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Quelle: rbb/M. Behrendt

rbb|24-Adventskalender | Hochgestochen, tiefgestapelt

7. Tür: Tief in die Glasvergangenheit gucken

Diesmal: besonders einsichtig. Der große Glasmarkt war Berlin, die großen Glashersteller entstanden in Brandenburg - so war es vor 300 Jahren. In Brandenburg wurden die Werkstätten einst dort gebaut, wo das Holz für den Ofen herkam.

24 Geschichten mit Höhen und Tiefen aus Berlin und Brandenburg. Was ist besonders hoch oder tief, ist nur besonders speziell zu erreichen oder irgendwie anders besonders. Alle Türchen auf einen Blick finden Sie hier.

Holz und Sand und Wasser - alles, was Brandenburg bieten kann, kann Berlin gut gebrauchen. Zumindest war es lange Zeit so. Da, wo der Sand herkam, war oft auch Ton für Steine zu finden, und diese brandenburgischen Erden bargen auch die Rohstoffe, aus denen man Glas machen konnte. Glas war Wohlstand und Zivilisation.

Im 18. Jahrhundert waren es fast ausschließlich Herrschaftshäuser, die sich größere Glasfenster leisten konnten. Sehr schnell jedoch wurde Glas als Baustoff für immer mehr Verwendungen wichtig: in der Inneneinrichtung, für die Aufbewahrung, in der Medizin und in vielen Gewerben. Die Krux der Glasherstellung aber war und ist, dass sie so viel Wärme braucht. Damals lieferte die das Holz. Man brauchte viel davon. Der Holztransport war beschwerlich und teuer, also zogen die Glashütten dahin, wo das Holz war.

In Baruth half ein Sturm

Das Museumsdorf Baruth (Teltow-Fläming) leitet die Geschichte der einstigen großen Glashütte am Ort ab aus einem Sturm, der 1715 für viel Bruch und Brennstoff sorgte, und der so die Glasherstellung am Ort befeuerte. Glas brachte Licht in die sonst nur ummauerten und umzimmerten Stuben. Glas machte aus den Hütten Häuser.

Heute braucht es keine märkischen Buchen und Kiefern mehr, um Berlin und Brandenburg Scheiben, Reagenzgläser und Biertulpen zu liefern. Die Energie kommt elektrisch aus dem Kasten, die Rohstoffe bringen Bahn und Lkw. Aber Glas fasziniert weiter, Männer in schweren Schürzen blicken unerschrocken in die Glut und schwenken und heben und pressen und blasen das, was später einmal eine Scheibe oder ein Sektkelch weren soll - manchmal sogar live, das meiste aber auf Zeichnungen und alten Fotos rund um die historischen Werkstätten - etwa in Baruth oder Döbern.

Auf Besuch in der Vergangenheit

Besucher-Glashütte, Besucher-Bergwerk, Besucher-Kokswerk, Besucher-Eisenhütte - einst ging es in diesen schmutzig und anstrengend und gefährlich zu, heute kommt Berlin am Sonntag auf Bildungsausflug. Die Besucher sind dabei, wenn der Ziegel gebrannt und das Küchenmesser geschmiedet wird - da draußen in den rekonstruierten Hütten der Brandenburger Industriepioniere. Und schädlich riechen tuts zum Glück auch nicht mehr.

Nach dem Anschnallen wird auf dem Heimweg über Google geklärt, wo - vielleicht in der Lausitz - noch Quarzsand zu bekommen ist, und wie es sich mit der Pottasche, dem Feldspat und dem Kalk verhält.

Sendung:

Beitrag von Stefan Ruwoldt

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