An der Tanke in Brandenburg
Fast jeder kommt mal an der Tanke vorbei. Zwei rbb|24-Reporter sprechen Leute an der Zapfsäule in Brandenburg an und fragen, was sie umtreibt. Heute: Ein Speditions-Unternehmer aus Cottbus klagt über seine wirtschaftliche Lage.
rbb|24 will mit den Gesprächsprotokollen, die "An der Tanke" entstanden sind, Einblicke in verschiedene Gedankenwelten geben und Sichtweisen dokumentieren, ohne diese zu bewerten oder einzuordnen. Sie geben die Meinungen der Gesprächspartner wieder.
Ich komme aus Cottbus und fahre jetzt nach Dahme zum Steuerbüro. Ich bin Transportunternehmer, habe LKWs - und die laufen quasi alle in München. Das heißt, ich bin von Sonntag bis Samstag fast nur in München. Ich habe hier aber noch meine Wohnung und mein Büro.
Er wirkt zurückhaltend, spricht leise. Ab und zu huscht ein Lächeln über sein Gesicht und er lacht nervös. Eher aus Anstand, wie es scheint. Etwas umständlich pult er eine Zigarettenschachtel auf.
Wie's mir geht? Beruflich nicht so gut. Logisch. Die Inflation macht mich als Unternehmer fertig. Die Baubranche ist komplett eingebrochen. Ich bin selbstständig, muss alles selber entscheiden. Ich habe bis zu 13 Angestellte gehabt - davon habe ich jetzt neun entlassen müssen. Ich habe LKWs verkauft, weil es sich nicht mehr rechnet.
25 Jahre hat das alles funktioniert. Jetzt geht es auf einmal nur noch stetig bergab. Die Technik, die man hat, wird immer teurer. Vor der Zukunft habe ich richtig Angst. Mit 65 aufhören, wie die meisten das wollen - das funktioniert nicht.
Zu Beginn sagt er, er habe nur ein paar Minuten. Doch nur kurze Zeit später scheint das vergessen. Es wirkt, als wäre er lange nicht mehr gefragt worden, wie es ihm geht.
Der Plan war ein anderer (lacht laut). Ich wollte es eigentlich nach fünf Jahren so weit geschafft haben, dass ich gar nicht mehr mitarbeiten muss.
Mittlerweile sind es 25 Jahre, wo ich selber mitfahre, wo ich nur auf Montage bin, wo das Privatleben total eingebüßt hat. Wenn ich Samstagmittag nach Hause komme, mache ich Büro bis Samstagabend. Sonntag früh Tasche packen, wieder weg. Vor fünf Jahren habe ich mal eine Woche Urlaub gemacht. Das war alles in 25 Jahren. Die Familie hat total darunter gelitten - meine Frau ist weg. Die Erste, die Zweite, die Dritte, die Vierte. So ist das. Das hat mit Leben nichts mehr zu tun.
Das Gespräch wird jäh unterbrochen. Er hat sein Auto für das Gespräch an der Zapfsäule stehen lassen. Nun brüllt der nächste Kunde wütend die Tankstelle zusammen. Er entschuldigt sich und parkt das Auto um.
Wenn ich Bayern und Brandenburg vergleiche - das ist ein himmelweiter Unterschied. Auch, wenn ich meine Familie anschaue. Meine Eltern sind Rentner in Brandenburg. Ihre Rente ist weit weg von dem, was man in Bayern bekommt.
Überhaupt. Bayern und Brandenburg im Vergleich? Schwierig. Von der Industrie her - was man so alles baut und bauen möchte. Die Politik versteift sich zu sehr auf die großen Firmen und Konzerne - die Chinesen zum Beispiel, die man nach Dresden holen will. Und die Kleinen - wie gesagt - alles, was da auf der untersten Ebene ist, geht wirklich erbarmungslos krachen. Ja, es werden dort Arbeitsplätze geschaffen. Aber was nützt es, wenn ich 400 Arbeitsplätze schaffe und 5.000 schaffe ich wieder ab?
Sein Ton wechselt fast ins Ironische, als er anfängt über Ost und West zu sprechen.
Mein einziger Vorteil ist, dass ich eben in München arbeite. Dass ich da noch mein Geld verdiene und mein Auftraggeber mich nicht im Stich lässt. Der sagt, wir müssen alle zusammen durchhalten. Das ist eine große Firma, sagt er, wir werden dich unterstützen, so lange, wie's geht. Bis der Markt wieder besser wird. Damit du irgendwann deine Rente mal erlebst (lacht leise).
Ich bin Ossi, der sich immer geopfert hat. Die Kollegen im Westen, die sagen: "Nee, Freitagmittag ist Feierabend." Und der Ossi sagt: "Ich fahre nächste Woche erst nach Hause, ich mache Freitag, ich mache Samstag." Ich habe mich zum Beispiel auch sonntags hingestellt, die LKWs repariert und meine Angestellten haben mitgeholfen! In ihrer Freizeit! Das hätte es im Westen nie gegeben, die schlagen die Tür zu und sind veschwunden (lacht herzhaft).
Er fühlt sich inzwischen merklich wohler beim Sprechen. Überlegt nicht mehr so lang wie am Anfang. Spricht lauter und deutlicher.
In der Politik muss sich etwas tun. In den 30 Jahren nach der Wende haben wir das Land so weit runtergebracht. Da braucht man sich nach 30 Jahren nicht zu wundern, dass irgendwann mal eine Partei kommt, die sagt: Jetzt drehen wir den Spieß rum. Wir wollen kein Schwarz, wir wollen kein Grün, kein Rot. Die Leute sind einfach unzufrieden im Osten.
Die ganze Ausländerpolitik, die man hier macht - man kann es doch jeden Tag in den Nachrichten lesen, wo man eigentlich unser Steuergeld verschenkt. Warum muss der Renter bis 67 arbeiten und kriegt dann nur seine 800 Euro? 24 Milliarden hat uns der Ukraine-Krieg schon gekostet. Jetzt kommt der nächste Krieg. Frau Baerbock fliegt über die ganze Welt. Da hat sie schon wieder 38 Millionen hinterlassen bei den Palästinensern. Ich meine, was soll das noch alles?
Die Anstands-Lacher sind jetzt nicht mehr zu hören.
Wenn ich auf die Nachrichten gucke: Ich sehe, dass die Leute aus dem anderen Kontinent rüberkommen, sich hier als Asylanten melden, ihr Geld kriegen und dann wieder weg sind. Wenn ich überlege, was meine Angestellten an Lohn bekommen. Die müssen in Deutschland leben und arbeiten. Das kann so nicht weitergehen. Das Volk ist unzufrieden, total.
Die einzige, die für mich wirklich kompetent ist als Politikerin, selbst als Bundeskanzlerin, ist die Frau Weidel. Sie hat einen Doktortitel, hat studiert. Das Land muss regiert werden von Politikern, die auch studiert haben. Die wissen, was sie erzählen.
Aber doch nicht das, was diese Regierung erzählt. Die haben noch nie in ihrem Leben gearbeitet. Schauen Sie sich Herrn Habeck an - Kinderbuchautor - was soll das denn? Genauso unsere gute Außenministerin. Hübsche Frau, kann man nicht meckern.
Ich frag nur: Was hat sie denn? Was hat sie denn gemacht? Hat die mal gearbeitet? Die muss doch fürs Volk sprechen! Und nicht für die ganze Welt! Es funktioniert so nicht. Es geht so nicht.
Das Gespräch führte Jonas Wintermantel, rbb|24
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