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Audio: Interview mit Urs Fischer | 04.08.2022 | rbb24 Inforadio | Quelle: imago images/Picture Point

Interview | Union-Trainer Urs Fischer

"Es kann nur ein Ziel für uns geben und das ist der Klassenerhalt"

Drei Derby-Siege und die Europa-League-Qualifikation feierte der 1. FC Union in der vergangenen Saison. Im Interview erklärt Trainer Fischer, warum er trotzdem nicht von großen Zielen träumt und sein Team kein Favorit im anstehenden Hauptstadt-Derby ist.

rbb: Herr Fischer, zum Bundesliga-Auftakt gibt es direkt das Derby. Ihr Präsident Dirk Zingler hat gesagt, dass er das gar nicht gut findet. Wie sehen Sie das?

Urs Fischer: Das sehe ich ähnlich. Mit einem Derby zu starten, finde ich nicht optimal. Am Schluss musst du aber gegen alle antreten und jetzt ist es halt als erstes das Derby.

Ist es trotzdem noch ein besonderer Anreiz?

Ja, ein Derby bleibt ein Derby. Das willst du gewinnen. Wir hatten ein tolles letztes Jahr und konnten drei Derbys gewinnen. Da spürst du dann, was für eine Bedeutung das hat. Jetzt geht es wieder vom Neuem los und logischerweise versucht du auch in diesem Jahr wieder, die Derbys für dich zu entscheiden. Am Schluss geht es aber vor allem um wichtige Punkte und darum, unsere Zielsetzung zu erfüllen. Und die heißt Klassenerhalt.

Sie starten zum vierten Mal in die Bundesliga mit einem Heimspiel, haben dies aber nie gewinnen können. Das wäre doch jetzt die perfekte Möglichkeit, oder?

Ja, jetzt haben wir einmal mehr die Möglichkeit, es zu versuchen. Am Schluss sind die Spielzeiten ja aber auch nicht so schlecht gelaufen. Da will ich jetzt aber nicht spekulieren. Am Ende ist es ein Heimspiel und es geht um drei wichtige Punkte. Es ist ein Derby und das willst du unbedingt gewinnen.

Sie haben nach dem knappen Sieg im Pokalspiel in Chemnitz gesagt, dass sie mit einigen Dingen bei ihrer Mannschaft nicht einverstanden waren. War es aber vielleicht trotzdem gar nicht so schlecht, um nochmal die Sinne bei der Mannschaft zu schärfen?

Ja, das glaube ich schon. Das tut auch gut. Ich muss aber auch sagen, dass wir uns am Schluss natürlich freuen durften. Wir sind schließlich eine Runde weitergekommen. Auch wenn es nicht optimal lief. Aber es hat gereicht. Die Punkte, die wir da wirklich nicht gut gemacht haben, die haben wir analysiert und mit der Mannschaft besprochen. Es gilt Sonnabend eine Reaktion zu zeigen.

Was ist Ihnen beim Gegner Hertha in der Vorbereitung und bei dem Pokalspiel in Braunschweig aufgefallen?

Aus meiner Sicht sind sie gut organisiert und sehr kompakt. Sie machen das Zentrum wirklich zu und sind dort gut besetzt. Ich muss auch sagen, dass ich ihren Auftritt im Pokal als sehr solidarisch empfand. Bei Ballverlusten haben alle versucht, schnellstmöglich wieder kompakt hinter dem Ball zu sein, um dann wieder Druck aufzubauen.

Für mich ist ihre größte Stärke, wenn sie über die Seite kommen. Da haben sie sehr schnelle Spieler, die das Eins-gegen-eins lieben und den Raum lieben. Ihr Umschaltspiel ist sehr zielstrebig auf direktem Weg zum Tor. Ich fand ihren Auftritt gut. Vor allem in der ersten Hälfte. Dann waren die Möglichkeiten da, um den Sack zu zumachen. 2:0 ist ein gefährliches Resultat. Man hat es gesehen: Der Anschlusstreffer kommt und das kann dem Spiel eine andere Richtung geben.

Sie haben es nicht so gerne, wenn man sie nach der Favoritenrolle fragt. Kann man trotzdem sagen, dass Union zumindest nicht als Außenseiter ins Auftaktspiel gegen Hertha geht?

Nein, darauf muss ich mich nicht einigen, weil es mich einfach nicht interessiert. Ich wiederhole mich: Am Schluss ist es ein Derby, wir haben ein Heimspiel und es geht um drei wichtige Punkte für unsere Zielsetzung. Darum wollen wir unbedingt gewinnen.

Sie haben mit Union bislang eine einzigartige Erfolgsgeschichte geschrieben. Erst der Aufstieg, dann der souveräne Klassenerhalt, dann die Conference League und jetzt die Europa League. Ist es nicht doch irgendwann an der Zeit, sich auch nach außen mit anderen und offensiveren Zielen zu präsentieren?

Nein, das sehe ich nicht so. Wir sind im vierten Jahr Bundesliga und mit Schalke und Bremen wird es ein unheimlich schwieriges Jahr. Ich glaube drei Jahre Bundesliga-Erfahrung reichen nicht, um die Zielsetzung wirklich klar zu ändern. Es kann nur ein Ziel für uns geben und das ist der Klassenerhalt.

Wenn man sich die Neuzugänge anguckt, hat man das Gefühl, dass das Spieler sind, die noch vor ein paar Jahren vielleicht nicht zum 1. FC Union, sondern eher zu Borussia Mönchengladbach gegangen wären. Ihr Stellenwert scheint also ein anderer geworden zu sein, oder?

Möglich. Ich glaube schon, dass das natürlich einen Einfluss hat. Aber vorher ist es uns auch gelungen, Neven Subotic zu uns zu holen. Christian Gentner ist zu uns gekommen. Und ein Max Kruse hat seinen Weg zu uns gefunden. Also glaube ich, dass wir auch vorher, als wir noch im zweiten oder dritten Jahr waren und noch nicht den Erfolg hatten, eine interessante Adresse waren. Natürlich glaube ich aber auch, dass die Conference oder Europa League uns interessanter für andere Spieler macht.

Vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Lars Becker, rbb Sport. Bei diesem Text handelt es sich um eine redigierte und leicht gekürzte Fassung. Sie können das komplette Interview hören, wenn Sie das Symbol im Artikelbild anklicken.

Sendung: rbb24, 05.08.2022, 18 Uhr

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