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Quelle: rbb/M. Behrendt

rbb|24-Adventskalender | Hochgestochen, tiefgestapelt

14. Tür: Lausitzer Leseecke hinter Schweizer Fassade

Diesmal: besonders belesen. Brandenburg hat den Studenten der BTU eine schicke Leseecke geschaffen. Exzellenz braucht Information, Kommunikation und Medien - so die Idee. Cottbus bietet das alles. Und zwar zentriert.

24 Geschichten mit Höhen und Tiefen aus Berlin und Brandenburg. Was ist besonders hoch oder tief, ist nur besonders speziell zu erreichen oder irgendwie anders besonders. Alle Türchen auf einen Blick finden Sie hier.

Gekurvter Grundriss, glänzend und hell schimmernde Außenhaut, umgeben von einer Fläche mit spärlichem, urbanem Grün. An der Nordstraße in Cottbus liegt eine Konstruktion im Stadtbild, die darauf wartet, entdeckt zu werden. Sie steht da, wie frisch gelandet in einem Raumschiffhafen. Rundrum wurde alles schön freigeräumt, damit die Bergungsfahrzeuge leicht heranrollen können. Es fehlen nur die Lautsprecher, die den Namen dieser Erscheinung quäken: "IKMZ, IKMZ der BTU."

- kay?
- keene Ahnung!

Eingeflogen ist diese Konstruktion hier vor rund 20 Jahren. Sie ist gelandet in der Lausitz auf einem Gelände, das früher das "Stadion 8. Mai" war. Ein bisschen früher noch, vor 100 Jahren, hatte sich der Zeppelin für seine Ankunft in Berlin eine ähnliche Fläche ausgesucht. Ein Wiese in Tempelhof.

29 Millionen Euro musste das Land Brandenburg mit Hilfe verschiedener Fördertöpfe zusammenbekommen, um sie hierher zu stellen. Es wurde gespart, umgeplant, gestritten und gerechnet und 2004 dann endlich angestoßen: das IKMZ war fertig, die Unibibliothek von Cottbus. Ein Neubau, der der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg Glanz verleiht.

Ein ökonomisches Flagschiff des Wissens

Weil diese Unibibliothek mehr ist, als nur eine Lesestube mit Regalen, Kleiderhaken und Lichtschaltern, bekam sie diesen besonderen Namen: Informations- Kommunikations- und Medienzentrum IKMZ. Das Wissen der künftigen Ingenieure und Master der Hochschule kommt schon lange nicht allein aus Büchern und Zeitschriften.

Entworfen und umgesetzt haben dieses IKMZ die beiden Baseler Architekten Jacques Herzog und Pierre de Meuron. Herzog und de Meuron haben zuletzt die Israelische Nationalbibliothek (rund 200 Mio. Euro) geschaffen, zuvor die Allianz-Arena in München (286 Mio.) und dazwischen die Elbphilharmonie Hamburg (789 Mio.) entworfen. Peking, New York und der Berliner Tiergarten wollten Stadien, Hochhäuser und Museen von den Architekten. Cottbus orderte von Herzog und de Meuron das IKMZ und überzeugte sie außerdem, dass die Millionen dafür knapp waren. Ein vergleichsweise ökonomisch gebautes Flaggschiff des Wissens.

Kein Tabakgeruch und keine historischen Porträts

Das IKMZ ist eine Cottbuser Erscheinung, über die jeder in Cottbus und manch einer auch von weiter weg eine Meinung hat, schließlich steht dieses neuartige Haus jetzt da und ist nicht zu übersehen. Es ist ein Hort des Studiums, dessen Studentinnen und Studenten unbefangen ihren Muttis und Vatis die grünen Treppen, die geschwungenen Fenster und die gelben Säulen zeigen.

Kein Leder, auf dem schon der allwissende Opa gesessen hat, keine Garderobe, die noch nach den Professoren-Zigarren der 20er riecht und keine goldgerahmten Portraits vorindustrieller Geldgeber der technologischen Söhnchen-Bildung. Ein Haus, dem man ansieht, dass Wissen eben nicht mehr entsteht, indem man Pergamente ausrollt und darauf Buchstaben kratzt.

- THX IKMZ.

Beitrag von Stefan Ruwoldt

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