Interview | Neuer TeBe-Sportdirektor
Eigentlich wollte sich Benjamin Borth eine Auszeit nehmen und trat deshalb als sportlicher Leiter beim Fußballverein BAK zurück. Nun steckt er mit TeBe im Regionalliga-Abstiegskampf. Im Interview spricht er über seine Beweggründe.
rbb: Herr Borth, Sie waren acht Jahre lang in verschiedenen Funktionen beim Regionalligisten Berliner AK tätig, zuletzt als sportlicher Leiter. Was war der Grund für ihren plötzlichen Abschied vom Verein?
Benjamin Borth: Es waren acht schöne Jahre, die aber auch sehr anstrengend und kräftezehrend waren. Mein Gedanke war es, jetzt einfach mal ruhig zu machen und abzuschalten.
Dieser Plan ist nicht ganz aufgegangen. Statt der Ruhe geht es für Sie nur wenige Tage nach der Trennung vom BAK als sportlicher Leiter beim Ligakonkurrenten Tennis Borussia weiter. Warum sind Sie dieses Engagement eingegangen?
Das stimmt, mit der Ruhe hat es nicht geklappt. Es gab sehr schnell viele Gespräche mit dem Präsidenten und dem Geschäftsführer von Tennis Borussia, in denen man sich auch schnell einig wurde. Eigentlich hatte ich auch da vermittelt, dass ich ruhig machen will. Aber es hat einfach menschlich sehr gut gepasst und mir ist bewusst geworden, dass ich dem Verein helfen möchte.
Mit dem BAK spielten Sie oben mit. Nun geht es in den Kampf um den Klassenerhalt. Warum haben Sie sich darauf eingelassen, obwohl Sie eigentlich eine Pause machen wollten?
Vielleicht findet man auch im Abstiegskampf seine Ruhe (lacht). Es war wirklich die Menschlichkeit, die mich da überzeugt hat. Ich will einfach helfen, auch wenn ich zuletzt müde von der Arbeit war und eigentlich eine Pause wollte. Mir wurde dann klar, dass es auch andere Menschen gibt, die müde sind, eine Pause brauchen und die Hilfe brauchen. Dementsprechend wusste ich, dass wir das zusammen hinbekommen. Und es ist gerade auch beeindruckend zu sehen, wie hier alle zusammen versuchen, das Ruder rumzureißen.
Wird sich die Arbeit bei TeBe stark von Ihrem alten Job unterscheiden?
Insgesamt ist hier alles schon nochmal ein Tick größer, weil es ein Traditionsverein mit einer großen Fan-Gemeinde ist. Allerdings fehlen aktuell die finanziellen Mittel, um viel Geld in neue Spieler zu investieren. Deshalb wird der Job hier wohl auch schwieriger werden. Ich glaube, Aufsteigen ist immer leichter als die Klasse zu halten.
War man beim BAK von Ihrem Abschied überrascht und vielleicht auch ein bisschen verärgert, dass Sie jetzt das neue Engagement eingegangen sind?
Wir sind absolut im Guten auseinander gegangen. Ich hatte rechtzeitig kommuniziert, dass ich von meinen Ämtern zurücktreten möchte. Und ich hatte den Verein dann auch sofort in Kenntnis gesetzt, dass ich in Gesprächen mit TeBe war. Das hat man beim BAK völlig akzeptiert und wir sind immer noch in gutem Austausch.
Tennis Borussia steht derzeit mit nur einem Sieg und einer miserablen Tordifferenz auf dem vorletzten Tabellenplatz. Wie wollen Sie die Kehrtwende schaffen?
Wir müssen alles auf den Kopf stellen und gucken, woran es hapert. Liegt es an der Defensive oder der Offensive? Ich glaube, es liegt an allem. Deshalb sind wir gerade dabei, alles neu zu machen. Wir haben zum Beispiel gerade die Trainingszeit verlängert und die Übungen intensiviert.
Gehört zu diesem Neuanfang auch ein Trainer-Wechsel? Schließlich scheint Chef-Coach Abu Njie derzeit nicht der richtige Mann für den Job zu sein und führte in der vergangenen Saison schon Tasmania Berlin zum Abstieg.
Auch bei dieser Position wird man schauen müssen. Ich bin erst seit einer Woche hier und habe gegen Luckenwalde mein erstes Spiel der Mannschaft gesehen. Jetzt hoffe ich, dass wir in der kommenden Partie gegen Lichtenberg etwas Zählbares mitnehmen können. Eigentlich ist das aufgrund der Situation sogar Pflicht. Danach muss alles ganz genau erörtert werden und wir werden intern entscheiden, wie wir weiter vorgehen.
Werden Sie im Winter-Transferfenster auch noch weitere Spieler verpflichten?
Ja, das müssen wird. Es wird definitiv Veränderungen geben. Noch haben wir keine Unterschrift irgendwo drunter, aber mein Telefon steht nicht mehr still. Ich bin guter Dinge, dass wir da noch was zusammenbasteln können. Ob das am Ende für den Klassenerhalt reicht, ist aufgrund der Ausgangslage schwierig zu sagen. Aber wir wollen auf jeden Fall ein anderes Gesicht zeigen.
Und wir müssen zweigleisig planen. Bei allen Verpflichtungen wird eine Rolle spielen, ob die Spieler auch dazu bereit sind, mit uns in die Oberliga zu gehen. Nicht alle werden mitkommen, das ist uns bewusst. Aber der Großteil der Mannschaft soll schon so aufgestellt sein. Trotzdem muss das Team auch schlagkräftig sein, wenn es doch in der Regionalliga weitergeht. Das ist die Schwierigkeit.
Vielen Dank für das Gespräch.
Das Interview führte Lukas Witte.
Sendung: rbb24, 30.11.2022, 18 Uhr
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