Aus Altersgründen - Jede dritte Lehrkraft verlässt Berliner Schulen bis 2027

Mo 09.01.23 | 16:42 Uhr
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Symbolbild: Eine Lehrerin im Unterricht (Quelle: IMAGO/ingimage)
Audio: rbb24 Inforadio | 09.01.2023 | Kirsten Buchmann | Bild: IMAGO/ingimage

In den nächsten vier Jahren scheiden etwa 10.000 Lehrkräfte aus Altersgründen aus dem Schuldienst aus. Das ist etwa jeder dritte Lehrer. Der Senat will deshalb die Hochschulen verpflichten, mehr Absolventen hervorzubringen.

Aus dem Berliner Schuldienst scheiden bis 2027 fast 10.000 Lehrer aus Altersgründen aus. Das gab Finanzstaatssekretärin Jana Borkamp im Wissenschaftsausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses am Montag bekannt. Insgesamt waren im Schuljahr 2021/2022 (Stichtag 1. November) nach Angaben der Senatsbildungsverwaltung 33.988 Lehrkräfte an Berliner Schulen tätig [berlin.de].

Der Senat wolle daher die Berliner Hochschulen künftig verpflichten, jährlich 2.300 Lehramtsabsolventen hervorzubringen, sagte Wissenschaftsstaatssekretärin Armaghan Naghipour. Laut den aktuellen Hochschulverträgen mit dem Land sollen 2.000 Lehramtsstudenten pro Jahr ihr Studium beenden. Zuletzt wurden allerdings nur rund 900 fertig.

Hochschulverträge werden neu verhandelt

Über die neuen Hochschulverträge wird derzeit verhandelt. Darin soll festgelegt werden, wieviel Geld den Hochschulen zur Verfügung steht, um Studentinnen und Studenten auszubilden.

An den Berliner Schulen waren zum Stichtag 1. November 2022 knapp tausend Lehrerstellen unbesetzt. Damit fehlen mehr Lehrer als erwartet. Im Mai vergangenen Jahres hatte die Bildungsverwaltung 920 unbesetzte Lehrerstellen für das jetzt laufende Schuljahr prognostiziert. Inzwischen kamen laut einem Sprecher der Verwaltung aber insbesondere weitere Schwangerschaften und Dauererkrankungen hinzu. Damit stieg die Zahl auf 973 offene Vollzeitstellen.

Sendung: rbb24 Inforadio, 09.01.2023, 15:00 Uhr

23 Kommentare

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  1. 23.

    Ja, läuft leider oft richtig blöd.
    PS "als die Professorin an eine andere Uni ging" Bei älteren Semestern kann das mißverständlich sein, da die Frau Professorin frürer einfach nur die Frau vom Professor war und nicht selbst einen Lehrstuhl als Professor haben mußte (meist waren sie einfach Hausfrauen).

  2. 22.

    Der Schritt ist nicht unbedingt zielführend. Nur weil mehr Lehrer hier in Berlin ausgebildet werden, heißt es nicht, dass sie auch nach dem Studium hierbleiben. Was bringt es, wenn sie dann in andere Bundesländer gehen, wo mehr bezahlt wird oder die Rahmenbedingungen besser sind.

  3. 19.

    Es muss viel radikaler und mutiger gehandelt werden! Der Flaschenhals in der Ausbildung an der Uni ist z.B. die Betreuung der Masterarbeiten durch Professor*innen. Ich hatte gerade ein Thema abgesprochen, als die Professorin an eine andere Uni ging. Fast ein halbes Jahr habe ich dadurch verloren. Ein duales Studium, weil PH ja noch zu DDR-frisch, mindestens aber zwei Tage pro Woche direkte Ausbildung an der Schule wären sinnvoller! Auch abschreckend das weltfremde Referendariat, das sich gern auch mit Inhalten des Studiums widerspricht. An meiner Schule sind die erfahrenen Kolleginnen krank, fertig oder quit quitter, als Berufseinsteiger versuche ich gerade nicht zynisch zu werden, der Schweinezyklus wird es nicht regeln!

  4. 18.

    Meine Schwester ist Lehrerin und ärgert sich seit Jahren über ihre Gewerkschaft GEW und Frau Scheer. Grund Bildungsbürgerpolitik für Kinder aus Familien in denen sich die Eltern noch im ihre Kinder kümmern. Ausserdem der Wahn zum individuellen Lernen nach Fähigkeiten etc. was ja an sich gut ist aber in den ärmeren Bezirken gar nicht umsetzbar ist (Brennpunkteschulen). Pseudoexperten bar jeder Praxis entwickeln Ideen die weltfremd sind. PS: Vielleicht könnt ja auch ein duales Studium helfen.

  5. 17.

    Bald unterrichten in BERLIN Schüler Schüler.

  6. 16.

    Ein wenig Humor hilft immer. Allerdings haben sie Recht. Die Erkenntnis hatten wir schon vor ca. 15 Jahren. Ebenso haben die jungen L. Berlin verlassen - aus unterschiedlichen Gründen. Getan hat tatsächlich niemand etwas.

  7. 15.

    Wenn ich richtig rechne, kommen diese zusätzlich ausgebildeten Kräfte frühestens in 7 Jahren an die Schulen (3 Jahre Bachelor+2 Jahre Master+ 1,5 Jahre Vorbereitungsdienst). Da fängt aber jemand zeitig an, das Problem zu lösen! Und dann pro Jahr! ca. 1000 neue gegen einen Verlust von 10000 innerhalb von 3 Jahren... Ich fange an, Planwirtschaft zu lieben.¹

  8. 14.

    Das zieht sich doch wie ein roter Faden durch die Politik, ob es jetzt die Lehrer sind die überraschenderweise in Pension gehen oder in Rente oder die Fachkräfte oder oder. Die Liste lässt sich doch endlos fortsetzen, dass die sogenannten Babyboomer jetzt in Rente gehen konnte man ja auch nicht ahnen hat man ja keine 30 oder 40 Jahre Zeit gehabt für. Man hat schon länger den Verdacht dass unsere Politik restlos mit allem überfordert ist.

  9. 13.

    "Der Senat wolle daher die Berliner Hochschulen künftig verpflichten, jährlich 2.300 Lehramtsabsolventen hervorzubringen, sagte Wissenschaftsstaatssekretärin Armaghan Naghipour." Und wie stellt sie sich das vor? Eine Hochschule produziert nicht Lehrer wie ein Industriebetrieb und kann mal die Produktion einfach hochfahren; das wird auch im Iran nicht so einfach gegangen sein Vielleicht sollte sie als Juristin mit Spezialisierung auf Migrationsrecht besser in ihrem Fachgebiet bleiben.

  10. 12.

    Gefühlt kommen derartige Meldungen mindestens jährlich!
    Passiert jedoch nichts nachhaltiges. In Berlin zumindest ist der Beruf Lehrer bestimmt nicht besonders attraktiv! Unmotivierte, unerzogene Schüler, die von zuhause nicht viel (Sozialkompetenz, deutsche Sprache uvm) mitbringen, zu bespaßen, so stellt es sich mir dar.

  11. 11.

    Typisch Berlin. So lange Probleme aussitzen und leugnen, bis nichts mehr geht und dann in blinden Aktionismus verfallen. Es ist einfach nur traurig, wie wenig Kompetenz die Verantwortlichen haben.

  12. 10.

    sind sie Lehrer in Berlin? Wenn ja, dann beglückwünsche ich sie von ganzem Herzen.
    Wenn Sie kein Lehrer in Berlin sind, dann sollten Sie sich vielleicht mit Ihrer Meinung zurückhalten.

  13. 9.

    Was für ein großartiger Kommentar.... von den letzten, nein allerletzten (Bildungs-)Plätzen. Welche politischen Verhältnisse sorgen eigentlich dafür, dass die Möglichkeiten für die jungen Leute dadurch viel viel schlechter sind?

  14. 8.

    Es sollte ja wohl jedem selbst überlassen sein, wo er sich niederlassen mag, wa? Und auch wenn ich kein Lehrer bin, so kann ich das absolut verstehen. Außerdem kann man in BaWü schon wandern gehen :)

  15. 7.

    Plötzlich und unerwartet...die Politik in Berlin plant und agiert nie und schon gar nicht langfristig. Sie reagiert nur, wenn es schon 5 vor 12 ist und das dann auch nur halbherzig. Dass in Schulen und anderen Bereichen Arbeitskräfte demnächst in den Ruhestand gehen oder aufgrund kaputtgesparter Arbeitsbedingungen abwandern, war schon lange absehbar.

  16. 6.

    In der westdeutschen Piefigkeit zu versauern, stelle ich mir hundert Mal schlimmer vor als in Berlin unterrichten zu müssen. Aber das passt ja zu so manchem Lehrer-Mindset, mit der Vielfalt, Schnelligkeit und antiautoritären Charakteren überfordert zu sein. Mögen Sie selig werden in der Streichholzschachtelwelt!

  17. 5.

    Kann man jemanden haftbar machen, der den Zensus nicht liest aber die Daten haben will?
    Ob Lehrer „bestechlich“ sind?
    Ob Lehrer länger durchhalten, wenn die Arbeitsbedingungen i.O. sind und die Verwaltung bedingungslos hinter ihren eigenen Leuten steht?

  18. 4.

    Gut das ich vor 5 Jahren Berlin verlassen habe und seitdem in Baden-Württemberg unterrichte. Dort sind die Schüler besser erzogen,bessere und vorallem modernere Lehrmittel, bessere Work-Life Balance und vorallem mehr Geld. Ich kehre ganz sicher nicht mehr nach Berlin zurück. Ich ermutige eher meine Ex-Kollegen zum Wechsel . Solange das Bildungsresort in Händen der SPD liegt wird sich nie was ändern.Gruß aus dem Ländle.

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