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Quelle: Imago Images/Nordphoto, ZUMA Wire, Matthias Koch, Xinhua, Camera 4, Zink, Future Image, Picture Perfect, YAY Images; Collage: rbb

Satirischer Ausblick auf das Sportjahr 2023

Captain Carne und das abgebrannte Olympiastadion

Was hat ein Jägerschnitzel mit Herthas neuer Arena in Staaken zu tun? Gar nicht mal so wenig, wie unser Ausblick auf das kommende Sportjahr in Berlin und Brandenburg zeigt. Aber Achtung: Der Text könnte Spuren von Satire enthalten. Von Mathias Ehlers

Januar

Das Jahr beginnt mit einer Überraschung. Lionel Messi, der nach dem Gewinn des WM-Titels mit Argentinien eine neue Herausforderung sucht, findet sie als Programmdirektor des rbb. Ein monatlicher Mietzuschuss ("Ohne diese 1.000 Euro hätte ich meine Wohnung in Paris aufgeben müssen") hat den Multimillionär letztlich überzeugt. Einen Ausgleich zum Bürojob findet Messi in der Fußballmannschaft von Radioeins, die - bislang überschaubar erfolgreich - in der Berliner Medienliga antritt. Dort bildet der Argentinier mit Hertha-Ikone Axel Kruse ("Es war schon immer Messis Traum, an meiner Seite zu spielen") ein famoses Sturmduo. Als "Ossi & Messi" führen sie Radioeins zum Titel.

Freut sich über den neuen Job: rbb-Programmdirektor Lionel Messi | Quelle: imago images / ANP

Februar

Berlin hat gewählt. Erstaunlicherweise geht die Wiederholung der Wahl zum Abgeordnetenhaus gut. Franziska Giffey (SPD) verliert krachend, zieht sich umgehend aus der Politik zurück und wird professionelle Dartspielerin. Bettina Jarasch (Bündnis 90/Die Grünen) folgt Giffey als Regierende Bürgermeisterin und schockt den 1. FC Union gleich mit ihrer ersten Amtshandlung: Künftig dürfen im Stadion An der Alten Försterei ausschließlich vegetarische Speisen verkauft werden. Dirk Zingler, Union-Präsident und bekennender Sülzkotelett-Ultra (in Aspik!), schmeckt das überhaupt nicht. Mit ein paar Freunden gründet er das "KKK", das "Köpenicker Karnivoren-Kollektiv" und lässt sich einen fleischigen Umhang schneidern. Als "Captain Carne" schleicht er nun nachts durch die Stadt und bewirft das Rote Rathaus mit Bratwürsten.

März

Schock in Hohenschönhausen. Die Eisbären steigen als Vorjahres-Meister tatsächlich aus der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) ab. Der langjährige Besitzer des Teams, die Anschutz Entertainment Group, will mit dem Rekordmeister nichts mehr zu tun haben und sucht händeringend einen Käufer. Ex-Hertha-Investor Lars Windhorst greift zu, inszeniert sich auf seiner Antrittspressekonferenz im Hinterzimmer seines Stammfriseurs "Haireinspaziert" als langjähriger Eishockey-Fan ("LeBron James ist mein Lieblingsspieler") und verspricht den Fans den Gewinn des Super Bowls. Derweil findet eine von Windhorst beauftragte Detektei aus Israel heraus, dass die DEL vor Jahren ein offenbar in Vergessenheit geratenes Abkommen mit dem Tierschutzbund getroffen hat. Demnach dürfen vom Aussterben bedrohte Arten nicht absteigen. Die Eisbären bleiben damit erstklassig.

POV 1. FC Union: Das ist ein Jägerschnitzel | Quelle: Picture Alliance / ZB

April

Captain Carne terrorisiert die Stadt. Die Regierende Bürgermeisterin Jarasch bittet Hertha-Präsident Kay Bernstein um Schlichtung. Bernstein sagt zu und lädt Captain Carne auf ein Jägerschnitzel ein. In Charlottenburg angekommen, bricht für den Anführer des Köpenicker Karnivoren-Kollektivs eine Welt zusammen. Statt der erwarteten panierten Jagdwurst wird ihm ein in Pilzsauce ertränktes Kalbsschnitzel vorgesetzt. Empört wirft er den Tisch um und brüllt Bernstein an: "Das ist doch kein Jägerschnitzel! Das ist ein Verbrechen!" In rasender Wut schwört Captain Carne ewige Rache, klaut Bernsteins Trainingsjacke und setzt das Olympiastadion in Brand.

POV Hertha BSC: Das ist ein Jägerschnitzel | Quelle: Picture Alliance / Imagebroker

Mai

Brasilien hat den Tod seines Fußball-Heiligen Pelé noch immer nicht verarbeitet und kommt zu der Erkenntnis, dass es ohne einen Pelé einfach nicht geht. Als Nachfolger des im Dezember 2022 verstorbenen Nationalhelden wird deswegen Energie Cottbus' Coach Claus-Dieter "Pele" Wollitz eingebürgert. Sein Team nimmt der neue Pele mit nach Übersee. Es steigt dort umgehend als Energia Cottautocarro FC in den Spielbetrieb ein. Vor den Toren Sao Paulos wird das Stadion der Freundschaft originalgetreu nachgebaut und nach wenigen Wochen Bauzeit als Estádio da Amizade eröffnet. Letztlich zieht die gesamte Regionalliga Nordost nach Brasilien und firmiert nunmehr als Liga regional nordeste. Der Nordostdeutsche Fußball-Verband löst sich auf. Erster Meister in der Ferne wird Montanha de Luz 47.

Juni

Bob Hanning kann es nicht fassen. Wegen der um zwei Tore schlechteren Tordifferenz verpassen die Füchse die Meisterschaft und müssen dem SC Magdeburg den Vortritt lassen. Frustriert schmeißt der Manager hin und wird Polizist. Als verdeckter Ermittler soll Hanning ins Köpenicker Karnivoren-Kollektiv eingeschleust werden und die mittlerweile als terroristische Vereinigung eingestufte Gruppe ausspionieren. Der Aufwand lohnt sich. Dank Hannings Informationen erfährt die Polizei, dass das KKK ausschließlich Bio-Bratwürste aufs Rote Rathaus wirft.

Juli

Der Klimawandel schreitet unaufhaltsam voran. Längst ist Potsdam zur Küstenstadt geworden. Die gerade in die zweite Liga abgestiegenen Fußball-Frauen von Turbine Potsdam machen aus der Not eine Tugend und satteln auf Beach Soccer um. Ihr erstes Spiel am Babelsberger Ostseestrand gewinnen die Turbinen deutlich mit 12:1 gegen die Influencer-Truppe von Delay Sports. Der zufällig über die Strandpromenade spazierende Urs Fischer ist beeindruckt. Kurzentschlossen kündigt er bei Union und geht mit Turbine auf eine Beachsoccer-Welttournee. Diese führt auch nach Brasilien. Das Freundschaftsspiel gegen den Energia Cottautocarro FC geht aber knapp verloren.

Nicht mehr viel übrig: Das Olympiastadion | Quelle: imago images / Olaf Döring

August

Die Trauer um das abgefackelte Olympiastadion legt sich. Über ebay-Kleinanzeigen erwirbt Hertha BSC eines der ausrangierten Stadien von der Fußball-WM in Katar und errichtet es als Peter-Pekarik-Kampfbahn in Staaken. Doch weil der morgendliche Schattenwurf der schnieken Arena über die Stadtgrenze hinaus nach Brandenburg reicht, boykottieren die Hertha-Ultras die neue Heimat ihres Vereins. Ohne lautstarke Unterstützung startet Hertha mit einer 0:4-Heimpleite gegen Aufsteiger Heidenheim in die Saison. Besonders bitter: Ex-Herthaner und Neu-Heidenheimer Davie Selke erzielt gleich drei To ... hahahahaha, nee, nur Spaß.

September

Investigativjournalisten des rbb finden heraus, dass Captain Carne zur Finanzierung seiner Tätigkeiten im Untergrund am Kottbusser Tor mit Jägerschnitzeln dealt. Zu seinen Stammkunden gehört auch Herthinho. Das bärige Hertha-Maskottchen ist schwerst abhängig und presst sich täglich bis zu 1892 panierte Jagdwurstscheiben in seinen wanstigen Leib. Um seine Sucht zu finanzieren, greift er regelmäßig in die Mannschaftskasse. Als das auffliegt, wird der langjährige Sympathieträger gefeuert. Peter Pekarik, seit Jahren eng mit Herthinho befreundet, bringt ihn in eine Entzugsklinik in der Schorfheide. Drei Tage später haut Herthinho ab und taucht unter.

Hat eine Menge Probleme: Herthinho | Quelle: imago images / Matthias Koch

Oktober

Auf der Suche nach Herthinho stößt Polizeioberkommissar Bob Hanning auf bislang unbekannte Tagebücher, die Jürgen Klinsmann während seiner Zeit als Hertha-Trainer verfasst hat. Offenbar hat Klinsmann im Auftrag des damaligen Investors Lars Windhorst diverse Sportler und Sportlerinnen der Region daraufhin bewertet, ob sie für Hertha BSC geeignet wären. Über Alba Berlin heißt es dort: "Große Spieler, potentiell kopfballstark, Mehrwert machbar". Die Eisbären kommen nicht so gut weg: "Seltsame Schuhe, unbrauchbar." Auch Darts-Profi Martin Schindler war offenbar ein Thema: "Sehr treffsicher, @Lars: unbedingt kaufen!"

November

Berlin ist in Sorge um Herthinho. Das ehemalige Hertha-Maskottchen wird bewusstlos in einem Neuköllner Hinterhof gefunden. Mit einer akuten Jagdwurst-Vergiftung landet er in der Charité. Während Herthinho dort um sein Leben kämpft, veranstalten die Profiklubs der Region ein Benefizkonzert in der Peter-Pekarik-Kampfbahn. BR-Volleys-Manager Kaweh Niroomand gibt unplugged ein Bon-Jovi-Medley zum Besten, Alba-Macher Marco Baldi covert seine liebsten Death-Metal-Songs aus Finnland und Ex-Energie-Übungsleiter Eduard Geyer rappt auf einem Schäferhund reitend über enthemmten Geschlechtsverkehr im Spaßbad "Tropical Islands". Ende des Monats ist klar: Herthinho kommt durch. Er beginnt ein neues Leben als Eisenbieger auf Sardinien.

One-hundred-and-eighty: Wittstock | Quelle: imago images / Rainer Weisflog

Dezember

Ausnahmezustand in Wittstock. Weil in London das Werfen spitzer Gegenstände verboten wird, findet die Darts-WM stattdessen in der Dosse-Metropole statt. Zehntausende Darts-Fans finden sich im eilig errichteten Festzelt ein und feiern eine Party, wie sie Ostprignitz-Ruppin noch nicht erlebt hat. Bei ihrer ersten WM landet Franziska Giffey auf einem respektablen 37. Platz. Von ihrem Preisgeld spendiert sie Captain Carne einen Tofu-Burger. Der selbsternannte fleischige Rächer ist begeistert von diesem ihm bislang unbekannten Gericht, leistet Abbitte und wirft seinen Umhang in den Müll. Im VIP-Bereich liegen sich derweil rbb-Programmdirektor Lionel Messi und Medienliga-Torschützenkönig Axel Kruse heiter in den Armen und lallen gemeinsam: "Was für ein Jahr!"

Beitrag von Mathias Ehlers

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