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Quelle: privat/rbb24

#Wiegehtesuns | Infizierte Sechstklässlerinnen

"Dass Corona 'nach Corona' nochmal so eine große Rolle spielt, ist total komisch"

Nach drei Jahren wurden Anfang April auch die letzten Corona-Regeln wieder aufgehoben. Doch spürbar bleibt die Pandemie manchmal eben doch. Wie für die Schülerinnen Carla und Josefine, die gerade die einzige Klassenfahrt ihrer Grundschulzeit verpassen.

In der Serie #Wiegehtesuns? erzählen Menschen, wie ihr Alltag gerade aussieht – persönlich, manchmal widersprüchlich und kontrovers. rbb|24 will damit Einblicke in verschiedene Gedankenwelten geben und Sichtweisen dokumentieren, ohne diese zu bewerten oder einzuordnen. Sie geben nicht die Meinung der Redaktion wieder.

Carla* und Josefine* gehen in die sechste Klasse einer Berliner Grundschule. In dieser Woche wären sie normalerweise auf ihrer ersten Klassenfahrt. Da sich beide - wie noch acht weitere Schüler der Klasse - mit Corona infiziert haben, konnten sie nicht mitfahren.

*Die Namen der Mädchen wurden auf Wunsch der Eltern geändert. Der Redaktion sind die echten Namen der Kinder bekannt.

Carla: Mir geht es eher mittelmäßig momentan. Blöd ist für mich vor allem, dass die Klassenfahrt für mich ausfällt. Außerdem habe ich, da ich coronapositiv bin, ein bisschen Halsschmerzen und Schnupfen. Auf die Klassenfahrt ist nur etwa die Hälfte der Klasse überhaupt mitgefahren. Denn zehn Kinder in unserer Klasse und unsere Klassenlehrerin haben jetzt gerade Corona. Also die Kinder, die negativ sind, sind mit einer anderen Klasse an die Ostsee gefahren.

Josefine: Mir geht es ähnlich wie Carla. Ich bin auch ein wenig verschnupft. Was richtig doof ist, ist, dass das unsere wirklich erste Klassenfahrt überhaupt gewesen wäre. Und auch die letzte in der Grundschule, weil wir ja Sechstklässlerinnen sind.

Ursprünglich sollte die Klassenfahrt in der dritten Klasse stattfinden – dann kam Corona. In der vierten Klasse hatten auch noch die meisten Jugendherbergen deshalb zu. Wir wollten die Fahrt dann eigentlich in der fünften Klasse machen, aber da fand unsere Lehrerin, dass wir durch Corona mit dem Stoff noch zu viel zu tun hätten. Jetzt wären wir endlich alle zusammen mal als Klasse weggefahren. Dass jetzt nur die halbe Klasse dabei ist, ist ja auch für die Kinder doof, die mitgefahren sind.

Angefangen hat das alles letzte Woche damit, dass unsere Klassenlehrerin Ende der Woche nicht mehr in die Schule kam. Da hieß es, sie kuriere sich aus, damit sie dann sicher zur Klassenfahrt mitkommen kann. Am Wochenende hat sie einen Coronatest gemacht, der positiv war. Diese Info hat sie an die Eltern rumgeschickt. Alle haben dann einen Corona-Test gemacht. Carla zuerst - und sie war positiv. Weil wir das ganze Wochenende zusammen verbracht haben, war schnell klar, dass ich auch positiv sein würde. Und viele andere aus unserer Klasse dann eben auch.

Carla: Ehrlich, als ich das Ergebnis gesehen habe, habe ich angefangen zu weinen. Dass ich bei meiner allerersten Klassenfahrt nicht dabei sein kann, hat mich wirklich fertig gemacht. Als ich dann mitgekriegt habe, dass so viele andere – und auch Josefine – ebenfalls positiv sind, ging es mir ein bisschen besser, weil ich so wenigstens nicht die einzige bin, die nicht mitfahren konnte. Da habe ich mich weniger allein gefühlt.

Leider dürfen wir aber auch, falls wir jetzt bald negativ wären, nicht hinterher fahren zur Klassenfahrt. Die Lehrer, die jetzt vor Ort sind, haben eine Mail geschickt und gesagt, dass die positiven Kinder, wenn sie dann wieder negativ sind, nicht nachkommen sollen. Das sei zu viel Stress für sie, weil sie ja auch mit einer Lehrerin weniger dort vor Ort sind. Darüber sind wir beide ziemlich traurig. Aber momentan sieht es ohnehin nicht so aus, als wäre das überhaupt in Frage gekommen, denn unsere Tests sind noch sehr deutlich positiv.

Josefine: Als ich den Test gemacht habe und ich positiv war, hat das auch meinen Eltern wirklich total doll leid getan. Denn wir gehen dann ja nach dem Sommer alle in eine neue Schule und hatten dann in sechs Jahren nicht eine Klassenfahrt.

Carla: So war es bei mir auch. Obwohl wir, als ich mich getestet habe, erst einmal alle wie unter Schock waren. Meine Eltern dachten erst, ich mache einen Scherz. Dann haben sie aber sehr lieb reagiert.

Ich würde mir so wünschen, dass wir wenigstens in den kommenden Wochen mit der ganzen Klasse noch mal etwas machen, was genauso in der Erinnerung bleibt wie die Klassenfahrt. Es wäre so schön, wenn es einen Abschluss gäbe.

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Josefine: Ich würde mir auch sehr wünschen, dabei zu sein. Unsere Klassenlehrerin hat schon gesagt, dass es noch eine Woche gibt, in der wir viele Ausflüge machen werden. Aber ausgerechnet da sind wir beide nicht da. Als einzige aus der Klasse.

Carla: Dass Corona jetzt 'nach Corona' nochmal so eine große Rolle spielt, ist einfach total komisch. Am Sonntag waren wir draußen und haben Leute mit Masken gesehen. Da haben wir noch gesagt, wie erstaunlich das ist, dass man jetzt sogar, wenn man Corona hat, rausgehen darf. Einen Tag später selbst Corona zu haben und nicht auf die Klassenfahrt fahren zu können, hat sich irgendwie nicht real angefühlt.

Josefine: Ich hätte wegen der Klassenfahrt mit irgendwie allem gerechnet: dass man Heimweh bekommt, Schnupfen vielleicht oder sonstwas. Aber dass Corona uns einen Strich durch die Klassenfahrt macht, damit hätten wir nie gerechnet.

Gesprächsprotokoll: Sabine Priess

 

Update: Nach Redaktionsschluss für diesen Beitrag haben die Lehrerinnen vor Ort an der Ostsee entschieden, dass alle symptomfreien Kinder - unabhängig von einer bestehenden Coronainfektion - der betroffenen Klasse doch nachreisen und noch an der Klassenfahrt teilnehmen können.

Offizielle Regeln zu Klassenreisen und Coronainfektionen gibt es derzeit in Berlin nicht. Die Regelung für den Unterricht besagt, dass coronapositive Schüler am Unterricht teilnehmen können, sofern sie symptomfrei sind. Wer Symptome hat, wird "gebeten" zuhause zu bleiben. Auch Tests auf das Coronavirus sind nur auf freiwilliger Basis vorgesehen. [berlin.de]

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