60 Festnahmen - Klima-Aktivisten protestieren im Hotel Adlon und beschmieren Berliner Gebäude
Sie mieten im Berliner Luxushotel Adlon offenbar ganz regulär ein Zimmer und starten dann eine Protestaktion: Aktivisten von "Extinction Rebellion" zünden auf einem Balkon Rauchbomben und hissen ein Banner. Das Ziel ihres Protests: die Superreichen.
Klima-Aktivisten von "Extinction Rebellion" haben am Donnerstagnachmittag am Berliner Hotel Adlon protestiert. Nach Polizeiangaben besetzten sie Balkons, zündeten schwarzrauchende Bengalos und brachten ein Banner mit der Aufschrift "We can't afford the super rich" ("Wir können uns die Superreichen nicht leisten") an der Balkonreling an.
Wie eine Sprecherin der Klima-Aktivisten erklärte, ging es bei der Aktion darum, um auf die Dringlichkeit der sozialen Ungleichheit in Verbindung mit der Klima- und Biodiversitätskrise aufmerksam zu machen. Nach kurzer Zeit führte die Polizei vier Menschen aus dem Hotel, nachdem ihre Personalien aufgenommen wurden.
Das Adlon bestätigte, dass die Aktivisten ganz regulär ein Zimmer gebucht hätten. Der Betrieb im Hotel sei nicht gestört worden.
Zudem machten die Aktivisten von "Extinction Rebellion" an rund 30 Orten wie etwa bei den Unternehmen Shell, Bayer und Vattenfall in Berlin mit Plakaten "auf die Zerstörung unserer Lebensgrundlagen" aufmerksam.
FDP-Parteizentrale und weitere Orte beschmiert
Zuvor hatten bereits Klima-Aktivisten der Gruppe "Letzte Generation" die FDP-Parteizentrale großflächig mit einer ölähnlichen Flüssigkeit beschmiert. Die FDP gelte in der jetzigen Legislaturperiode als "größter Blockierer von Klimaschutzmaßnahmen", erklärte die Gruppe am Donnerstag. Demnach kippten sie "biologisch abbaubares Fake-Öl" an die Fassade des Gebäudes.
Insgesamt sollen 25 Gebäude betroffen gewesen seien. So wurden neben der FDP-Parteizentrale in der Reinhardtstraße auch das Gebäude von der Coca-Cola GmbH Deutschland in der Stralauer Allee sowie die Bayer AG in der Müllerstraße beschmiert.
Mehr als 60 Festnahmen
Mehr als 60 Menschen sind wegen möglicher Straftaten bei Klima-Protesten am Donnerstag in Berlin festgenommen worden. Die Zahl nannte Innensenatorin Iris Spranger (SPD) am Nachmittag. Die Innensenatorin sagte, alle Proteste, die sich im Rahmen von Meinungs- und Versammlungsfreiheit bewegten, würden gestützt und nötigenfalls auch geschützt. "Blinde Schädigungswut, Nötigungen, Gefährdungen anderer verlassen aber diesen Rahmen, den wir uns als Gesellschaft gegeben haben", unterstrich Spranger.
Dass Klimaschutz vorankommen müsse, stehe außer Frage, sagte Spranger. Sie ärgere sich aber über die Einstellung, man müsse die Gesellschaft in Geiselhaft nehmen, die Politik erpressen und sie zum Handeln zwingen. "Wird diese Grenze überschritten, wird der Rechtsstaat sich dem entschlossen entgegenstellen." Dies zeige sich im Handeln der Polizei im Zusammenhang mit dem Protesten vom Donnerstag. "Im Ziel Klimaschutz sind wir uns einig, aber der gewählte Weg dorthin ist der falsche und führt uns keinen Schritt näher an das eigentliche Ziel", sagte die Innensenatorin.
Im Rahmen einer Aktionswoche hatten Mitglieder von "Extinction Rebellion" am Mittwoch im Invalidenpark ein Protestcamp errichtet. Von dort aus zogen am Donnerstag 220 Menschen zum Brandenburger Tor. Noch bis Montag soll es weitere Demonstrationen und Aktionen geben.
Hinweis: In einer früheren Version dieses Artikels hieß es, die Aktivisten seien in das Hotel Adlon eingedrungen. Dem Hotel zufolge haben sie dort ganz regulär ein Zimmer gebucht. Wir haben die entsprechenden Stellen im Text geändert.
Sendung: rbb24 Abendschau, 13.04.2023, 19:30 Uhr