Brandenburg - Knapp ein Drittel der ukrainischen Schüler ohne Deutsch-Förderung
Für den Deutschunterricht von ukrainischen Kindern und Jugendlichen fehlt Brandenburger Schulen Lehrpersonal und Räume. Von den insgesamt etwas mehr als 5.800 ukrainischen Schüler und Schülerinnen erhalten momentan fast 1.800 keinen Förderunterricht in Deutsch. Das teilte das Bildungsministerium auf Anfrage das rbb mit.
Vorgesehen sei je nach Bedarf eigentlich ein Förderunterricht in Vorbereitungsgruppen im Umfang zwischen 7 und 25 Unterrichtsstunden pro Woche. Das könne aber längst nicht überall gewährleistet werden. "Die personelle Besetzung ist dabei der limitierende Faktor", so ein Sprecher des Ministeriums.
Personal und Räume für den Unterricht fehlen
Das bestätigt auch Kathrin Wiencek, Vorsitzende des Brandenburger Philologenverbands und selbst Schulleiterin in Bad Belzig. "Es fehlt schlicht das Personal, um die Vorbereitungsgruppen aufzumachen. Und es fehlt auch an Räumen für den Förderunterricht." Sie beobachte, dass es außerhalb der Städte, wo Schulen ohnehin weniger Lehrer zur Verfügung stehen, es auch besonders schwer falle, den Förderunterricht zu realisieren.
Tatsächlich erzielen die einzelnen Landkreise enorm unterschiedliche Förder-Quoten. Am besten klappt es in der kreisfreien Stadt Frankfurt(Oder). Lediglich 2,4 Prozent der ukrainischen Schüler fehlt hier die Deutsch-Förderung. Am schlechtesten schneidet der Landkreis Oberspreewald-Lausitz ab. Mehr als 62 Prozent aller ukrainischen Schülerinnen und Schüler bekommen hier keinen speziellen Deutschunterricht.
Viele Schüler nutzen Simultan-Übersetzer-App für den Unterricht
In 12 von 18 Landkreisen bzw. kreisfreien Städten erhalten mehr als ein Viertel der ukrainischen Schüler derzeit keine Deutschförderung. Nur in drei Kreisen liegt diese Quote unter 20 Prozent. Laut Kathrin Wiencek bedeute das in der Praxis, dass viele ukrainische Schüler und Schülerinnen Simultan-Übersetzer-Apps auf ihrem Smartphone benutzen müssen, um dem Unterricht folgen zu können.
Die Lehrerverbände und das Bildungsministerium seien in einem ständigen Austausch zum Thema, so Wiencek. Es sei aber bisher nicht gelungen, mehr als 176 Personen zusätzlich für die Beschulung von ukrainischen Schülerinnen und Schülern einzustellen.
Außerdem berichtet Wiencek, dass viele der Jugendlichen nach dem Unterricht in deutschen Regelklassen noch online von ukrainischen Lehrern unterrichtet würden. Sie sieht darin eine mögliche Lösung für das Problem mit der Deutschförderung. Es sei vielleicht sinnvoller, so Wiencek, auf Regierungsebene zu besprechen, wie geflüchtete ukrainische Jugendliche online in ihrer Muttersprache unterrichtet werden können, statt auf einer Unterrichtspflicht in deutschen Regelklassen zu bestehen.
Sendung: Antenne Brandenburg, 21.12.2022, 17:00 Uhr