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Quelle: rbb / Sophia Bernert

An der Tanke in Brandenburg

"Mich treibt eigentlich nur die Rückrunde um"

Fast jeder kommt mal an der Tanke vorbei. Zwei rbb|24-Reporter sprechen Leute an der Zapfsäule in Brandenburg an und fragen, was sie umtreibt. Heute: ein fußballbegeisterter Pädagoge, der auch gerne Karpfen angelt.

rbb|24 will mit den Gesprächsprotokollen, die "An der Tanke" entstanden sind, Einblicke in verschiedene Gedankenwelten geben und Sichtweisen dokumentieren, ohne diese zu bewerten oder einzuordnen. Sie geben die Meinungen der Gesprächspartner wieder.

Mir geht's momentan gut. Feierabend - nach der Arbeit. Und sonst? Alles gut. Der Winter ist vorbei für mich, muss ich sagen. Ich freue mich aufs Frühjahr. Ich freue mich auf Fußball. Das geht wieder los - mein Verein ist der Blau-Weiß Klockow. Und ansonsten? Ich gehe leidenschaftlich gerne angeln und freue mich, wenn es im März, April dann wieder wärmer wird. Ich angle auf Karpfen.

Er wirkt etwas skeptisch, weiß nicht so wirklich, was er erzählen soll. "Nur, wenn ich dann eine rauchen darf" sagt er, als das Gespräch beginnt. Er zündet sich im sicheren Abstand zur Zapfsäule an einem Tisch neben der Tank eine an. Das dauert etwas, denn der Wind bläst ziemlich stark.

Was die Arbeit angeht: Also in der jetzigen Jahreszeit ist es einfach so, dass mitunter Kollegen mal krank werden oder man selber auch mal krank ist, dementsprechend auch Kinder krank werden können. Das ist dann keine einfache Zeit für mich - oder für alle Pädagogen muss man sagen. Ansonsten gefällt es mir.

Es ist ein Job, den ich gerne mache. Die Kinder erfüllen einen. Es gibt viele schöne Momente am Tag. Es gibt auch viel Stress. Natürlich, weil man auch einen Arbeitsalltag hat, wo man was schaffen möchte für die Kinder.

Wie komme ich über die Runden? Eigentlich ganz gut. Wir haben ein Gehalt, das ausreicht zum Leben - definitiv - womit man sich auch kleinere Wünsche erfüllen kann. Also ich bin für mich zufrieden mit dem Gehalt. Klar, mehr kann es immer sein, aber es reicht für mich, dass ich über die Runden kommen und am Ende des Monats für mich zufrieden bin, sage ich mal. Dass ich nicht im Minus stehe.

Er antwortet in kurzen Sätzen, wirkt fröhlich und gelassen.

Ich wohne gerne in Brandenburg, ich wohne eigentlich schon immer in Brandenburg. Im Rahmen meines Studiums war ich im Erzgebirge, in der Nähe von Aue. Da war ich auch sehr gern. Auch eine tolle Gemeinschaft dort mit den Dorfbewohnern. Es war ein duales Studium, drei Monate dort, drei Monate hier in der Uckermark, aber für mich stand schon immer fest: Ich komme zurück.

Wegen meiner Familie. Ich bin familiär gut eingebunden, wir sind miteinander sehr zufrieden - mein Fußballverein definitiv - auch das Angeln... das sind für mich viele Punkte. Ich komme hier vom Dorf einfach und das ist für mich das Richtige.

Das Geile am Dorf: man hat seine Ruhe. Kein Lärm wie in der Stadt, ganz einfach. Es ist entschleunigt. Und die Gemeinschaft ein Stück weit. Also, wenn ich hier meine Freunde frage: Kann mir jemand helfen? Da findet man immer wen aus dem großen Pool der Leute, mit dem man zu tun hat über die verschiedenen Kreise, über Angeln, Fußball etc. - da sind immer genug Leute am Start.

Politisch beschäftige ich mich nicht viel. Mich treibt eigentlich nur die Rückrunde im Fußball um - dass wir da ein paar Punkte wieder holen.

Beim Thema Fußball kommt er etwas in Fahrt - spricht schneller und holt mehr aus.

Aktuell sieht das schlecht aus. Null Punkte bei uns. Viele Spiele sind glücklos gelaufen aus unserer Sicht, muss man einfach sagen. Hätten wir eigentlich Punkte haben müssen, haben wir jetzt nicht. Darauf arbeiten wir definitiv hin, dass wir jetzt Punkte holen ab der Rückrunde.

Der Wind hat seine Zigarette ausgeblasen. Er versucht verschiedene Abschirm-Techniken, um sie wieder anzuzünden.

Ich bin politisch einfach nicht so bewandert und kriege in meinem Alltag auch einfach nicht so viel mit. Die Bauern-Proteste fand ich vollkommen in Ordnung. Ich habe im Freundeskreis und Familienkreis auch welche, die als Landwirte tätig sind. Das kann ich einfach verstehen. Muss ich auch ganz ehrlich sagen: Das, was ich verdiene als Pädagoge im Vergleich zu dem, was Leute verdienen, die vielleicht schon 30, 40 Jahre in der Landwirtschaft arbeiten, steht nicht im Verhältnis.

Und da tut es mir einfach leid für die Leute, die im Sommer nicht geregelt frei haben, auch über die verschiedenen Jahreszeiten immer wieder raus müssen und schlussendlich weniger verdienen als jemand, der einen anderen Job macht, der wahrscheinlich körperlich nicht so anstrengend ist. Mental ja, aber körperlich für mich in dem Rahmen aktuell noch nicht.

Das Gespräch führte Jonas Wintermantel, rbb|24

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