Strategie beschlossen - Brandenburg will bis 2030 den Verkehr mit Rad, Öffis und zu Fuß steigern

Di 29.08.23 | 17:09 Uhr
  56
Symbolbild:Eine Straßenbahn der Linie 92 fährt über die Friedrich-Ebert-Straße vor der Kulisse vom Nauener Tor in Potsdam.(Quelle:dpa/M.Skolimowska)
Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 29.08.2023 | Jana Wochnik | Bild: dpa/M.Skolimowska

Brandenburg will bis 2030 den Anteil von ÖPNV, Rad- und Fußverkehr von 40 auf 60 Prozent steigern. Vor allem auf kurzen Strecken sollen die Brandenburgerinnen und Brandenburger dann seltener ihr Auto nutzen.

Zu Fuß gehen und Radfahren sollen in Brandenburg sicherer und einfacher werden, der Öffentliche Personennahverkehr schneller. So will Verkehrsminister Guido Beermann (CDU) den Anteil dieser Verkehrsformen gegenüber dem Auto erhöhen. Das Brandenburger Kabinett hat seine "Mobilitätsstrategie 2030" am Dienstag in Finsterwalde (Elbe-Elster) beschlossen.

"Für die Mobilitätswende brauchen wir gerade in einem Flächenland wie unserem einen ganzheitlichen Ansatz, bei dem die intelligente Vernetzung aller Verkehrsmittel im Mittelpunkt steht", sagte Beermann zur neuen Strategie. Derzeit beträgt der Anteil von ÖPNV, Rad- und Fußverkehr nach Angaben des Landes rund 40 Prozent, er soll bis 2030 auf 60 Prozent gesteigert werden.

Staatssekretär Rainer Genilke sagte dem rbb, es gehe nicht darum, das Auto zu verdrängen. Vielmehr sollte etwa der Busverkehr mit den Abfahrtszeiten der Bahnen abgestimmt werden. Auch Fahrten auf Bestellung, etwa durch Rufbusse oder auch Taxis, sollte ausgebaut werden.

Potenzial bei kurzen Wegen und im Schienenverkehr

Große Verbesserungschancen sieht das Verkehrsministerium bei den kurzen Wegen: Rund 40 Prozent aller Strecken unter fünf Kilometern würden derzeit noch mit dem Auto zurückgelegt werden. Dieser Wert belege das große Potenzial für den Fuß- und Radverkehr, hieß es.

Zur Stärkung des Öffentlichen Personennahverkehrs müssten Land und kommunale Aufgabenträger enger zusammenarbeiten, so das Ministerium. Parallel zur nun vorgestellten Strategie gebe es auch noch das "Projekt 2030", in dem die Länder Berlin und Brandenburg sowie die Verkehrsunternehmen Bahn und VBB an umfassenden Verbesserungen und Erweiterungen des Schienennetzes arbeiten wollen. Mit dem jüngsten Fahrplanwechsel sei das Angebot im Personennahverkehr auf der Schiene bereits deutlich erhöht worden.

Im Straßenbau will das Land künftig mehr auf Erhalt statt auf den Neubau setzen. Da wo es Bedarf gebe, werde allerdings auch weiterhin neu gebaut. Schiene und Straße sollen zudem gemeinsam ein Gesamtnetz bilden, sodass etwa der Umstieg vom Auto in den Zug oder vom Zug in den Bus erleichtert wird.

Verkehrsclub Deutschland weist auf Kostenfrage hin

Kritik kommt von der Opposition. Der Fraktionsvorsitzende von BVB/Freie Wähler, Peter Vida, sagte, die Regierung kündige immer an und sage nicht, wie sie die Mobilitätswende finanzieren wolle.

Ähnlich äußerte sich der Brandenburger Landesverband des Verkehrsclubs Deutschland (VCD). Die Pläne seien zwar ein Schritt in die richtige Richtung, es sei aber nun nötig, dass das Land die Vorhaben auch finanziere, sagte VCD-Sprecherin Anna Ducksch dem rbb. Denn das könnten die Kommunen nicht allein leisten. Die Frage sei auch, ob der politische Wille für die Verkehrswende da sei, da sei sie sich nicht sicher, so Ducksch. Wie viel das neue Konzept zusätzlich kosten könnte, ist bislang unklar.

Sendung: rbb24 Inforadio, 29.08.2023, 15 Uhr

56 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 56.

    "mit irrwitziger Linienführung über alle, noch so kleine Dörfer ersetzt" Und das ist genau der Grund, warum es in einem eher dünn besiedelten Flächenland immer irgendeines Idividualverkehrs bedarf. Das verstehen aber Menschen aus Potsdam oder Berlin (oder anderen größeren Städten) nicht, daß der ÖPNV nicht so wie in einer Stadt funktionieren kann auf dem Land.

  2. 55.

    Ein sehr wesentlicher Unterschied liegt in der genutzten Zeit: In öffentlichen Verkehrsmitteln - gerade über Land - ein Gefahren-Werden bei jederzeitiger Möglichkeit, während der Fahrt noch anderes zu erledigen. Mit dem Auto: In sehr vielen Fällen zeitlich zwar kürzer, doch psychisch und motorisch voll beansprucht, sodass nichts weiter getan werden kann.

    Es wird zwar entspanntes Fahren herausgestellt, doch Stau und Stress beklagt - Beides, was ein Mensch im Auto selber herbeigeführt und zumindest bewusst in Kauf genommen hat, anstatt dass andere dafür verantwortlich wären.



  3. 54.

    Am Wochenende kommt der Bus, noch nicht einmal Jede Stunde und ab 18 Uhr, gar nicht mehr.

  4. 53.

    Wie viele Kilometer Bahnstrecken wurden in Brandenburg in den letzten Jahrzehnten stillgelegt und durch langsame Busse mit irrwitziger Linienführung über alle, noch so kleine Dörfer ersetzt ???
    Brandenburger:innen fahren noch sehr lange mit dem eigenen PKW, wenn sich im öffentlichen Personen-Nahverkehr nichts ändert und auch nichts investiert wird.
    Der Bus ist keine Alternative zur Bahn in Brandenburg - jedenfalls nicht auf längeren Strecken.

  5. 51.

    Das ist witzig - da, wo ich in Cottbus wohne, kommt der Bus einmal pro Stunde, glaube ich - ich habe buchstäblich keine andere Wahl, als mein Auto zu benutzen, sonst käme ich nirgendwo hin.

  6. 50.

    Ich brauche mit dem Auto 35 Minuten, mit dem ÖPNV mindestens 70. Mehr gibt der ÖPNV eben nicht her, also fahre ich Auto. Wenn andere kürzere oder besser angebundene Wegstrecken zwischen Arbeit und Wohnort haben ist es doch ok. Aber schreiben sie niemandem vor, wie und welche Verkehrsmittel benutzt werden. Das geht sie schlicht und einfach überhaupt nichts an.

  7. 49.

    Nieman fliegt erster Klasse um eher anzukommen. Und die Öffis sind nicht zu jeder Tageszeit für „jedes weiße Kleidchen“ geeignet. Auch in dieser Causa, der Verkehrsmittelvielfalt, versagen Ihre Diversitätsgefühle.

  8. 48.

    Als erstes sollte endlich der Radweg zwischen Britz -Golzow -Joachimsthal gebaut werden. Dann wäre das nördliche Ende von Eberswalde endlich mit dem Werbellinsee/Joachimsthal verbunden und kein Radfahrer müsste mehr die gefährliche Bundesstraße fahren. Das ist schon seit einem Jahrzehnt überfällig. Ausserdem gäbe es dann auch von dieser Seite eine Anbindung an den Usedomradweg.. verstehe nicht warum das nicht längst überlegt und beschlossen wurde....

  9. 47.

    Man könnte erstmal Steuermittel umschichten: Wenn beispielsweise der irrsinnige A100-Ausbau in Berlin gestoppt und das Dienstwagenprivileg (laut Lindner bin ich wegen der Verwendung dieses Wortes automatisch linksradikal) abgeschafft würde, hätte der Bund schon mal deutlich mehr Geld für den Schienenverkehr übrig.

    Ebenso sollten Bund und Länder alle Autobahn-Neubauprojekte stoppen, die Instandhaltung der bestehenden Autobahnen sollte natürlich fortgeführt werden. Gerne auch die Parkgebühren in Großstädten drastisch erhöhen, denn gerade dort können die Leute im Gegensatz zum platten Land schon heute sehr gut aufs Auto verzichten. Bei einer PKW-Maut auf Autobahnen, die sich nach Größe und CO2-Ausstoß der Fahrzeuge richtet, bin ich auch dabei.

    Wenn dann immer noch zusätzliches Geld für den Ausbau des Schienenverkehrs benötigt wird, zahle ich auch gerne mehr Steuern oder/und höhere Fahrpreise.

  10. 46.

    Bei all den
    -mit dem Auto brauche ich 19 Minuten, mit den öffentlichen 90 Minuten und muß auch noch......-
    fragt man sich doch, wie es täglich Hunderttausende schaffen mit Bussen und Bahnen ihre Erledigungen zu machen.

  11. 45.

    >"Das viele Strecken stillgelegt wurden ist auch ein wenig dem Wahnsinn Auto geschuldet. Das Streckennetz war mal wesentlich dichter."
    Ja nun sind sie weg. Statt dessen fahren jetzt oftmals Busse. Fürs platte Land ist das auch OK als Verkehrsträger. Wenn die öfter und bis 22 Uhr kommen, wärs schon mal super.
    Auch wenn man Bahnstrecken wiederbeleben würde, lohnte sich das erst, wenn Städte mit paar tausend Einwohner dran liegen. Und Nachteil der Strecken übers Land ist auch, dass die Haltepunkte oder Bahnhöfe nicht im Ort sind, sondern meist am Ortsrand oder noch weiter entfernt. Das macht die Nutzung nicht gerade bequemer.

  12. 44.

    Weil die meisten in einer digitalen Welt verlernt haben dass es mehr als schwarz/weiß, 0/1, wahr/falsch, alle/niemand gibt.
    Vielleicht war es aber auch schon vorher so. Ist einfacher.

  13. 43.

    Pendlerströme werden in unserem Land nicht erst seit Corona untersucht und mathematisch erfasst.
    Telefonbetreiberdaten, Stichproben, Pendlerpauschale, Fahrkartenverkauf und noch einiges mehr in einen großen Topf werfen und kräftig schütteln. Dann kommt da schon etwas plausibles bei raus.
    Und Sie dürften u.U. der Ausreißer sein, den man einfach vernachlässigt 1/ 10000..
    Zumindest nicht Teil der einfachen 80% sondern die schwierigeren 20% die man später löst.

  14. 42.

    Warum kommt eigentlich in jedem Thread zur Reduktion des Autoverkehrs eine Welle von Kommentaren die "Reduktion" als "vollständiges Verbot" verstehen? Die gehbehinderte Oma darf gerne weiter Auto fahren. Aber wenn junge, gesunde Menschen für kurze Strecken das Auto wählen, einfach weil die ÖPNV Anbindung mies, und Fahrradfahren lebensgefährlich ist, kann man doch an der Situation etwas verbessern.

  15. 41.

    Stütze steigt um 12%. Da kann man sein Kfz abschaffen und jemütlich chillen. Uff Stütze sein fetzt endlich!

    Danke Gerd!

  16. 40.

    Auch wenn das Umweltticket des VBB mehr als zweihundert Euro kostet, ist das immer noch günstiger als jeden Tag mit dem Auto zu fahren. Das gilt dann jeden Tag im Monat und man kommt durch ganz Berlin und Brandenburg.
    Wenn Sie sich das nicht leisten können dann haben Sie andere Prioritäten.

  17. 39.

    "Der ÖPNV verstopft die Straßen"
    Das entspricht nicht meiner Erfahrung. Dazu müsste die Taktung wohl enorm erhöht werden.

  18. 38.

    "Ich hätte da einen ganz heißen Tipp, vielleicht sollte die Landesregierung zuallererst damit beginnen, keine Schienenstrecken mehr stillzulegen. Schritt zwei wäre die Reaktivierung stillgelegter Strecken - und zwar mit Fahrten mindestens im Stundentakt. " Die Tips sind verständlich und naheliegend. Wieviel Steuerhöhung sind Sie dafür bereit zu akzeptieren, damit die beteiligten Unternehmen und deren Mitarbeiter auch bezahlt werden können?

  19. 37.

    "Natürlich sind da auch Fernpendler etc. dabei aber das hindert ja nicht daran den Anteil des Autoverkehrs zu reduzieren, da ja z.B. 40% der Wege weniger als 5km Autofahrten sein sollen. Das würde ich nicht als Fernpendler bezeichnen. " Per se stimmt das. Aber wie hat man denn die Autos dafür gezählt? Wenn ich hier gezählt werde, sieht man dem Auto doch nicht an, daß ich eigentlich noch rund 100 km Fahrt vor mir habe. Außerdem sehe ich auch immer sehr viele Auto mit Kennzeichen nicht aus Deutschland unterwegs - wie ist das einbrechnet worden? So dehnbar und ungenau, wie der Artikel geschrieben ist, würde das jeder Gutachter zurückweisen als nicht nachvollziehbar.

Nächster Artikel