Ein Brandenburger bei der Darts-WM
Am Freitag startet für den gebürtigen Strausberger Martin Schindler die Darts-WM in London. Beflügeln könnte Schindler nicht nur sein großer Traum vom ersten Sieg bei diesem Turnier, sondern auch ein Mädchen namens Hailey. Von Fabian Friedmann
Martin Schindler mag es hart. Another Brick in the Wall – zu diesem Song, nicht dem Original, sondern der Cover-Version der Metal-Band Korn, wird der Strausberger am Freitag, den 23. Dezember, das Wohnzimmer des Dartssport betreten, das Alexandra Palace, von der Dartsport-Gemeinde nur liebevoll "Ally Pally" genannt.
Dreimal hat Schindler (Spitzname "The Wall") diesen Moment, vor dieser wahnsinnigen Kulisse, mit dieser tosenden Party, den Fangesängen und wilden Kostümierungen bereits erlebt. "Das ist fantastisch. Das muss man erlebt haben, wie die Zuschauer abgehen - eine geniale Geräuschkulisse mit fantastischer Atmosphäre", schwärmt Schindler.
Doch eines ist dem mittlerweile 26-Jährigen im "Ally Pally" nie gelungen: ein Sieg. Dabei scheinen 2022 die Voraussetzungen für dieses Ziel besonders gut zu sein. Schindler war das erste Mal bei den prestigeträchtigen Majors dabei, spielte die World Matchplay und den World Grand Prix. Der Lohn: der beste Deutsche in der Preisgeldrangliste und Weltranglistenplatz 29.
Durch seine guten Leistungen ist Schindler im WM-Turnier gesetzt und startet erst in der 2. Runde ins Turnier. "Ich fühle mich sehr gut, habe 2022 ein sehr gutes Jahr gespielt, vor allem konstante Ergebnisse erreicht", sagt Schindler, der am Freitag dann auf den Engländer Martin Lukeman (41. der Weltrangliste) treffen wird.
Das aktuell sehr gute Gefühl bei Martin Schindler kommt nicht von ungefähr. Am 13. Dezember ist der Darts-Profi Vater geworden. Dass die Zeit mit Tochter Hailey zuletzt etwas anstrengend war, das nimmt der 26-Jährige gerne in Kauf. 2021 ist der Brandenburger wegen der Familie nach Hessen gezogen, Ende August hat er geheiratet. Es scheint so, als würde das private Glück ihn noch mehr beflügeln, denn Schindler glaubt fest an den ersten WM-Sieg. "Ich sehe mich absolut in der Lage, ihn zu schlagen", sagt er über seinen kommenden Gegner.
Sollte ihm dieser erste Sieg gelingen, dann würde er in der nächsten Runde wahrscheinlich auf einen der Topfavoriten auf den Titel treffen, den Engländer Michael Smith. Doch auch hier wittert der 26-Jährige seine Chance, denn er hat Smith in seiner Karriere bereits schlagen können: "Ich muss an mich glauben und muss meiner Fähigkeit vertrauen, Darts zu spielen. Wenn ich das hinkriege und schaffe, das umzusetzen, was ich spielen kann, dann wird es gegen mich für die großen Spieler sehr schwer werden."
Damit er sein volles Leistungsvermögen abrufen kann, arbeitet Schindler mittlerweile mit einem Mentaltrainer zusammen. Denn der Druck rund um die Darts-WM ist immens hoch – schon Wochen bevor er die ersten Pfeile auf der Bühne in London wirft. Sehr viele Augen werden dann auf ihn, "The Wall", gerichtet sein. "Du kriegst viel mehr Presseanfragen, viel mehr Nachrichten über Social Media. Das geht nicht spurlos an einem vorbei."
Bei der Arbeit mit dem Mentalcoach gehe es auch darum, neben den Drucksituationen an der Scheibe auch die abseits des Spiels zu meistern. "Ob es funktioniert, wird sich zeigen", so Schindler.
Auch wenn die Familie nicht mit im Saal sein kann, wird der frischgebackene Vater nicht allein sein. Jedes Jahr reisen tausende Darts-Fans aus Deutschland mit zum Großereignis nach London. Egal, wie die Partie gegen Martin Lukeman am Ende ausgehen wird, Schindler wird am 24. Dezember auf jeden Fall wieder nach Hause fliegen, um Zeit mit der Familie zu verbringen und mental gestärkt in ein mögliches Spiel gegen Michael Smith zu gehen.
Neben dem Ruhm des Sieges geht es um viel Geld in London. Insgesamt werden 2,5 Millionen Pfund an Preisgeldern ausgeschüttet. Für den Weltmeister gibt es einen satten Preis von 500.000 Pfund. Allein, dass Schindler in der zweiten Runde antritt, beschert ihm 15.000 Pfund. Doch mit der kleinen Hailey hat der Straußberger wahrscheinlich den größten Preis bereits sicher.
Sendung: rbb24|Inforadio, 20.12.2022, 12:15 Uhr
Beitrag von Fabian Friedmann
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