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Quelle: rbb/M. Behrendt

rbb|24-Adventskalender | Hochgestochen, tiefgestapelt

17. Tür: Kein Weihnachten, kein Ostern und keine Kirche

Diesmal: besonders gläubig. "Macht hoch die Tür, die Tor macht weit" singt die Gemeinde. Es ist Advent und die Klänge aus dem Altarraum belegen den Glauben. In einer kleinen Gemeinde in Frohnau singt kein Chor über die Weihnacht. Ruhe hilft hier bei der Einkehr.

24 Geschichten mit Höhen und Tiefen aus Berlin und Brandenburg. Was ist besonders hoch oder tief, ist nur besonders speziell zu erreichen oder irgendwie anders besonders. Alle Türchen auf einen Blick finden Sie hier.

Es ist Sonntag. Dritter Advent. Man kann es hören überall im Land, es begleitet die kleine Bewegung dieser Kalendertür hier: das Glockenläuten. In den christlichen Kirchen erinnern sich die Gemeinden an Johannes den Täufer. Andere Kapellen in Berlin aber feiern anders und andere Feste. Berlin hat Pagoden, Tempel, Synagogen, Zitadellen, Moscheen, Dome und Kathedralen.

Die Stadt ist gesegnet mit Gläubigkeit. Seit acht Jahrhunderten schaffen sich die zugewanderten und nachgeborenen und berlinverdammten Siedler ihre großen und kleinen Glaubensheimstätten. Ihre Häuser machen für sie das unwirtliche Berlin heimeliger.

Frohnau für einen Glauben in Ruhe

Einhundert Jahre bereits beherbergt die Stadt im Norden auch ein Buddistisches Haus. Östlicher Kult im nördlichsten Eck von Groß-Berlin: Frohnau. Keine Siedler, keine Gesandten schufen dort den Buddha-Altar, es war ein Missionar könnte man sagen: der Schriftsteller und Mediziner und spätüberzeugte Buddhist Paul Dahlke.

Dahlke war Arzt und begeisterte sich nach Reisen in den Osten, vor allem nach Ceylon und in weitere Länder Asiens für den Buddhismus. In Deutschland suchte er dann nach einem Ort der Abgeschiedenheit. 1922 fand er Frohnau, genauer: eine Erhebung in Frohnau, zu der er und andere Gläubige aufsteigen konnten. Schon der Weg braucht Erklärung. Der Eintritt erfolgt durch ein Elefantentor, gefolgt vom Aufstieg, unterbrochen von mehreren Absätzen, und zwar genau acht und in dieser Zahl auch so gewollt: Die Acht hier soll erinnern an die mehrfachen und vielen Wege zur Erlösung im Buddhismus, den achtfachen Pfad, so die symbolische Idee Dahlkes beim Bau.

Die einhundert bisherigen Jahre dieser buddhistischen Insel im Berliner Norden waren eine holprige Existenz, gesteuert von Enthusiasten und Anhängern, die versuchten, dem schon früh verstorbenen Dahlke und vor allem dem Buddhismus hier gerecht zu werden. Ihr Bemühen gipfelte vor wenigen Jahren im denkmalpflegerisch gesicherten Hafen für das Buddhistische Haus. Eine kleine amtliche Zusage, dass das hier bleiben soll - mit behördlicher Unterstützung.

Kein Weihnachten, doch Einkehr schon

Es ist dieses Haus, das die wohl weiteste Anfahrt hat für seine Ideen: Ost- und Südostasien. "Ältester europäischer Tempel für den buddhistischen Glauben" reklamiert es für sich. Birken, Buchen, Ahorn und märkische Kiefern führen auf den kleinen Hügel am Edelhofdamm. Zur Anlage gehören Treppen, kleine Häuschen und Terrassen. "Komm und Sieh!" überschreibt das Haus seine Einladung an alle Laien, die sich hier umkucken und etwas über den Buddhismus erfahren wollen.

Die Einzigartigkeit der Einrichtung in Berlin und die Zurückhaltung der Mönche des Hauses birgt die Gefahr, sich lustig zu machen über die vermeintliche Exotik, zu der etwa der Dresscode, die Bekleidungsordnung gehört: das Orange ihrer Gewänder. Hingehen und Ansehen muss hier der Interessierte, und eben nicht nur "ersurfen", was Siddhartha Gautama lehrte.

Weihnachten wird an diesem Flecken von Frohnau nicht gefeiert. Für Ruhe und Einkehr, so ihre Glaubensantwort, brauchen sie dieses Fest nicht.

Beitrag von Stefan Ruwoldt

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