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Eisbären Berlin in der Krise

Absturz mit Ansage?

Die Eisbären Berlin sind deutscher Meister, spielen aber nicht wie einer. Diese Saison droht sogar ein historisch schlechtes Ergebnis. Trotz der aktuellen Talfahrt gibt es Aspekte, die für die Zukunft Hoffnung machen. Von Eddie Neupert

In den vergangenen beiden Jahren hatten die Fans der Eisbären Berlin viel zu feiern. Schließlich wurde ihr Team zweimal in Folge deutscher Meister. Doch davon ist nicht viel übriggeblieben. Die Berliner kommen in dieser Saison einfach nicht ins Rollen und so findet sich die Mannschaft von Trainer Serge Aubin im Tabellenkeller wieder. Eine Situation, die für einige Fans nicht komplett überraschend kommt.

Ingo Schröter, langjähriger Dauerkartenbesitzer, hatte "zumindest im Hinterkopf, dass es keine automatische Titelverteidigung geben wird." Jens Wilke wird sogar deutlicher: "Ehrlich gesagt, ja, ich habe damit gerechnet. Dass es aber so arg werden würde, überrascht mich selbst." Beide sind Redakteure des "Eis-Dynamo", dem Fanmagazin von und für Eisbären-Fans.

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Verpassen der Playoffs? "Spukt im Hinterstübchen"

Aktuell stehen die Eisbären außerhalb der Playoff-Plätze. Sollten diese bis zum Ende der Hauptrunde nicht erreicht werden, wäre es das erste Mal in über 20 Jahren, dass nach der Hauptrunde Schluss ist. Ein Thema, das die Fans beschäftigt, erzählt Schröter: "Das spukt schon im Hinterstübchen herum. Es bedarf schon einer gehörigen Leistungssteigerung, um diesem Fiasko zu entgehen."

Es gibt viele Gründe, warum es für die Eisbären derzeit nicht läuft. Die Transfers sind einer von ihnen. "Die aktuelle Lage ist in dieser Saison der verfehlten Transferpolitik geschuldet. Die Abgänge im Sommer konnten nicht im Geringsten qualitativ kompensiert werden", sagt Jens Wilke. Die Eisbären haben auf nahezu allen Positionen wichtige Spieler verloren.

Redakteur von "Eis-Dynamo": Jens Wilke | Quelle: Privat

Allein in der Defensive fehlen mit Torwart Mathias Niederberger, Ryan McKiernan und Kai Wissmann wichtige Säulen aus der erfolgreichen Zeit. Niederberger, der in den zwei Meisterjahren sicherer Rückhalt für seine Vorderleute war, wurde durch das junge Torhüter-Duo Tobias Ancicka und Juho Markkanen ersetzt. Für beide ist es die erste komplette DEL-Saison. Im Angriff sieht es ähnlich aus. Mit Blaine Byron, Dominik Bokk und dem ehemaligen NHL-Profi Frans Nielsen verließen "drei offensive und teilweise Schlüsselspieler den Verein", führt Wilke fort.

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Die Verletztenliste ist lang

Warum das momentan nicht optimal, aber für die Zukunft genau richtig ist, erklärt Ingo Schröter: "Natürlich ist es ein gewisses Risiko, wenn man den Druck hat, erfolgreich zu sein. Aber perspektivisch gesehen sehr vernünftig, auch für die Entwicklung des deutschen Eishockeys."

Wilke schaut ebenso positiv in die Zukunft und hofft bei vielen Spielern auf eine ähnliche Entwicklung wie die vom aktuell verletzten Eric Mik oder Ex-Eisbär Kai Wissmann. Mik spielt seit seiner Jugend in Berlin, hat sämtliche U-Mannschaften durchlaufen und sich in den Meisterjahren zum wichtigen Bestandteil des Teams hochgearbeitet. Wissmann war zwischen 2014 und 2022 bei den Eisbären aktiv und steht vor dem Sprung in die nordamerikanische NHL.

Ein weiterer Grund für die Misere ist die lange Verletztenliste. Gerade zu Beginn der Saison spielte die eine große Rolle. "Dadurch mussten immer wieder die Reihen umgestellt werden, es kam kein Rhythmus auf und es konnte keine Eingespieltheit entstehen", meint Wilke. Inzwischen sind zwar einige Spieler wieder zurück, aber gefunden hat sich die Mannschaft immer noch nicht. Genau das spiegelt sich in den Ergebnissen wider. Den Eisbären fehlt die Konstanz und so pendeln sie regelmäßig zwischen wenigen Hochs und vielen Tiefs.

"Einmal Eisbär, immer Eisbär

Ähnlich schlecht wie auf dem Eis sieht es momentan auf den Rängen aus. Bereits vor der Pandemie nahm die Zuschauerzahl immer weiter ab. Und auch nach den Einschränkungen gibt es statt ausverkauftem Haus nur knapp über 10.000 Fans in der Halle. "Dass sich bei vielen in den letzten drei Jahren der Fokus verschoben hat, ist nur allzu verständlich", nennt Jens Wilke eine mögliche Ursache für den Zuschauerschwund. Das Stammpublikum ist trotzdem noch recht groß und es gibt viele Fans, "die die schlechten Zeiten in den 90ern mitgemacht haben", sagt Wilke. Einer von ihnen war Ingo Schröter, der ganz locker meint: "Wir haben schon wesentlich schlimmere Zeiten erlebt."

Und über eben diese Zeiten, genauso wie über die guten, schreiben die beiden in dem Fanzine "Eis-Dynamo". Seit 1993 wird das Fanmagazin veröffentlicht und berichtet über alles, was mit dem DEL-Rekordmeister zu tun hat. Auch kritisch. Besonders in Phasen wie jetzt für viele eine willkommene Abwechslung, wenn die Offiziellen mit Floskeln um sich werfen.

In den kommenden Wochen gilt es für die Eisbären Berlin, einen gemeinsamen Rhythmus zu finden und als Team aufzutreten. Ansonsten könnte diese Übergangssaison ganz schnell zu einer Alptraumsaison werden, in der nicht einmal die Playoffs erreicht werden. Von den Fans sollte dennoch genügend Unterstützung kommen. Und so sagt Schröter: "Dadurch, dass ich schon so einiges mitgemacht habe mit meinem Verein, bin ich auch in nicht so schönen Zeiten eine treue Seele. Da passt dann halt der Slogan "Einmal Eisbär, immer Eisbär"."

Sendung: rbb24, 02.12.2022, 22 Uhr

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