An der Tanke in Brandenburg - "Wenn die Ukrainer kommen, dann werden Türen und Tore geöffnet"

Mi 13.12.23 | 15:18 Uhr
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Hand am Zapfhahn an einer Tankstelle in Beelitz in Brandenburg (Quelle: rbb/Sophia Bernert)
Bild: rbb/Sophia Bernert

Fast jeder kommt mal an der Tanke vorbei. Zwei rbb|24-Reporter sprechen Leute an der Zapfsäule in Brandenburg an und fragen, was sie umtreibt. Heute: eine Rentnerin, die links wählt, aber manchmal rechts denkt.

rbb|24 will mit den Gesprächsprotokollen, die "An der Tanke" entstanden sind, Einblicke in verschiedene Gedankenwelten geben und Sichtweisen dokumentieren, ohne diese zu bewerten oder einzuordnen. Sie geben die Meinungen der Gesprächspartner wieder.

Wer: Rentnerin aus Potsdam
Alter: 76 Jahre
Uhrzeit: 11:05 Uhr
Getankt: 24 Liter Benzin
Wohin: fährt mit Freundinnen in die Pilze

 

Die Wahl in einem Jahr in Brandenburg spielt für mich schon jetzt eine Rolle. Ich werde links wählen. Wie immer. Auf keinen Fall AfD. SPD kann man aber inzwischen auch nicht mehr wählen und die Grünen sowieso nicht. Die sind aus meiner Sicht fast zu einer Kriegspartei geworden. Ich bin komplett dagegen, in die Ukraine Waffen zu liefern.

Ich glaube, dass man hätte Angst haben müssen, weil die AfD so erstarkt ist. Aber jetzt gibt es ja Sahra Wagenknecht, die gleicht das ein bisschen aus. Ich glaube, dass die AfD deshalb hier nicht das große Sagen haben wird. Sahra Wagenknecht holt viele Leute ab. Die Linken werden sich wieder mit der SPD zusammenschließen müssen im nächsten Jahr, um überhaupt noch irgendwo Einfluss nehmen zu können.

Die 76-Jährige spricht langsam, macht vor fast jedem Satz eine lange Pause. Manchmal redet sie so leise, dass der Lärm des Autosaugers nebenan ihre Worte schluckt. Eigentlich wollte sie gar nicht reden, tut es aber dann doch.

Ich wohne seit 43 Jahren in der gleichen Wohnung, zwei Zimmer. Da hat sich vieles geändert. Großes Haus, mal sehr beliebt gewesen dieses Wohnobjekt. Mittlerweile wohnen hier viele Menschen, die woanders herkommen. Was wir schätzen, also Ordnung, Sauberkeit und Ruhe – das ist denen nicht so geläufig.

Da bin ich eigentlich richtig sauer. Auf die Politik, die das verantwortet, dass diese Menschen da eine Drei-Raum-Wohnung bekommen, den Dreck machen, zu faul sind, sich auch mal an der Flurwoche zu beteiligen. Andere suchen kleine, bezahlbare Wohnungen. Die stehen außen vor. Aber wenn die Ukrainer kommen, dann werden Türen und Tore geöffnet.

Sie schicken ihre Kinder in die Schule, was sicherlich Geld kostet und sie selber machen sich einen guten Tag. Ich finde das ungerecht anderen Bürgern gegenüber, dass solche Wohnungen, dahin vergeben werden und na ja... Mehr möchte ich dazu nicht sagen.

 

Sie dreht sich weg. Sie weiß, dass sie da etwas sagt, dass aufstößt bei anderen. Ihr scheint es nicht geheuer, weiter darüber zu sprechen, dass die ukrainischen Familien ihr in ihrem Haus nicht recht sind. Das Gespräch geht dann aber doch noch ein bisschen weiter.

Ich interessiere mich schon für internationale Krisen, höre Radio und sehe Fern. Ich informiere mich in der Zeitung natürlich, die ich mir bald aber auch nicht mehr leisten kann. Es ist so teuer geworden. Jetzt gerade der Nahe Osten, warum ist das so? Wer ist da eigentlich schuld oder warum muss es da einen Krieg geben?

Ich versuche das zu begreifen, aber leider werde ich von den Medien nur einseitig informiert. Damit meine ich, dass Israel in Schutz genommen wird. Sicherlich sind die berechtigt, da zu leben. Aber man muss auch den Palästinensern die Möglichkeit geben, in Ruhe zu leben. Palästinenser sind nicht mit Hamas gleichzusetzen. Das finde ich nicht richtig.

Diese Proteste in Berlin (zum Israel-Konflikt, Anm. d. Red.), das sind Auseinandersetzungen, die bei uns in Deutschland durchgeführt werden und dazu hätte es gar nicht erst kommen müssen. Aber fragen Sie mich jetzt nicht, wie man es hätte abwenden können. Dafür mache ich schon die Politik verantwortlich. Diese Menschen haben sie nicht in den Griff bekommen.

Ich komme zwar mit meiner Rente zurecht. Aber um eine Woche in den Urlaub zu fahren, gehe ich zusätzlich arbeiten - saisonbedingt. Da stehe ich dann in so einer Spargelbude und verkaufe regionale Produkte. So verdiene ich mir mein Urlaubsgeld und eine kleine Reserve. Materiell gesehen geht es meinen Freundinnen ein bisschen besser als mir. Aber schauen Sie, ich fahre ein kleines Auto, das kann ich mir leisten. Ich muss also nicht darben.

Das Gespräch führte Anna Bordel, rbb|24

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    Fast jeder kommt mal an der Tanke vorbei. Zwei rbb|24-Reporter sprechen Leute an der Zapfsäule in Brandenburg an und fragen, was sie umtreibt. Heute: ein Soldat, der sich sorgt, dass er sich im Alter kein schickes Auto mehr leisten kann.

  • Zapfsäule an einer Tankstelle in Beelitz (Quelle: rbb/Sophia Bernert)
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    Fast jeder kommt mal an der Tanke vorbei. Zwei rbb|24-Reporter sprechen Leute an der Zapfsäule in Brandenburg an und fragen, was sie umtreibt. Heute: Eine Juristin, die sich fragt, wie ihre Gemeinde sie dabei unterstützen wird, ihre Ölheizung umzurüsten.

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    Fast jeder kommt mal an der Tanke vorbei. Zwei rbb|24-Reporter sprechen Leute an der Zapfsäule in Brandenburg an und fragen, was sie umtreibt. Heute: Eine Neuruppinerin klagt über Unterrichtsausfall und fehlendes Kita-Personal bei ihren Kindern.

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    Fast jeder kommt mal an der Tanke vorbei. Zwei rbb|24-Reporter sprechen Leute an der Zapfsäule in Brandenburg an und fragen, was sie umtreibt. Heute ein Gespräch über viele Aufreger des Alltags: E-Autos, Vegetarier und Quereinsteiger im Lehramt.

  • Amaturenbrett eines Autos an einer Tankstelle in Dahme/ Mark in Brandenburg. (Quelle: rbb/Sophia Bernert)
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    "Uns wird nicht geholfen. Uns vergessen sie irgendwo alle"

    Fast jeder kommt mal an der Tanke vorbei. Zwei rbb|24-Reporter sprechen Leute an der Zapfsäule in Brandenburg an und fragen, was sie umtreibt. Heute: eine Kassierin, die bemerkt, dass am Monatsende vielen das Geld fürs Essen fehlt.

  • Hand an einer Kofferraumklappe an einer Tankstelle in Dahme/ Mark in Brandenburg (Quelle: rbb/Sophia Bernert)
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    "Es will keiner sehen, was diese Pandemie im Nachhinein für Auswirkungen hat"

    Fast jeder kommt mal an der Tanke vorbei. Zwei rbb|24-Reporter sprechen Leute an der Zapfsäule in Brandenburg an und fragen, was sie umtreibt. Heute: eine Eingliederungshelferin, die erzählt, dass die Pandemiefolgen bei vielen jetzt sichtbar werden.

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    An der Tanke in Brandenburg 

    "Ich würde mir mal jüngere Einflüsse in der Politik wünschen"

    Fast jeder kommt mal an der Tanke vorbei. Zwei rbb|24-Reporter sprechen Leute an der Zapfsäule in Brandenburg an und fragen, was sie umtreibt. Heute: ein Wasserbauer, dem viele Politiker zu alt sind, um gute Ideen zu haben.

  • Illustration: Rentner (Quelle: rbb/Sophia Bernert)
    rbb/Sophia Bernert

    An der Tanke in Brandenburg 

    "Schlecht geht's uns nicht"

    Fast jeder kommt mal an der Tanke vorbei. Zwei rbb|24-Reporter sprechen Leute an der Zapfsäule in Brandenburg an und fragen, was sie umtreibt. Heute: ein Rentner, der dem verlorenen Dorfzusammenhalt nachtrauert.

  • Illustration: MTA (Quelle: rbb/Sophia Bernert)
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    "Wenn sie die Leute vergessen, die hier vor Ort leben, das kann nicht sein"

    Fast jeder kommt mal an der Tanke vorbei. Zwei rbb|24-Reporter sprechen Leute an der Zapfsäule in Brandenburg an und fragen, was sie umtreibt. Heute: eine Frau, die ihre Schwiegereltern pflegt und mächtig Wut angesammelt hat.

7 Kommentare

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  1. 7.

    Inhaltlich kann ich zustimmen, aber "Rentner"?
    Doch wohl eher eine Frau und kein Mann:
    > Rentnerin < aus Potsdam
    > Die < 76-Jährige
    > Sie < dreht sich weg. > Sie < weiß, dass sie da etwas sagt ...

    Wie sagte Gregor Gysi mal schön: wenn es wirklich egal ist können Sie mich ja Frau Gysi nennen.

  2. 6.

    Sowohl das Format als auch die journalistische Aufmachung sind dem rbb sehr gut gelungen.
    Interessanter als die immer gleichen Floskeln, die uns in Talkrunden runtergebetet werden.
    Bitte mehr von den Meinungen, die zum Abendbrot diskutiert werden.

  3. 5.

    Was für eine seltsame Zusammenfassung von Rbb mit "Ihr scheint es nicht geheuer, weiter darüber zu sprechen, dass die ukrainischen Familien ihr in ihrem Haus nicht recht sind." Diese Rentnerin hat genau mitgeteilt, dass sie deren Verhalten kritisiert, nicht deren Nationalität! Nämlich vom Geld zu leben dass die in Deutschland Steuern zahlende Bevölkerung aufbringt und selbst aber in den Tag hineinzuleben, während sie ihre Kinder in die ebenfalls staatlich finanzierte Schule schicken, alles ohne irgend eine Gegenleistung zu erbringen. Dabei haben wir Arbeitskräftemangel und für viele Arbeitsplätze sind deutsche Sprachkenntnisse überhaupt nicht notwendig. Weiterhin beklagt sie die fehlende Anpassung an die Regeln und Gebräuche im Gastland. Was ist daran verwerflich?
    Noch zur Anmerkung, wie die Pisa Studie jüngst zeigte, können vier von 10 Schülern kein Deutsch und daher noch nicht einmal einfachste Rechenaufgaben verstehen und lösen... wohin wird das Ganze führen?

  4. 4.

    Ohne Einordnung, Hinterfragen und Diskutieren des Gesagten bleibt am Ende fragmentiertes und bisher wenig überraschendes Stammtischniveaugerede stehen. Sicher kann "dem Volk auf's Maul geschaut" auch mal interessant sein. Aber ob in der Situation (an der Tanke angesprochen) was Reflektiertes bei rauskommt, ist fraglich.

  5. 3.

    Der Rentner spricht das aus, was viele Bürger wahrnehmen und sich veralbert vorkommen. Es läuft tatsächlich einiges schief.

  6. 2.

    Ungefilterte Meinungen vom Volk draußen, gern mehr davon.

  7. 1.

    Das ist ein Format in Bürhernähe. Sehr gut

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