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Quelle: IMAGO / Picture Point

Alternativ-Guide für den WM-Boykott

Der Fußballhimmel hängt in der Kreisliga

Acht WM-Spiele finden am Wochenende statt. Wer die WM lieber boykottieren, aber trotzdem nicht auf Fußball verzichten will, für den hat rbb|24 einen Alternativ-Guide für Berlin und Brandenburg - von Herthas dritter Mannschaft über Futsal bis in die Kreisliga. Von Fabian Friedmann

Herthas Abstiegskampf in der Bezirksliga

Warum nicht die WM sausen lassen und dorthin gehen, wo wirklich das Herz von Hertha BSC schlägt? Eingefleischte Hertha-Fans wissen: Der Kultclub von der Spree hat zwar seinen Sitz im Berliner Westend, doch ursprünglich kommt die Hertha aus dem Wedding. Knapp vier Jahrzehnte bestritten die Blau-Weißen ihre Spiele im Stadion am Gesundbrunnen, besser bekannt als "Plumpe".

Und dort im Wedding auf dem Sportplatz Lüderitzstraße steigt am Sonntag das Duell von Herthas dritter Mannschaft gegen den BSC Eintracht Südring. Abstiegskampf pur in der Berliner Bezirksliga Staffel 2, wenn der Tabellen-14. auf das Schlusslicht trifft. Anstoßzeit ist um 12 Uhr mittags, also genau zur Halbzeit vom WM-Spiel Tunesien gegen Australien.

Ostalgie beim Flutlicht-Derby in der Regionalliga

Bereits am Freitagabend um 19 Uhr findet in der Regionalliga Nordost das einzige rein Berliner Aufeinandertreffen des Wochenendes statt: Lichtenberg 47 gegen Viktoria 89. Mittlerweile mit einer Flutlichtanlage ausgestattet ist die Howoge Arena "Hans Zoschke" beliebt bei Groundhoppern im gesamten Bundesgebiet. Mit einem Fassungsvermögen von 9.900 Zuschauern ist es nach dem Stadion An der Alten Försterei das zweitgrößte reine Fußballstadion Berlins. Viele Stehplätze, nah am Spielfeld platziert und Hinter-Tor ragt die alte Stasi-Zentrale Erich Mielkes bedrohlich in den Lichtenberger Nachthimmel. Ein Ostalgie-Stadionerlebnis in Reinkultur. Anstoß ist um 19 Uhr.

Südamerikanisches Flair in Brandenburg/Havel

Wer Brandenburg sein zu Hause nennt, der sollte am Wochenende die Brandenburg-Liga ins Visier nehmen. Dort spielt der Brandenburger SC Süd auf dem Werner-Seelenbinder-Sportplatz gegen Grün-Weiß Lübben. Das 5.000 Zuschauer fassende, eng geschnittene Stadion bietet eine ansehnliche Sitztribüne, die in den 90er Jahren errichtet wurde und ein gewisses südamerikanisches Flair versprüht. Passend dazu die klangvollen Namen der besten Torjäger beider Teams: Yulian Andres Cordoba Moreno (BSC Süd) und Jeanpaul Uzuamaka Ajala-Alexis (GW Lübben). Die Vielfalt einer ganzen Fußball-WM in den Namen zweier Spieler der Brandenburgliga. Herrlich!

Der Fußballhimmel in Friedrichshain. | Quelle: rbb/Mathias Ehlers

Der Fußballhimmel in der Kreisliga B

Schon mal im Fußballhimmel gewesen? Sorry, wir meinen nicht das WM-Finale von 2014! Zwischen Ostbahnhof und Warschauer Straße befindet sich nämlich Berlins am höchsten gelegener Kreisligaplatz: der Fußballhimmel. Seit 2007 kann auf dem Dach der Metro auf einem weichen Kunstrasenplatz wahlweise Ronaldos Übersteiger oder die Vinnie-Jones-Gedächtnis-Blutgrätsche ausgepackt werden. Zu fein wummernden Bässen des um die Ecke gelegenen Berghains wird hier der Heimmannschaft von Blau-Weiss Friedrichshain zugejubelt. Am Samstag (16 Uhr) tritt auf dem Himmel deren zweite Mannschaft in der Kreisliga B gegen den BSC Germania an. Frieren muss niemand. Im Winter wird mit Hilfe von Wasserkochern Glühwein aufgewärmt. Stößchen!

Bestes Sucuk im Willy-Kressmann-Stadion

Im Herzen Kreuzbergs am Fuße des Viktoriaparks liegt das geschichtsträchtige Willy-Kressmann-Stadion, Heimstätte von Türkiyemspor Berlin. Der von Arbeitsmigranten gegründete Verein erfreut sich nicht nur hoher Popularität in der türkischen Gemeinde, sondern ist seit Anfang der 90er Jahre auch außerhalb Berlins bekannt und hat zahlreiche Ableger-Vereine. Nach ein paar turbulenten Jahren – 2011 musste Türkiyemspor Insolvenz anmelden – spielt der dreimalige Berlin-Pokalsieger mittlerweile in der Landesliga Berlin. Am Sonntag (14 Uhr) trifft man im altehrwürdigen Katzbachstadion, so hieß die Arena bis 2010, auf den Köpenicker FC. Zu diesem Anlass werden wieder die besten Sucuks der Liga auf den Grill geworfen und danach ins Fladenbrot gepackt. Ein Muss für alle (Fußball)Feinschmecker!

Frauen-Fußball mit Hingabe in Zehlendorf

Im Nachholspiel der Frauen-Regionalliga trifft am Sonntag um 14:30 Uhr der FC Hertha 03 auf die Brandenburgerinnen des SV Blau-Weiß Hohen Neudorf. Spielort ist das malerisch-grüne Ernst-Reuter-Sportfeld in Zehlendorf. Die Damen von FC Hertha 03 können dabei im Abstiegskampf jede Unterstützung gebrauchen. Victoria Targatz, Vorstand von Hohen Neuendorf, sagte vergangene Woche in einem Interview mit der B.Z.: "Der Fokus auf den Sport ist das, wofür wir alle brennen. Unsere Fußballerinnen kämpfen dabei mit einer unvergleichlichen Hingabe und einer Ehrlichkeit für den Erfolg, der all unseren Respekt verdient." Dem bleibt nichts hinzuzufügen. Also los, hin da!

Ein Prinz in der Rehberge-Idylle

Eine der idyllischsten Sportanlagen Berlins liegt wunderbar versteckt im Volkspark Rehberge, genau dort, wo sich Hase und Fuchs gute Nacht sagen. Am Sonntag (14 Uhr) schnürt dort der BSC Rehberge, Spitzenreiter der Bezirksliga Staffel 3, die Fußballschuhe, wenn der Fünftplatzierte SFC Veritas zum Spitzenspiel empfangen wird. Auf Seiten der Gastgeber gibt es dabei einen echten Prinzen zu bestaunen. Nein, nicht Kevin-Prince Boateng, sondern Prince Aboagye, mit sieben Saisontoren der beste Torschütze der Rehberger.

Die Tussen und ihr Schmuckkästchen

Ein weiteres Brandenburger Stadion-Schmuckkästchen, das es am Wochenende zu erleben gilt, ist das Elgora-Stadion im Oranienburger Ortsteil Sachsenhausen. Nach dem Umbau umfasst die äußerst gepflegte Arena mittlerweile 2.100 Plätze, davon 478 überdachte Sitzplätze. Zu Derbys gegen den Stadtrivalen Oranienburger FC Eintracht strömen weit über 1.000 Zuschauer ins Stadion. Gegen Tabellenschlusslicht SV Zehdenick werden es vermutlich nicht ganz so viele sein, aber die Stimmung der treuen Anhänger, der “Tussen”, wird mit Sicherheit wieder bestens sein. Anstoß ist am Samstag um 13 Uhr.

Futsal-Leckerli zwischen Croatia und Liria

Und wem das alles zu kalt, zu windig und zu ungemütlich ist, der kann es sich auch in der Halle bequem machen – und zwar bei einem absoluten Leckerli der Futsal Regionalliga-Nordost. Dort kommt es am Sonntag in der Sporthalle Zehlendorf im Spitzenspiel zum Traditionsduell zwischen Tabellenführer Croatia und dem Zweitplatzierten FC Liria. Letztere sind so etwas wie der Berliner Traditionsverein im Futsal, während Croatia bereits zweimal die Deutsche Meisterschaft gewinnen konnte (2010, 2011). Beide Teams sind gespickt mit technisch hoch begabten Spielern und werden äußerst motiviert ins Duell um die Futsal-Vormachtstellung in der Hauptstadt gehen. Das wird gut! Anpfiff ist um 16 Uhr.

Alle Spiele fürs Boykott-Wochenende im Überblick

Fr., 25.11., 19 Uhr: Lichtenberg 47 – Viktoria 89 Berlin (Regionalliga Nordost)
Sa., 26.11., 13 Uhr: TuS 1896 Sachsenhausen – SV Zehdenick (Brandenburgliga)
Sa., 26.11., 13 Uhr: Brandenburger SC Süd - Grün-Weiß Lübben (Brandenburgliga)
Sa., 26.11., 16 Uhr: BW Friedrichshain II – BSC Germania (Kreisliga B, Staffel 5)
So., 27.11., 12 Uhr: Hertha BSC III – BSC Eintracht Südring (Bezirksliga, Staffel 2)
So., 27.11., 14 Uhr: BSC Rehberge – SFC Veritas (Bezirksliga, Staffel 3)
So., 27.11., 14 Uhr: Türkiyemspor – Köpenicker FC (Landesliga, Staffel 1)
So., 27.11., 14:30 Uhr: FC Hertha 03 – BW Hohen Neudorf (Frauen-Regionalliga)
So., 27,11,, 16 Uhr: FC Liria – SD Croatia (Futsal, NOFV-Regionalliga)

Sendung: rbb24, 25.11.2022, 18 Uhr

Beitrag von Fabian Friedmann

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