zuvor so selbstverständlich erschien, was dann aber ein paar Wochen lang gar nicht möglich war. Dazu gehört, meine Freunde zu sehen. Jetzt geht es wieder, und ich freue mich riesig darüber.Aufgewachsen bin ich in Nauen, habe Biochemie in Greifswald studiert und in Baden-Württemberg promoviert und gearbeitet. Nach neun Jahren kehrte ich in meine Heimat zurück.
Die ländliche Region gefällt mir. Hier wohnen Familie und Freunde. Mein Arbeitsweg dauert nur fünf Minuten. Mein Großvater gründete 1991 die Agro-Farm. Inzwischen ist mein Vater Geschäftsführer. Auf 2.300 Hektar bauen wir Weizen, Gerste, Roggen und Hafer an. Wir sind Mitgesellschafter der beiden Biogas-Anlagen in Nauen, für deren Betrieb wir unter anderem Mais und Zuckerrüben liefern. Unsere Produkte vermarkten wir im eigenen Hofladen. Das zu organisieren, gehört als Abteilungsleiterin Pflanzenbau zu meinen Aufgaben.
Wie die Leute zu Beginn der Pandemie hamsterten, bekamen wir auch in unserem Laden mit. Bei uns war es nicht Klopapier, sondern Kartoffeln, Mehl und Schnaps. Sonst verkaufen wir rund 600 Kilo Kartoffeln pro Woche und im März fast doppelt so viele! Da die Mühle nicht hinterherkam, blieb zwei Wochen das Regal mit dem Mehl leer.
Inzwischen hat sich der Absatz normalisiert. In den zwei Wochen nach Einführung der Maskenpflicht musste die Kollegin, die im Hofladen bedient, die Kunden immer wieder daran erinnern. Nervig! Doch auch an den Mundschutz haben sich inzwischen fast alle gewöhnt.
Da unser Landwirtschaftsbetrieb als systemrelevant gilt, konnten unsere Kolleginnen schon kurz nach Beginn der Pandemie ihre Kinder in die Notfall-Betreuung bringen. So unterscheidet sich unser Arbeitsalltag kaum von dem vor der Pandemie.Ich engagiere mich bei den Brandenburger Landfrauen, einem überparteilichen Verband mit 1.200 Mitgliedern. Wir wollen den ländlichen Raum stärken – mit besseren Verkehrsverbindungen, mehr Kinderbetreuung und anderem mehr. Leider sind für 2020 all unsere großen Veranstaltungen abgesagt worden. Viele unserer älteren Mitglieder haben sich zurückgezogen. Sie gehören zur Risikogruppe und haben Bedenken, das Haus zu verlassen. Zum Glück gibt es im ländlichen Raum viel Hilfe unter Nachbarn und in den Familien. Auch wir haben für meine Großeltern in den ersten sechs Wochen der Krise alle Einkäufe erledigt.
Eine meiner Freundinnen ist Ärztin. Neulich sprachen wir darüber, was für ein gutes Gesundheitssystem wir haben. Wie froh wir sind, dass Deutschland die Corona-Krise bislang recht gut überstanden hat. Ich bin zuversichtlich, dass wir bald weitere Schritte in Richtung Normalität gehen können. Einige Einschränkungen wie die Maskenpflicht im Supermarkt werden uns vielleicht für viele Monate erhalten bleiben. Aber das finde ich in Ordnung!
Gesprächsprotokoll: Josefine Janert
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