Interview | Babelsberg-Trainer Markus Zschiesche
In der Hinrunde mischte der SV Babelsberg an der Spitze der Regionalliga Nordost mit, bis eine Niederlagen-Serie vor der Winterpause für den Einbruch sorgte. Für die Rückrunde gibt sich Trainer Markus Zschiesche im Interview nun wieder optimistisch.
rbb: Herr Zschiesche, vor der Winterpause gab es für den SV Babelsberg fünf Niederlagen in Folge. Wie war Ihre Gefühlslage zum Jahreswechsel?
Markus Zschiesche: Ich hatte das Gefühl, dass wir auf jeden Fall mehr Punkte hätten holen können. Aber die Niederlagen, die wir hatten, waren ja nicht gegen irgendwelche Gegner, sondern Teams, gegen die man auch verlieren darf. In dieser Liga kann jeder gegen jeden gewinnen. Nach zwei oder drei Niederlagen macht sich natürlich jeder so ein bisschen seine Gedanken. Im letzten Spiel gegen Cottbus waren wir dann klar die bessere Mannschaft und haben trotzdem unglücklich mit 0:1 verloren. Da war unsere Spielweise aber wieder so zu sehen, wie man sie von uns kennt. Das hat mich optimistisch gemacht, was die Rückrunde angeht.
Das neue Jahr begann mit zwei Testspielen gegen Oberligisten. Dort gab es einen hohen 6:0-Sieg gegen Tasmania Berlin und eine überraschende 2:3-Niederlage gegen den MSV Neuruppin. Überwiegt der Mut aus dem Sieg oder der Frust aus der Niederlage?
Keines von beiden. Am Ende zählen die Punktspiele. Dass man gegen einen Oberligisten nicht verlieren will und sollte, ist die eine Sache. Aber der BAK ist zum Beispiel auch gegen einen Verbandsligisten aus dem Pokal geflogen. Das passiert nun mal im Fußball. Gegen Neuruppin haben wir ein paar Sachen ausprobiert, drei oder vier Spieler waren nicht dabei und die haben auch nicht schlecht gespielt. Von daher nimmt man daraus mit, dass man niemanden unterschätzen darf und auch keine Angst vor großen Gegnern haben muss. Dass jetzt vorwiegend über die negativen letzten Wochen gesprochen wird, ist klar. Aber man darf nicht vergessen, dass wir am 9. Spieltag die einzigen waren, die noch ungeschlagen waren. Man muss das Große und Ganze sehen, und das war schon okay.
Welche Maßnahmen haben Sie in der Winterpause ergriffen, um Ihre Mannschaft in der Rückrunde wieder zurück nach oben zu führen?
Wir haben schon am 2. Januar mit dem Training begonnen. Davor hatten die Spieler in ihrer letzten Urlaubswoche aber schon einen Laufplan bekommen, an den sie sich halten mussten. Jetzt haben wir noch einmal intensiv an der Körperlichkeit und dem Läuferischem gearbeitet und wiederholt, wie wir das Spiel taktisch gestalten wollen. Nun müssen die Jungs am Spieltag die Leistung zeigen.
Von Veränderungen im Kader haben Sie im Winter abgesehen. Gab es keine Notwendigkeit, noch einmal auf dem Transfermarkt zuzuschlagen?
Für unserer Budget passt das aktuell so ganz gut. Verbessern will man sich immer, aber das muss halt auch passen. Und deswegen gab es im Winter keine Transfers.
Zum Rückrunden-Auftakt stehen zwei Auswärtspiele gegen Leipziger Teams an. Erst geht es am kommenden Sonntag gegen Lok, eine Woche später dann gegen Chemie. Beide belegen in der Tabelle die Plätze direkt vor Babelsberg und könnten mit Siegen überholt werden. Ist das Ihr Ziel für die nächsten zwei Wochen?
Nein. Wir wollen von Spiel zu Spiel gucken. Wir hatten in der Saison bereits viermal die Chance, durch einen Sieg auf Platz eins zu kommen und haben das nicht geschafft. Deswegen ist das nicht unser Ziel. Wir wollen immer gewinnen, aber nicht so oft auf die Tabelle schauen.
Mit Kapitän Daniel Frahn fehlt Ihnen verletzungsbedingt schon länger einer Ihrer Leistungsträger. Gibt es Hoffnung auf ein Comeback des Stürmers zum Rückrunden-Start?
Er ist im Aufbautraining und steht auf dem Platz. Aber wir wollen sicher gehen und vorsichtig sein. Nicht, dass er zu schnell wieder anfängt und uns dann wieder fehlt. Er muss fit sein und sich gut fühlen. Aber da ist er auf einem guten Weg. Wir hoffen, dass es nicht mehr lange dauern wird.
Ihr Brandenburg-Konkurrent Energie Cottbus gilt als einer der heißesten Kandidaten auf den Aufstieg und hat gerade den Vertrag von Trainer Claus-Dieter Wollitz verlängert. Wie blicken Sie auf die Lausitzer? Wird Ihre Mannschaft diese an der Spitze noch einmal unter Druck setzen?
Ich würde das nicht so auf Cottbus und Babelsberg reduzieren. Da gibt es noch genug andere Teams. Wir haben nicht den Anspruch aufzusteigen. Auch die Größe und das Finanzielle unterscheidet beide Vereine. Aber natürlich waren wir vor den Niederlagen die ganze Zeit oben mit dabei. Und da wollen wir auch wieder hin. Unser Ziel ist es, immer in Schlagdistanz zur Spitze zu sein. Ob dann wirklich Energie Cottbus ganz oben steht, werden wir sehen. Die Liga ist so eng beieinander, dass nur ein einziges Tor über den Aufstieg entscheiden kann. Wir brauchen uns vor keinem verstecken und können jeden schlagen, wenn wir einen guten Tag haben. Aber genau so sieht das da oben bei den anderen Mannschaften aus.
Gibt es denn trotzdem eine Zielsetzung, auf welchem Platz der SV Babelsberg die Saison im Sommer beenden soll?
Unser Ziel vor der Saison war es, auf einem besseren Tabellenplatz als die letzten drei Jahre zu stehen (Platz 8, 11 und 10, d. Red.). Das ist auch immer noch so. Hätten wir nicht diese gute Anfangsphase gehabt, hätte man mit uns vielleicht gar nicht so wirklich gerechnet. Jetzt ist die Frage nach einer Platzierung an der Spitze natürlich berechtigt, aber unsere Zielsetzung hat sich nicht verändert. Alles, was darüber hinaus geht, ist natürlich super. Wir wollen aber vor allem gucken, dass wir die Mannschaft so weit entwickeln, dass wir nächstes oder übernächstes Jahr sagen können, dass wir wirklich vorhaben, oben mitzuspielen. Wenn wir das jetzt schon können, ist das umso besser. Aber das wird noch ein langer Weg und es kann alles passieren.
Vielen Dank für das Gespräch.
Das Interview führte Lukas Witte, rbb Sport.
Sendung: rbb24, 18.01.2022, 18 Uhr
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