Mindestens ein Neuzugang soll kommen
In der Regionalliga Nordost ist Winterpause und Energie Cottbus steht auf Tabellenplatz eins. Doch haben die Lausitzer das Zeug dazu, auch am Ende der Saison die Liga anzuführen? Und was wird dann? Ist der Aufstieg zu schaffen? Von Andreas Friebel
Über die Feiertage ist es ruhig im Stadion der Freundschaft. Inzwischen ist auch der Schnee geschmolzen, der zentimeterdick auf dem Rasen lag - und wegen dem auch das letzte Spiel des Jahres gegen Chemie Leipzig abgesagt werden musste. Am 21. Januar wird es nachgeholt. Und das führt dann zu einer ziemlich kurzen Vorbereitung. Nur 17 Tage liegen zwischen dem Trainingsauftakt (4. Januar) und dem Neustart der Liga.
"Als klar war, dass wir eine Woche früher starten als geplant, wurden die individuellen Trainingspläne der Spieler angepasst. Am Termin für den Trainingsauftakt haben wir aber nichts verändert", so Coach Claus-Dieter Wollitz, der die Feiertage in seiner Heimat Osnabrück verbringt. "Es kostet viel Kraft, eine Mannschaft immer wieder neu zu formieren, und deshalb brauche ich auch mal etwas Erholung."
Ein paar Telefonate wird Wollitz aber trotzdem führen müssen, denn bis zum Trainingsauftakt soll es noch einen Neuzugang geben. Präsident Sebastian Lemke hat grünes Licht gegeben. "Ja, ein Spieler wird noch kommen." Und vielleicht wird es auch noch einen zweiten Neuzugang geben. "Das müssen wir mal sehen. Wir brauchen auf jedem Fall jemanden, der in der Offensive flexibel einsetzbar ist", beschreibt Wollitz das Anforderungsprofil.
Wichtig wird außerdem sein, dass der Neuzugang sofort weiterhilft. Also aus dem laufenden Spielbetrieb kommt. Zeit für eine wochenlange Eingewöhnung ist nicht da. Auf transfermarkt.de wird der Jenaer Maximilian Krauß als Neuzugang ins Gespräch gebracht. Ob die Thüringer, die sich selbst noch im Meisterschaftrennen befinden, einen Spieler an einen Konkurrenten abgeben, wird sich zeigen.
Verstärkungen haben die Cottbuser aber nötig. Denn der erste Tabellenplatz täuscht ein wenig über die aktuelle personelle Lage hinweg. Seit Wochen ist das Lazarett von Energie gut gefüllt. Abgesehen von Joshua Putze (Kreuzbandriss), dürfte zum Trainingsauftakt kein bislang verletzter Spieler wieder dabei sein. Prognosen, wann Paul Milde, Tim Heike oder Niclas Erlbeck wieder zurückerwartet werden, gibt es aktuell nicht.
Das ist ein großes Problem mit Blick auf die Rückrunde. Denn die Topteams in der Regionalliga sind ziemlich eng beieinander. Und es dürfte noch enger werden, wenn Mannschaften wie der Berliner AK oder Chemie Leipzig ihre zwei Nachholpartien absolviert haben. Ausrutscher kann sich da niemand leisten.
Der FC Energie Cottbus hat aber beim Liga-Neustart einen großen Vorteil gegenüber der Konkurrenz. Von den geplanten sechs Partien bis Ende Februar finden vier daheim statt. Das Stadion der Freundschaft ist in dieser Saison eine echte Festung. In sieben Spielen gab es sieben Siege. Kein Team der Regionalliga kann da mithalten. Und die beiden Auswärtspartien in Luckenwalde und Meuselwitz scheinen machbar.
Auch die Spiele, in denen Cottbus vor der Winterpause etwas strauchelte (1:4 beim BFC Dynamo, 2:2 in Erfurt) finden im Frühjahr zuhause statt. Mit Blick auf Platz eins in der Meisterschaft wird also viel darauf ankommen, wie es im neuen Jahr im Stadion der Freundschaft läuft.
Doch die Frage des Aufstiegs wird leider nicht allein über die Meisterschaft entschieden, sondern fällt final erst in zwei Spielen gegen den Meister aus der bayrischen Regionalliga. Zwar kämpft inzwischen der Nordostdeutsche Fußballverband (NOFV) dafür, dass diese Aufstiegsregelung mit den beiden Spielen abgeschafft wird. Ob sich dafür bundesweit eine Mehrheit findet, die auch die Zustimmung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) findet, ist aber fraglich. Der Vorschlag des NOFV sieht vor, dass künftig fünf Mannschaften aus der dritten Liga absteigen und damit dann die Meister der fünf Regionalligen direkt aufsteigen können.
Vor 2024 dürfte an den aktuellen Regelungen aber nichts geändert werden. Deshalb stehen vor einem möglichen Aufstieg Anfang Juni noch zwei Partien gegen den bayrischen Meister an. Nach Lage der Dinge, wird der aus Unterhaching oder Würzburg kommen. Beide Teams sind souverän in ihrer Liga unterwegs und egal wer es wird, eine ziemlich hohe Hürde für den Meister aus der Nordost-Staffel.
Und noch ein Problem könnte dem FC Energie in der Zukunft drohen. Denn nach den Rücktritten von Vizepräsident Hagen Ridzkowski und Verwaltungsratsmitglied Mathias Jäckel ist unklar, wie die beiden wichtigen Sponsoren den Klub künftig unterstützen. Weder Ridzkowski noch Jäckel haben sich bislang zu ihrem Ausscheiden zum Jahresende geäußert und damit auch nichts zu ihrer künftigen Rolle als Sponsor erklärt. Üblicherweise werden Sponsorenverträge immer bis zum 30. Juni geschlossen. Für diese Saison ist damit alles abgesichert. Doch wie geht es in der neuen Spielzeit weiter? Sollte Cottbus den Aufstieg schaffen, dürfte es sicher leichter werden, neue Partner zu finden.
Sendung: rbb24 Inforadio, 27.12.2022, 9:15 Uhr
Beitrag von Andreas Friebel
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