Union vor dem Spiel gegen Hoffenheim
Fast zehn Wochen hatte der 1. FC Union, um die drei sieglosen Spiele vor der WM-Pause zu verarbeiten. Nun wollen die Köpenicker gegen Hoffenheim wieder angreifen. Doch die Woche verlief unruhig. Von Jakob Rüger
Urs Fischer hatte keine einfache Woche. Mitten in die Vorbereitung auf das Hoffenheim-Spiel platzte eine Transferbombe. "Oliver hat mich angerufen und gefragt, ob ich sitze", schildert der Trainer ein Telefonat mit Manager Ruhnert am Montag, indem es um den Abgang von Julian Ryerson ging. "Er hat mir dann die Nachricht überbracht, das hat uns alle überrascht. Passt uns natürlich überhaupt nicht, aber so ist das Geschäft."
Borussia Dortmund hat die Ausstiegsklausel des norwegischen Nationalspielers für 5 Millionen Euro gezogen. Plötzlich ging alles ganz schnell und Urs Fischer fehlt ein wichtiger Spieler. "Gratulation an Dortmund", sagt der Schweitzer sichtlich zähneknirschend. "Die haben sich wirklich einen guten Außenverteidiger geholt. Obwohl was heißt Außenverteidiger, Julian ist ein vielseitig einsetzbarer Spieler."
Der 1. FC Union steht vor zwei englischen Wochen zum Start in die zweite Saisonhälfte nur noch mit zwei gelernten Außenverteidigern da. Neuzugang Jérôme Roussillon hat noch Trainingsrückstand und wird noch nicht zur Verfügung stehen. Christopher Trimmel und Niko Gießelmann darf nun erst einmal nichts passieren. Manager Oliver Ruhnert sondiert eifrig den Transfermarkt. Es ist eine Situation auf die Urs Fischer gerne verzichtet hätte. "Wir werden uns treu bleiben", so Fischer trotzig. "Julian ist nicht mehr da, das schmerzt, nun gilt es das Beste daraus zu machen."
Die TSG Hoffenheim startete furios unter dem neuen Trainer Andre Breitenreiter in die Saison. Doch aus den letzten neun Spielen vor der WM-Pause gab es nur einen Sieg. Die Gäste sind in der Tabelle abgerutscht. "Jeder weiß, was Hoffenheim draufhat, dass sie eine sehr spielstarke Mannschaft ist", warnt Unions Innenverteidiger Timo Baumgartl. "Sie haben ihre Probleme, wenn wir unser Spiel durchbringen, von daher wird es ein Spiel auf Augenhöhe."
Die Eisernen sind bislang das laufstärkste Team der Bundesliga, doch auch Hoffenheim spult als Dritter in dieser Kategorie jede Menge Kilometer ab. Ausgerechnet Unions Außenverteidiger werden gefordert sein. Kein Team bereitet mehr Tore über Flanken vor als die Kraichgauer.
Hoffenheims Trainer Andre Breitenreiter und Urs Fischer haben eine Gemeinsamkeit. Beide trainierten den FC Zürich. Fischer von 2010 bis 2012, Breitenreiter in der vergangenen Saison, in der er fast schon sensationell den Schweizer Meistertitel holte. "Er hat das überragend mit dem FC Zürich gemacht", lobt Fischer seinen Kollegen. "Offensiver Fußball, mit Umschaltmomenten, er hat aus dem vorhandenen das optimale gemacht."
In der vergangenen Saison trafen sich beide auch in der Schweiz. "Wir haben uns in Zürich auf der Tribüne mal getroffen. Bei einem Spiel meiner Tochter haben wir uns ausgetauscht und gefachsimpelt, es war sehr interessant", erzählt Fischer.
Die erwartete Aufstellung
Urs Fischer hat die Qual der Wahl. In der Innenverteidigung kämpfen durch die Sperre von Diogo Leite drei Spieler um zwei Positionen. Im Sturm sind es nach der Grippeerkrankung von Sven Michel sogar noch vier Spieler, die gerne von Beginn an ran wollen. Gerade die Angreifer haben in den sechs erfolgreichen Testspielen auf sich aufmerksam gemacht. Kevin Behrens gilt als einer der Gewinner der Vorbereitung.
Das Sturmduo dürfte aber wieder Sheraldo Becker und Jordan heißen. In der Innenverteidigung haben Danilho Doekhi und Timo Baumgartl die besten Karten. Dünn wird es hingegen im Mittelfeld und auf den außenbahnen. Nach Abgängen und Verletzungen sind die Alternativen für Urs Fischer knapp.
So könnte Union beginnen: Rönnow - Doekhi, Knoche, Baumgartl - Trimmel, Khedira, Gießelmann, Haberer, Haraguchi - Becker, Jordan.
Ein souveräner Sieg des 1. FC Union zum Bundesliga Re-Start.
Der rbb|24-Tipp: 2:0
Sendung: rbb24, 19.01.2022, 21:45 Uhr
Beitrag von Jakob Rüger
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