An der Tanke in Brandenburg
Fast jeder kommt mal an der Tanke vorbei. Zwei rbb|24-Reporter sprechen Leute an der Zapfsäule in Brandenburg an und fragen, was sie umtreibt. Heute: eine Krankenschwester, die Demonstrationen gegen die AfD nicht nachvollziehen kann.
rbb|24 will mit den Gesprächsprotokollen, die "An der Tanke" entstanden sind, Einblicke in verschiedene Gedankenwelten geben und Sichtweisen dokumentieren, ohne diese zu bewerten oder einzuordnen. Sie geben die Meinungen der Gesprächspartner wieder.
Mir geht es eigentlich ganz gut. Es beschäftigt mich natürlich viel gerade. Zum Beispiel was mit den Bauern los ist. Ich wohne selber auf einem Hof. Wir ernten viel selber und haben Hühner, Enten, Schafe und Gänse. Ich hoffe, dass sich die Situation für Landwirte schnell verbessert.
Schwierig finde ich, dass es gerade so viele Proteste gegen die AfD gibt. Ich verstehe ehrlich gesagt nicht ganz, was da so schiefgelaufen ist. Ich habe gar nicht mitgekriegt, dass die AfD so ins Rechtsextreme gedriftet ist. Was soll denn da passiert sein, dass es zu solchen Auswirkungen kommt? Ich gucke jetzt auch nicht jeden Tag Fernsehen, muss ich dazu sagen. Ich wähle die AfD, deswegen denke ich nicht, dass die Partei grundverkehrt mit ihren Ansichten liegt.
Ein Lkw kommt angerauscht, parkt direkt neben uns, der Motor bleibt erstmal an. Lautes Tuckern, Abgasgeruch - Tankstellenfeeling kommt auf. Sie lässt sich nicht ablenken. Auf der Zapfsäuleninsel rücken wir etwas näher zusammen, um uns zu verstehen.
Ich bin Krankenschwester. Vor einem Jahr habe ich noch deutlich weniger verdient, mittlerweile habe ich meine Arbeitsstelle gewechselt. Wie ich vor einem Jahr über die Runden gekommen bin, weiß ich ehrlich gesagt nicht. Jetzt denke ich schon wieder, 200 Euro mehr im Monat wären nicht schlecht.
Es ist nicht so, dass ich fünf Mal im Jahr in den Urlaub fahre. Einmal im Jahr ist drin. Wenn die Mindestlöhne immer höher gehen, ist das natürlich schön, aber die Butter bleibt ja auch nicht bei 1,10 Euro. Es muss halt irgendwann mal einen Stopp geben bei den Preiserhöhungen. Ich verspreche mir von der AfD, dass die da genauer hinschaut, dass das Verhältnis zwischen Gehältern und Preisen etwas fairer wird.
Menschen, die in der SPD oder CDU sind, haben meiner Ansicht nach auch nicht alle schlechte Ansichten. Ich finde auch nicht alles bei der AfD super. Aber insgesamt passen da schon die meisten Sachen zu mir. Rechtsextrem finde ich die jedenfalls nicht. Meiner Familie geht das komplett genauso und von meinen Freunden auch vielen.
Sie sagt geradeheraus, was sie denkt. Es entsteht nicht das Gefühl, dass sie ihre Meinung zurückhält, vielmehr, dass ihr das Gespräch gefällt. Gefrustet wirkt sie bei allem, was sie erzählt, nicht, eher hoffnungsfroh, vielleicht auch neugierig.
Ich arbeite in der ambulanten Krankenpflege. Da sind die Arbeitsbedingungen schon in Ordnung. Aber wenn ich an Freunde im Krankenhaus denke, finde ich, die bräuchten mindestens noch einen Tausender mehr im Monat. Ich bin deshalb auch vom Krankenhaus weggegangen, weil man kriegt nicht genug Anerkennung. Eigentlich ist man als Krankenschwester mehr bei der Arbeit als zuhause. Man geht sozusagen schichten.
Und wenn einen die Arbeit trotzdem noch auffrisst zu Hause, dann reicht das eine Mal "Danke", dass man im Monat hört, nicht. Wie man sich im Krankenhaus, aber auch wir im ambulanten Bereich, beschimpfen lassen muss! Dass es immer noch Krankenschwestern gibt, finde ich stark. Mir gefällt an dem Beruf, dass ich Menschen helfen kann, sich in ihrer Situation wohler zu fühlen.
Die Klimakrise ist auch ein Thema, was mich beschäftigt. Wir waren im Sommer in Afrika im Urlaub und das ist eine total andere Welt. Die verbrennen halt den Müll am Straßenrand. Und wir dürfen nicht mal mehr Plastik verwenden, zum Beispiel Einmalbestecke. Oder man darf nicht mal irgendwas verbrennen, was nicht aus Holz ist. Und in Afrika verbrennen sie einfach alles und schmeißen ihren Müll in die Meere. Ich finde, es sollte nicht nur auf Deutschland geschaut werden, sondern die ganze Welt müsste eigentlich was ändern. Es ist gut, wenn Deutschland da Vorreiter ist, aber das so zu fokussieren, ist falsch.
Ich finde es einfach nur schade, dass manche dafür belangt werden, kleine Taten zu begehen, die angeblich ganz furchtbar sind, und was in anderen Ländern passiert, ist vollkommen egal.
Das Gespräch führte Anna Bordel, rbb|24
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